Eröffnung des Casals Forum mit großem Kronberg Festival

Raimund Trenkler (links) mit Prof. Prof. Friedemann beim Baustellenrundgang: Herzstück des Casals Forum mit Studienzentrum ist der Kammermusiksaal, der schon jetzt seine Wirkung entfaltet. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – In der Musik gibt es bestimme Dinge, die lassen sich nicht beschreiben, die muss man hören, weiß der Gründer und Intendant der Kronberger Academy, Raimund Trenkler. Und die Musikerinnen und Musiker des Chamber Orchestra of Europe, die gerade zur Akustikprobe im Herzstück des noch im Bau befindlichen Casals Forum (Kammermusiksaal und Studienzentrum) zu Gast waren, haben gehört: Sie waren „begeistert und enthusiastisch“ nach der Probe, „und das ohne Ausnahme“, berichtete Trenkler im Rahmen einer Pressekonferenz zum Kronberg Festival vom 24. September bis 3. Oktober mit Eröffnung des Casals Forum.

„Das hat uns zuversichtlich gestimmt, alles richtig gemacht zu haben“, sagte Trenkler, der erklärte, dass das Akustikthema quasi schon in den Rohbau zusammen mit dem Beton mit eingezogen sei.

Der Klang im Casals Forum

Aber wie soll der Kammermusiksaal, der mit einem vielseitigen Reigen aus Konzerten eröffnet werden soll, klingen? Dies war eine der Fragen an ihn, wo doch die Akustik durch den eng in die Planung miteinbezogenen renommierten Akustiker Martijn Vercammen von Beginn an mitentwickelt werden konnte. Trenkler nannte als Beispiel die Akustik der Wigmore Hall in London. Ihm sei eine einheitliche Klarheit des Hörens wichtig, ohne dass die Wärme dabei verloren gehen dürfe. Das „chirurgische Hören“ müsse vermieden werden, der Klang müsse sich mischen können, ohne seine Differenziertheit aufzugeben, sagte Trenkler, der die Presse gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter der Kronberg Academy, Prof. Friedemann Eichhorn, ins nebenstehende Hotel „Vienna House MQ Kronberg“ eingeladen hatte, um die kommenden Großereignisse vorzustellen. Auch wenn das Ziel, in nur knapp vier Monaten mit dem Bau des Casals Forum und des Studienzentrums fertig zu sein, mehr als sportlich anmutet, zeigte sich der Gründer der Celloschmiede trotz allen bekannten Schwierigkeiten wie Lieferengpässen, Materialknappheit und steigender Kosten zuversichtlich, den hehren Zeitplan einhalten zu können. Schließlich steht das Herzstück, der Konzertsaal in Freiform, mit geschwungenen konvexen und konkaven Wänden in Eichenverkleidung, die den Schall breit streuen, mit Sitzplätzen, zugelassen für insgesamt 550 Besucherinnen und Besucher (jedoch flexibel nutzbar für 300 Zuhörer in den Rängen als auch auf der Empore). Sowohl die spezielle und ebenfalls holzvertäfelte Decke mit Höhenvorsprüngen als auch die aufklappbaren Holzvertäfelungen an den Wänden – alles für die Klangausbreitung – sind installiert, bis hin zu den Deckenleuchten und den rundherum geschwungenen, gemütlich anmutenden Sitzreihen. Der Saal ist jetzt schon beeindruckend in Form und Erscheinung, ganz im Stillen, ohne die bis zu 65 Musikerinnen und Musiker, die ihn bespielen können, ohne Publikum und ohne die Öffnung der transparenten Glasfassade, die die Verbindung der Musik hin zur benachbarten Parklandschaft leisten soll, zu erleben. Für Trenkler ist genau das eine wichtige Voraussetzung, denn nur die Akustik allein öffne die Herzen der Menschen für die Musik noch nicht. Dafür müsse auch die Atmosphäre in dem Kammermusiksaal stimmig sein. Durch die spezielle Form ist die Blickbeziehung von allen Plätzen zur Bühne hin äußerst gelungen, immer wieder anders, aber ohne, wie Trenkler findet, wie in vielen Sälen, in „A“- oder „B“-Plätze abstufen zu müssen.

Kronberger Festival als neues Format

Erlebt werden kann das Casals Forum zur Eröffnung mit einem äußerst vielseitigen Konzertreigen, der den Bogen extra weit spannt, um akustischen Möglichkeiten des Kammermusiksaals zu demonstrieren. Wie Eichhorn ankündigte, werden allein sieben namhafte Kammerorchester zu Gast sein. Solisten und Duos werden genauso erwartet wie kleine Ensembles bis hin zum Barockorchester La Stagione & Friends, das nach original historischem Vorbild 65 Musiker umfasst. Die musikalischen Eindrücke umfassen Kammer- und Orchestermusik, Musik auf historischen Instrumenten und neue Musik – alleine fünf Uraufführungen sind geplant. Unter dem Arbeitstitel „Aufbruch“ treten Künstler aus der ganzen Welt auf, solche, die dem Publikum bereits vertraut sind, aber auch viele große Musiker, die das erste Mal nach Kronberg kommen, verriet Eichhorn. Eigentlich könne zu dem Zeitpunkt kaum etwas anderes Musikalisches stattfinden, denn „sie sind ja alle hier versammelt“, freute er sich mitteilen zu können. (Das vollständige Programm mit allen Namen gibt es unter www.kronbergacademy.de, Karten per E-Mail an karten@kronbergacademy oder telefonisch unter 06173-783377).

