Kronberg (kb) – Vor zehn Jahren bekam Gerhard Müller aufgrund seiner zahlreichen Verdienste für das Gemeinwesen die Ehrenplakette der Stadt Kronberg verliehen. Neben seinem Engagement beim Deutschen Roten Kreuzt (DRK), dem er seit seinem 15. Lebensjahr als Mitglied verbunden war und dessen Kronberger Ortsverein er zwischen den Jahren 1996 und 2011 vorstand, war Müller auch kommunalpolitisch sehr aktiv und beteiligte sich rege am Kronberger Vereinsleben. Sein „langjähriges, umfangreiches und herausragendes ehrenamtliches Engagement“, so hieß es in der damaligen Laudatio, war sicherlich mehr als Grund genug, ihn zum Ehrenbürger zu machen. Das bleibt, auch wenn Gerhard Müller nun wenige Wochen nach dem Tod seiner Ehefrau Gabriele, die ihn in allen Lebenslagen unterstützte, im Alter von 84 Jahren verstorben ist. „Immanuel Kants Zitat „Ich kann, weil ich will, was ich muss“ war Leitfaden des alt eingesessenen Kronbergers, der in der Stadt am Taunushang auch als „Doppes-Müller“ bekannt war.
Am 20. Mai 1940 in Mannheim geboren, wurde Müller im Laufe der Zeit Schulleiter der Oberurseler Erich-Kästner-Schule, Ehemann, Vater und Großvater. Seine Familie mütterlicherseits stammte seit Generationen aus der Burgstadt und so kam er aufgrund eines im Zweiten Weltkrieg zerbombten Mannheims und des Entschlusses seiner Eltern im Alter von zwei Jahren nach Kronberg. Beim Ortsverein des DRK war er tatkräftig dabei, Erste-Hilfe-Kurse zu initiieren und zu begleiten, er packte beim damaligen sehr kräftezehrenden Winterrettungsdienst am Fuchstanz am Altkönighang und am Posterholungsheim sowie der baulichen Ertüchtigung der Josef-Jäger-Hütte an. Kronbergs DRK-Vorsitzender Oliver Reis nannte ihn zu Lebzeiten einen „Schatz in unseren Reihen“, der maßgeblich zum guten Ruf des Deutschen Roten Kreuzes in dieser Stadt beigetragen habe. Neben den genannten Großprojekten waren es auch unzählige kleine, gleichzeitig für Gerhard Müller völlig selbstverständliche Taten, die Spuren hinterließen. So initiierte er beispielsweise die Aktion „Weihnachtspäckchen für bedürftige Kronberger Bürger“, organisierte Vereinssommerfeste in seinem idyllischen Garten oder sorgte aus eigenem Antrieb rechtzeitig vor dem Palmsonntag für ausreichend Palmwedel. Das setzte voraus, dass er selbst zur Gartenschere griff und seine eigene Buchsbaumhecke stutzte. Ebenso setzte er öffentliche Akzente als „Herold“ in dem durch die Theatergruppe „die hannemanns“ präsentierten Ritterschauerdrama „Blut und Liebe“, im Pfarrgemeinderat der katholischen Kirche Sankt Peter und Paul, in der Kronberger Gruppe der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, dem Heimat- und Geschichtsverein sowie dem Partnerschaftsverein Kronberg-Ballenstedt und dem Taunusklub. Die Politik war in den 1960er Jahren auf Müller aufmerksam geworden. Federführend beteiligte er sich in dieser Zeit bei zwei Bürgerinitiativen in Kronberg zwischen den Jahren 1967 und 1968. Eine davon verhinderte die Bebauung eines Teils des Stadtparks. Mit seinem Eintritt in die Kronberger CDU im Jahr 1968 wurde er deren stellvertretender Vorsitzender bis zur Gemeindefusion im Jahr 1972, von da an für zwei Wahlperioden Stadtverordneter und für vier Wahlzeiten Ortsbeiratsmitglied. Obwohl sich Müller in all den Jahren durchaus den Ruf erwarb, seinen persönlichen Standpunkt vehement zu verteidigen und er sich auch in der Öffentlichkeit stets „einen eigenen Kopf“ bewahrte, wurde ihm gleichwohl die Fähigkeit attestiert, Menschen für Ideen begeistern und etwaige vorhandene Spannungen ausräumen zu können, um gemeinsam für eine „gute Sache“ zu kämpfen.
So lobte im Jahr 2014 auch bei der Verleihung der Ehrenplakette der damalige stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher und heutige Bürgermeister der Stadt Kronberg, Christoph König, Gerhard Müller habe im wahrsten Sinne des Wortes „Kopf, Herz und Hände für Kronberg eingesetzt“, und betonte im gleichen Atemzug die Beharrlichkeit, Zielstrebigkeit und vorbildliche Einsatzbereitschaft des nun verstorbenen Ehrenbürgers.