Eine couragierte Frau voller Lebensfreude und Vorlieben–Annegret Haake hat zum Geburtstag eingeladen

Annegret Haake inmitten ihrer Gratulanten und Gratulantinnen. Ihr zu Ehren führte eine Tänzerin aus Indonesien den Tanz einer „Kriegerin“ auf. Foto: privat

Kronberg (hmz) – Für diese vielseitig talentierte, engagierte und auch couragierte Frau, die gerade ihren 90. Geburtstag gefeiert hat, die richtigen Worte zu finden, um sie angemessen zu würdigen, war für die Überbringer und Überbringerinnen der Glückwünsche nicht einfach. Wo anfangen und wie das Typische beschreiben, das Annegret Haake ausmacht?

Das Kraftvolle ihrer Lebensfreude, ihre ansteckende Fröhlichkeit, ihre herzliche Präsenz und große Hilfsbereitschaft, ihre liebenswerten Eigenheiten oder ihre Vorliebe für die Kultur und Textilkunst Indonesiens? Nur wenige Eckpunkte ihres reich erfüllten Lebens konnten gestreift werden, aber aus allen Dankesreden war die große Wertschätzung zu hören, die Bewunderung für einen gradlinig selbstbestimmten Weg, auf dem sie lieber hilft, als selbst Hilfe anzunehmen. Bei den Vorbereitungen zu ihrer großen Geburtstagsfeier in der Stadthalle wich sie den Helfern und Helferinnen nicht von der Seite, die alles für den Festtag hergerichtet haben. Und so, wie die wichtigsten Abschnitte in ihren neun Lebensjahrzehnten, setzte sich auch die Gästeliste zusammen: ihre Familie, Freunde unter anderem aus Indonesien und die vielen Wegbegleiter aus dem Burgverein. Erich Geisel hat sie gleich in den Anfängen für den Verein geworben, ohne zu ahnen, welches Glückslos er gezogen hatte. Die Ostereier-Ausstellung auf der Burg, das Kürbisfest, Batik-Ausstellungen – damit hat Annegret Haake die Burg ins „Gerede“ gebracht, und wo immer eine helfende Hand gebraucht wurde – sie war schon da. „Mir ist sie aufgefallen, weil sie mit ihrem Lächeln immer gute Laune verbreitet hat. Bei den unterschiedlichsten Dingen auf der Burg war sie immer voller Fröhlichkeit dabei, egal, wie viel Arbeit auch angestanden hat“, erinnerte sich Bürgermeister Christoph König. Der indonesische Generalkonsul Pak Acep Somantri dankte Annegret Haake für ihre jahrelange Unterstützung, erinnerte an ihre vielen Aufenthalte in diesem Inselstaat und ihre Begeisterung, mit der sie die Batikkunst angenommen, verstanden und weitergegeben hat. In diesem Sinne dankte ihr auch Vanessa von Glisczynski vom Frankfurter „Weltkulturenmuseum“, dem Annegret Haake ihre indonesische Stabfigurensammlung überlassen hat.

Blick über den Ozean

Heribert Didden von der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft lobte ihren „Blick über den Ozean“ – sie verkörpere den Brückenschlag zwischen den Kulturen und wirke über ihr lokales Engagement hinaus. Sie sei eine Repräsentantin eines noch jungen Kontaktes im Rahmen der internationalen Völkerverständigung. „Wir werden reicher durch die Beschäftigung mit anderen Kulturen“, so Didden. Die mahnenden Worte des langjährigen Burgverein-Mitglieds Uwe Wittstock dürften ganz im Sinne der Familie gewesen sein, und er fand einen passenden Bezug aus den Vorgaben der Denkmalpflege. „Nutzung ist die beste Denkmalpflege“, die aktive Unterstützung sei gewünscht, aber ganz im Sinne einer schonenden Nutzung, bei der sie auf sich Acht geben müsse, und der dritte Punkt sei die Gefahrenabwendung. „Konkret heißt das, keine Wege im Dunklen, und steile Treppenaufgänge, die weder tritt- noch rutschfest sind, keinesfalls mehr benutzen.“ Dass sich Annegret Haake, die ständig auf der Burg ist und sich wie nur wenige mit ihr identifiziert, daran halten wird, wäre wünschenswert. „Wir brauchen dich“, so Uwe Wittstock. Sie habe ganz in den Anfängen Kisten voll mit Scherben gefunden, diese gereinigt, sortiert und schließlich zusammengefügt. Es waren Ofenkeramiken.

Diese Fundscherben weckten sogar wissenschaftliches Interesse, und in einem Schreiben vom 17. Juni 2002 wurde ihr für ihre Mitarbeit von einem Wissenschaftler größter Respekt und Anerkennung gezollt. „Es war ihr nichts zu viel. Aus den alten Vorhängen im Prinzenturm hat sie Postkarten gemacht, es wurde eben nachhaltig gearbeitet“, so Wittstock weiter. Ihre Familie wohnt nicht in ihrer Nähe, sie zog alleine im Jahr 1966 nach Kronberg und fand hier ihre neue Heimat und Wirkungsstätte. „Die Burg ist einer ihrer wichtigsten Lebensinhalte, dazu zählen auch Nachbarn und Freunde. Das ist der Ersatz für ihre Familie“, so Albert Meyer, einer ihrer Neffen, der sie selbst als einen „Gutmenschen“ beschrieb. Damit verband er auch die Hoffnung, dass seine Tante in schwierigen Situationen die Unterstützung erhält, die dann notwendig werde.

Sorgenvolle Worte, die Annegret Haake bestimmt nicht gerne gehört hat. In ihrer Dankesrede sprach sie von einer Sturmflut, die sie miterleben musste, gerade, als ihr inzwischen 85-jähriger Bruder geboren wurde. „Die Deiche waren überflutet und die Obstbäume standen bis zu den Kronen unter Wasser.“ Sie erzählte Geschichten aus der alten Heimat nahe Bremen, einem sturmgebeutelten Gebiet, rau, kantig, Wind und Wetter trotzend, wie die Menschen, die dort leben. „90 Jahre sind eine sehr lange Zeit, sie war nicht immer positiv“, so die Jubilarin. Es ist ihr zu wünschen, dass der Wind sie stets in die für sie günstigste Richtung weht.



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