Neu ist beim „Kronberg Festival“, das nun jährlich stattfinden soll, nicht nur der kürzere Name, sondern der gesamte Inhalt: Integriert wurden die Cello- und Geigenmeisterkurse, die ansonsten als eigene Veranstaltung angeboten worden sind. Man hat sich dabei auf die Gründungsideen besonnen: Die etwa 150 jungen Musikerinnen und Musiker aus der ganzen Welt sollen die besondere Festival-Atmosphäre zu schaffen, die vom Austausch untereinander, vom Lernen der jungen Talente durch das Zuhören und Arbeiten mit den großen Cellisten geprägt ist und verdeutlicht, dass die Kronberg Academy Ausbildungsstätte für die Musikergrößen dieser Welt ist.

Nach fast zehnjähriger Baugeschichte wird das Festival damit größer als alle vorangegangenen, kündigte der Gründer der Kronberg Academy an. Neu ist in diesem Rahmen auch die Geigenbaumesse „Vioviva“ in der Stadthalle. Deutschland habe einen großen Markt für Instrumente und Geigenbau, informierte er. Nachdem die Musikmesse Frankfurt ihren Betrieb eingestellt habe und die Stadthalle zum Kronberg Festival durch die Eröffnung des Casals Forum frei werde, sei es der richtige Moment, um diese Messe aus der Taufe zu heben. Auch sie vertiefe den Grundgedanken, zum Austausch zusammenzukommen. Hier könnten die Musiker zu fachspezifischen Fragen Antworten erhalten und würden bezüglich ihrer Instrumente optimal betreut.

Baustellenrundgang

Nachdem das vielseitige Programm steht (siehe auch weiteren Bericht in dieser Ausgabe), braucht es jetzt noch die nötige Portion Glück, um auf der Zielgeraden mit dem inzwischen gut 60 Millionen Euro teuren Großbauprojekt nicht ins Stocken zu geraten. Bei einem Baustellenrundgang konnten sich die Gäste davon überzeugen, wie aufwendig nicht nur das Herzstück der Großbaumaßnahme, der Kammermusiksaal, gestaltet ist, sondern dass die Akustikmaßnahmen in den vier Übungsräumen und zwei weiteren Prüfungssälen im Erdgeschoss des Studienzentrums ebenfalls aufwendig in die Konzeption mit einbezogen wurden. Dort ist noch weitgehend der Rohbau zu sehen, sodass die verschiedenen Raffinessen, keine rechteckigen Räume, ein von der Wand entkoppelter Boden und Einiges mehr, anschaulich gemacht werden konnten. Der große Prüfungssaal, Karl Beckstein Saal getauft, bietet 150, der kleine Kabinettsaal bis zu 50 Plätze. Das Studienzentrum verfügt über weitere Unterrichts- und Verwaltungsräume und ist mit dem Kammermusiksaal unterirdisch verbunden.

„Außergewöhnlich“ nannte Trenkler nicht nur den Bau, sondern auch das ausgesprochen hohe „bürgerschaftliche Engagement“, das in ein privates Projekt eingebracht worden sei und werde. „Ich kenne jedenfalls kein anderes Projekt in Deutschland im Bereich Musik, bei dem das so ist“, befand er. Ob Spenden aus Berlin, München, London, Zürich oder Kopenhagen, die Bürger bauten sich ein Stück weit gemeinsam mit den Musikern, die hier zuhause sind, ihr eigenes Haus, entsprechend dem Ziel Pablo Casals, des großen Cellisten und Namensgebers des Casals Forum, die Musik in den Dienst des Menschen zu stellen. Erstmals vergibt die Kronberg Academy bei diesem Festival den „Pablo Casals Award – For A Better World“ (initiiert von der Flossbach von Storch AG) unter dem Jury-Vorsitz von Marta Casals Istomin. Ausgezeichnet werden Künstlerinnen, die sich in besonderer Weise gesellschaftlich engagieren. So dürfen die Kronberger und alle Welt gespannt sein auf die Eröffnung im September und ein breites Angebot an unterschiedlichen Konzerten (deren Zeiten auf die S-Bahn Ankunft und Abfahrt angepasst sind), die in dem neuen Kammermusiksaal stattfinden, nach wie vor aber auch Spielstätten in der Stadt miteinbeziehen, wie die Johanniskirche und die Burg.

Infos zum Neubau Casals Forum

Bauherrin: Kronberg Academy Stiftung

(Gründung der Kronberg Academy 1993)

Kosten: circa 60 Millionen Euro

2014: Architektenwettbewerb: Gewinner Staab Architekten GmbH, Berlin

2017: Spatenstich am 1. Oktober

2019: Fertigstellung des Rohbaus, Richtfest 29. September

2022: Geplante Eröffnung im September

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