Kronberg (hmz) – Einmal im Jahr dreht sich alles rund um das Thema „Apfel“ und jedes Jahr wird ein Hobbykelterer mit dem Titel „Kronberjer Äppelwoimaster“ geehrt und sein „Stöffche“ prämiert. In diesem Jahr heißt der Sieger Stefan Mausolf, auf den zweiten Platz „kelterte“ sich das Geschwisterpaar Karen und Andreas Henrich und Oliver Friedrich, der zum ersten Mal dabei war, schaffte es auf den dritten Platz. Flankiert vom Thäler Kerbe-Pärchen Irene Calmano und Roland Mausolf wurden die Preise verliehen, traditionell Urkunden und Bembel, jene dickbauchigen Gefäße, die ein bekannt großes Fassungsvermögen haben. Zum Glück, denn das hessische Nationalgetränk ließ beim diesjährigen Apfelmarkt keinen Gaumen trocken. Henners Peter und Stefan Schmitt waren die Juroren, die unter 21 anonymisierten Proben den besten Apfelwein „erschmecken“ mussten. Die besten Apfelweine werden aus einer Mischung vieler Sorten hergestellt: einige mit viel Säure, andere mit hohem Zuckergehalt und manche verleihen dem Apfelwein begehrte Geschmacksrichtungen und aromatische Eigenschaften. „Zum ersten Mal musste keine Probe aussortiert werden , es waren in der Regel gute Schoppen“, betonte Stefan Schmidt.
Das Ausgangsmaterial sind reife, frische, gesunde und saubere Äpfel, die Basis für einen guten Most. Seit Jahrzehnten sind Apfelbäume und der Speierling eine Herzensangelegenheit für den jetzigen Ehrenpräsidenten des Obst- und Gartenbauvereins (OGV), Heiko Fischer. Nach dem Ertrag in diesem Apfeljahr befragt war es wohl kein besonders guter. Kältephasen und die dadurch ausbleibende Befruchtung der Blütenstände durch Honigbienen, habe die diesjährige Ernte fast halbiert, gleichwohl sei die Qualität der Äpfel gut.
In Kronberg hat der Apfelanbau bereits eine Jahrhunderte währende Tradition und in der Zehntscheune ging es dann auch um die alten Sorten wie Schafsnasen, Kaiser Wilhelm oder den Guldenthaler Knorzkopp. Der Apfelmarkt, der zum 34. Mal in der Burgstadt gefeiert wird, ist inzwischen ein Umweltfest, organisiert vom Umweltreferat der Stadt Kronberg. Das Interesse an Klima- und Umweltthemen scheint deutlich zu wachsen und mit ihm die Teilnahme von Vereinen und Interessensgruppen. Wenn es um Themen wie den Erhalt der Streuobstwiesen geht, steht die Ortsgruppe vom BUND in vorderster Linie. Jochen Kramm, Vorsitzender und auch auf Landesebene aktiv, weist wieder darauf hin, dass Streuobstwiesen aus gutem Grund gesetzlich geschützte Biotope seien. Die Flächen würden einen „Hotspot“ der Artenvielfalt und Lebensraum bedrohter Tierarten darstellen. In Zeiten des Artensterbens und der Klimaerwärmung könne sich die Kommune im Vordertaunus daher glücklich schätzen, dass diese Flächen eine positive Funktion für den Klimaschutz, die Klimaanpassung und die Artenvielfalt böten. Die Streuobstwiesen würden das Landschaftsbild prägen, zugleich sind sie Kulturlandschaft. Nur wenn die Wiesen, Weiden und Äcker mit hochstämmigen, überwiegend extensiv genutzten Obstbäumen gepflegt werden, könnten sie Lebensraum für Tier und Mensch sein und unzählige Insektenarten, viele bedrohte Vogelarten und kleine Säugetiere beherbergen.
Mit dabei auch die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, die Ortsgruppe feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Der Apfelmarkt, der in der historischen Altstadt stattfindet, vereinte viele ehrenamtlich Engagierte aus Kronberger Vereinen, Schulen und Kindergärten, die nach ihren Möglichkeiten Umweltthemen auf angenehme und unterhaltsame Art und Weise präsentierten. In der Zehntscheune öffnete das gemeinsame „Grüne Klassenzimmer“ des Umweltreferates der Stadt Kronberg, des Montessori-Kinderhauses und der Montessori-Grundschule seine Pforten. Dort gab es für Kinder die Möglichkeit, Nistkästen für Vögel zu bauen und dabei zu erfahren, warum der Wohnraum für Vögel und Insekten immer knapper wird und was dagegen getan werden kann.
Neben vielfältigen Köstlichkeiten rund um den Apfel und den Produkten der örtlichen Obstbauern gab es wieder interessante Mitmachaktionen. Wie jedes Jahr stand die Obstbauberatung des Obst- und Gartenbauvereins Kronberg auf dem Programm. Die Dingel-dein Scheune wurde erstmalig miteinbezogen. Dort durfte im beliebten Repair Café des Vereins „Aktives Kronberg“ Platz genommen und zugesehen werden, wie Kleingeräte aller Art, Fahrräder und Textilien repariert wurden. Am Stand des ErlebnisAcker Taunus wurden alle Schritte des Nahrungsmittelanbaus spielerisch erfahrbar und die Kinder konnten die Zusammenhänge von Biodiversität, Klimaschutz, bewusstem Lebensstil und nachhaltiger, naturnaher Landwirtschaft altersgemäß nachvollziehbar erleben.