Kronberg (hmz) – Ein Jahr ist seit den Jubiläumsfeierlichkeiten in der Partnerstadt Porto Recanati vergangen, und was der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins auf italienischer Seite, Riccardo Rovazzani, betonte, nämlich den Wunsch nach Wachstum dieser Gemeinschaft, sollte sich erfüllen. Er und seine Frau Gladys nahmen eine sehr lange Anreise auf sich, um bei den Feierlichkeiten zum 35-jährigen Vereinsjubiläum der Partnerschaft zwischen Ballenstedt und Kronberg teilzunehmen. Damit kamen sie einer spontanen Einladung von Ines und Peter Nebe nach, die zuvor ebenfalls die Hafenstadt Porto Recanati besucht hatten. Auf der Rückfahrt nach Kronberg vertieften sie in halboffizieller Mission zusammen mit Brigitte Möller die ersten Gedanken dazu, die selbstredend mit den übrigen Vorstandsmitgliedern in Ballenstedt zunächst noch abgestimmt werden mussten. Zu den Jubiläumsfeierlichkeiten in Ballenstedt reisten auch Chris Hodgson, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins Aberystwyth-Kronberg, und Gwion Jones aus Wales in die kleine Stadt Ballenstedt im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt an, um diesen Geist der Freundschaft mitzutragen. Alle vier Partnerstädte Kronbergs waren mit einigen ihrer Mitglieder vertreten, ebenso eine kleine Abordnung der Winzergenossenschaft Guldental. Gemeinsam organisierten und bestückten sie den „Kronberger Markt“ im Schlosshof Ballenstedt mit Spezialitäten der Partnerstädte, die typisch für die jeweiligen Regionen sind. Die kleinen Pavillons fügten sich harmonisch in das Gesamtbild ein, und das Rahmenprogramm mit kleinen Aufführungen der ortsansässigen Vereine war eine willkommene Ergänzung. Zum Auftakt trat der Opperöder Männerchor auf, verstärkt durch Bürgermeister Christoph König und Bürgermeister a.D. Klaus Temmen, danach sorgte eine Zumba-Gruppe für Schwung, bevor es dann mit den Begrüßungsreden der jeweiligen Vereinsvorsitzenden Kronberg – Ballenstedt, Kurt Neumann und Dr. Ursula Philippi, sowie den beiden Bürgermeistern, Dr. Michael Knoppik und Christoph König, offiziell wurde. Durch das Programm führte Melanie Müller, Kulturamtsleiterin der Stadt Ballenstedt.
Mitten im bunten Treiben dann eine Podiumsdiskussion, angeregt vom Verein „Heimat bewegen“, unter der Leitung von Anneke Richter zum Thema „Städtepartnerschaft – Ist das noch zeitgemäß und zukunftsfähig?“ Dieser Frage stellten sich für ihre Vereine Dr. Ursula Philippi, Peter Nebe, Beate Puljanic, Daniel Schumann (Askania Ballenstedt), Stefanie Schibbe-Albair, Jutta Schroth sowie die Kronberger Schüler Jacob König, Maximilian Becker und Julian Ambrosius wie auch Stella Rudolf, eine Schülerin aus Ballenstedt.
Die Städtepartnerschaft zwischen Ballenstedt und Kronberg sei eine mutige Brücke über eine reale Grenze hinweg gewesen. Doch heute werde gefragt, welche Rolle diese Verbindung in einer offenen, aber auch krisengeschüttelten europäischen Gesellschaft noch spiele. Das Fazit der Fragerunde und die Antwort, auf die sich alle einigen konnten: „Partnerschaften wie diese leben von Menschen, die bereit sind, Grenzen zu überschreiten – räumlich, kulturell und manchmal auch mental.“
Was ein Jahr lang vom Partnerschaftsverein Ballenstedt hinter den Kulissen bis zur Begrüßung der Gäste vorbereitet wurde, ging weit über einen herzlichen Empfang und die Bereitstellung einer komfortablen Umgebung hinaus. So wurde es zu einem Erlebnis für alle, die dabei waren. Es herrschte das Gefühl, geschätzt, respektiert, umsorgt und verwöhnt zu werden, und vieles zeugte von dem großen Stolz der Gastgeber auf ihre Stadt, deren Kultur und Geschichte. Kronbergerinnen und Kronberger reisten bereits im Vorfeld im Rahmen einer Vereinsfahrt an, die nach Ballenstedt und in die Umgebung führte und unter dem Motto „Rausch der Freiheit – 500 Jahre Bauernkrieg“ stand. Dr. Ursula Philippi und Brigitte Möller hatten hierfür ein Reiseprogramm erstellt, das keine Wünsche offen ließ. Gemeinsam mit einer Delegation städtischer Vertreter aus der Taunusstadt wurde ein Wochenende lang die Gastfreundschaft Ballenstedts bei herrlichem Sonnenschein erlebt und genossen.
Die Städtepartnerschaft zwischen Ballenstedt und Kronberg ist etwas Besonderes und nicht zuletzt Walther Leisler Kiep zu verdanken, der seinen Wunsch seinerzeit dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker vorgetragen hatte. CDU-Politiker und Wahl-Kronberger Kiep hatte familiäre Bindungen zu Ballenstedt. Als die Partnerschaft im Jahr 1988 geschlossen wurde, stand die Mauer in Berlin noch, waren DDR und BRD noch zwei getrennte Staaten.
Ein Straßenschild erinnert an die Partnerschaft