Kronberg (hmz) – Hanna Feldmann, Heimatforscherin, Heimatdichterin, Autorin und Gründungsmitglied der 1.Kronberger Laienspielschar und des Vereinsrings sowie Ehrenbürgerin der Stadt Kronberg, wäre am 26. Oktober 100 Jahre alt geworden. Grund genug, an ihre Verdienste zu erinnern und ehemalige Wegbegleiterinnen- und begleiter nach ihren ganz persönlichen Erinnerungen an sie zu fragen. Es gab wohl niemanden in der Stadt, der sie nicht kannte. Sie wusste viel zu erzählen und tat dies in ihrer unvergleichlichen Art, auch, weil sie ihr Herz auf der Zunge getragen hat. Aufgewachsen in Kronberg lagen ihr das Bewahren und Vermitteln der Kronberger Geschichte und die Mundart ihrer Heimatstadt besonders am Herzen. Bereits in jungen Jahren wurde sie lokal durch ihre politischen Büttenreden bekannt. In späteren Jahren widmete sie sich dem Kronberger Vereinsleben, der Kronberger Mundart und der Kronberger Heimatgeschichte. Als Autorin zahlreicher Artikel, Gedichte und Glossen in historischen Zeitschriften sowie in lokalen Zeitungen wie der „Taunus-Zeitung“, der „Kronberger Zeitung“ dem „Kronberger Bote“ und im „monatsspiegel“ wurde sie in und um Kronberg bekannt. Im Jahr 1973 erschien im Selbstverlag Hanna Feldmanns erstes Buch: „Ein Streifzug durch das Kronberg meiner Kinderjahre. E Johr dehaam.“ Sie gehörte im Jahr 1961 zu den Gründern und Gründerinnen der 1.Kronberger Laienspielschar, für die sie Theaterstücke und Märchen schrieb und zudem Mundartabende veranstaltete. In der Zeit ihres späteren, fast 30ährigen Vorsitzes wurde in den Statuten verankert, dass heimatliche Geschichte und Mundart im Vordergrund des Vereinsinteresses stehen sollten. Als langjähriges Mitglied wurde sie Ehrensenatorin des Kappenklubs, zehn Jahre lang, bis ins Jahr 1998 hinein, war sie Vorsitzende des Vereins für Geschichte Kronberg und setzte sich vehement für ein Stadtmuseum ein. Außerdem war sie Mitglied im Aktionskreis Lebenswerte Altstadt und gehörte zu den Mitbegründern und Mitgründerinnen des Vereinsrings Kronberg. Als Vorstandsmitglied des Verkehrsvereins verfasste Hanna Feldmann die Informationsschriften zu Kronbergs Sehenswürdigkeiten und veranstaltete selbst regelmäßig Stadtführungen. Sie veröffentlichte Mundart-Texte und unter dem Titel „Es war einmal…“ über lange Zeit Fundstücke zur Kronberger Geschichte in der damaligen Kronberger Zeitung. Sie war die Verfasserin des Nachschlagewerks „Kronberg von A-Z“, das sie von ihrem Vorgänger Wilhelm Jung übernommen und überarbeitet hat.
Sie hinterließ tiefe Spuren und noch mehr Eindrücke – bis heute.
Klaus Temmen erinnert sich: „Unsere beiden Familien waren freundschaftlich verbunden, weshalb ich schon als Kind mit der 1.Kronberger Laienspielschar, dessen erste Vorsitzende Hanna lange war, in Berührung kam. Ich war stolz, bei den weihnachtlichen Märchenaufführungen der Laienspielschar mitwirken zu dürfen. Später kamen dann auch noch andere Stücke hinzu, meist mit historischem Bezug wie zum Beispiel „Eine Kur in Bad Cronthal“ oder „Philipp Keim“, die auch immer mit einem guten Schuss Humor und viel Lokal Kolorit gewürzt waren. So habe ich viele Jahre, bis ins Erwachsenenalter hinein, gerne und mit viel Freude Theaterrollen im Ensemble der Laienspielschar gespielt. Hanna war dabei viel mehr als „nur“ erste Vorsitzende. Sie schrieb die Texte und Rollenbücher, führte auch oft gemeinsam mit Wilhelm Lantelme und Hubert Käfer Regie und spielte immer wieder einmal selbst mit. Man kann mit Fug und Recht sagen: Hanna war die gute Seele des Vereins. Unsere persönliche Verbindung hat sich im Laufe der vielen Jahre natürlich auch verändert. Aus dem respektvollen „Frau Feldmann“ der Kinderjahre wurde im Laufe der Zeit das freundschaftliche aber immer noch respektvolle „liebe Hanna“, die mich auch in den zu Ende gehenden 1980er Jahren bei meinen ersten eigenen Texten für die Fassnachtsauftritte der legendären „Schernbornschwalben“ des MGV1860 unterstütze. Das war ihre nächste große Leidenschaft, die Fassnacht. Aber dazu können andere sicher viel mehr sagen als ich. Ich werde Hanna Feldmann immer in bester Erinnerung behalten.“
Horst Neugebauer attestiert ihr das Prädikat, ein „wandelndes Geschichtsbuch gewesen zu sein. „Brilliert hat sie im Jubiläumsbuch zum 125jährigen Bestehen des Verkehrsvereins (1862 bis 1987). Sie hat es geschafft, dass alle vier Autoren in Kronberg, also Wolfgang Ronner, Helmut Bode und Wilhelm Jung mit ihr zusammen die Geschichte verfasst haben. Was nicht so einfach war, denn untereinander gab es doch sehr unterschiedliche Auffassungen. Hanna hat immer den Volkston getroffen, war durchaus resolut und auch impulsiv. Egal um was es gegangen ist, sie hatte zu allem eine Meinung und hielt damit auch nicht hinter dem Berg zurück. Wenn es um ein für sie wichtiges Thema ging hat sie gesprudelt. Sie war eine starke, auf sich bezogene Frau.“
Uwe Wittstock beschreibt ihr Engagement für die Burg Kronberg: „Gerne erinnere ich mich an Hanna Feldmann. Sie warb sehr früh öffentlich für den Erwerb der Burg durch die Stadt Kronberg und unterstützte den damals noch jungen Burgverein. Sie war unser Sprachrohr und öffnete Türen in der Stadt und in den regionalen Institutionen. Auch nachdem ihr sehnlichster Wunsch nach einem Stadtmuseum in der alten Grundschule nicht in Erfüllung ging, war sie Wegbegleiterin für das kleine, aber sehenswerte Stadtmuseum in den Vorderhäusern der Burg.
Ihr umfangreiches Wissen gab sie gerne an die Burgführer weiter. Sie war Vorbild und Mitinitiatorin der Burgführerkurse, die sie mitgestaltete. Sie sparte nicht mit Ratschlägen. Ihr besonderes Anliegen war, auf die Besuchergruppen einzugehen: „Eine Gruppe von Kurgästen aus Königstein hat andere Erwartungen als ein Geschichtsverein aus der Wetterau!“. So veranschaulichte sie gerne die Burgführungen mit Kronberger Anekdoten, die den Besucher mehr in Erinnerung blieben als bloße Jahreszahlen. Zahlreiche Burgführungen wurden von ihr übernommen, obwohl sich die Burg zu dieser Zeit in der Restaurierung befand. Vor lauter Baugerüsten war die Burg kaum zu sehen und der Zugang nur eingeschränkt möglich. Dies war kein Problem für Hanna, die Besucher waren zufrieden und wir jungen Burgführer standen oftmals staunend daneben.
Uns als Verein beschäftigte die Frage, wie man die Kronberger für ihre Burg begeistern konnte. Hanna ging auch dies pragmatisch auf ihre Art an. Und so wurde im Jahr 1996 im Vorhof der Burg das von ihr geschriebene Stück „Die Kronberger Schlacht anno 1389“ aufgeführt. Alle mussten mitmachen: Laienspielschar, Rittergarde, Fanfarenzug und viele mehr. Auch mein Vater und ich standen plötzlichen als Türmer und Ritter Johann von Kronberg kostümiert auf der Freilichtbühne. Der Besuch dieser Veranstaltung war (Bürger-)Pflicht. Dafür und noch für vieles mehr sind wir Hanna bis heute dankbar.“