„Ein evangelisches Angebot für Kronberg“ – Zusammenschluss geplant

Kronberg (kb) – Vor etwa fünf Jahren lancierte die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ein umfassendes Restrukturierungs- und Reformprojekt „ekhn2030“, um die evangelische Kirche zukunftsfähig aufzustellen. Seit Jahrzehnten sinkt die Anzahl der Kirchenmitglieder in der evangelischen Kirche, die finanziellen Ressourcen schwinden entsprechend und auch die Anzahl an ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitenden reduziert sich weiter – und dieser Trend wird sich die nächsten Jahre fortsetzen. Auch die örtlichen Kirchengemeinden sind von diesen Entwicklungen betroffen und müssen sich fragen, wie sie kirchliches Leben vor Ort in Zukunft gestalten können und wollen.

Nachbarschaftsraum „Taunusbogen“

Seit 2021 rücken die drei evangelischen Kirchengemeinden Kronbergs, drei evangelische Königsteiner Gemeinden und die Glashüttener Kirchengemeinde enger zusammen. Anfang des Jahres 2024 wurde aus diesen sieben Kirchengemeinden der Nachbarschaftsraum „Taunusbogen“ gegründet, in dem Schritt für Schritt entsprechend des landeskirchlichen Konzepts „ekhn2030“ einige Aufgabengebiete der Kirchengemeinden gemeinsam verantwortet werden.

Dazu gehören die Koordination der Seelsorge und Verkündigung, das Gebäudemanagement und die Verwaltung. Neben diesen formalen Änderungen hat der „Taunusbogen“ viel Wert darauf gelegt, auch in der inhaltlichen Arbeit mehr gemeinsame Sache zu machen. Dabei konnten neue Angebote wie der jährliche Kinderbibeltag, Besuchsdienstkurse oder auch gemeinsame Gottesdienste etabliert werden, die die Kapazitäten einer einzelnen Gemeinde überschritten hätten, sich aber gemeinsam bewältigen lassen. So reifte die Erkenntnis, dass einerseits mit vereinten Kräften mehr zu schaffen ist, dass andererseits aber ein starker Ortsbezug erforderlich ist für erfolgreiche kirchliche Arbeit. Vor diesem Hintergrund haben die Kirchenvorstände der Kirchengemeinden St. Johann Kronberg, Markus-Gemeinde Schönberg und Evangelische Kirchengemeinde Oberhöchstadt das Projekt „Evangelische Stadtgemeinde Kronberg“ gestartet, mit dem die drei Gemeinden zu einer neuen Gemeinde fusioniert werden sollen.

Gesamtheitliches Angebot

„Unser Ziel ist ein gesamtheitliches evangelisches Angebot für Kronberg, das die Menschen in allen Ortsteilen erreicht“, erläutert Elke Reinhard, Kirchenvorstandsvorsitzende von St. Johann. „Jede unserer Kronberger Kirchengemeinden hat ihr eigenes Profil, das wir auch erhalten möchten. Aber wir müssen doch feststellen, dass wir bisher ziemlich fragmentiert gearbeitet haben – damit bleiben wir unter unserem Potenzial“, ergänzt ihre Oberhöchstädter Kollegin Sabine Lüpke-Meyer. Operative Synergien spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.

„Jede Kirchengemeinde ist eine eigenständige Körperschaft öffentlichen Rechts – das bringt eine hohe Grundlast an Bürokratie und Verwaltung mit sich. Auch der Betrieb der drei evangelischen Kindertagesstätten in Kronberg, die wir auch als fusionierte Gemeinde ohne Frage weiterführen, ist sehr anspruchsvoll und bindet viel Kapazität. Wir Kirchenvorstände verbringen für unseren Geschmack zu viel Zeit mit Administration und zu wenig für die Gestaltung des Gemeindelebens. Das können wir ändern, wenn wir eine Kirchengemeinde sind“, erläutert Fritz Kopp, der Kirchenvorstandsvorsitzende der Markus-Gemeinde.

„Als eine Kirchengemeinde werden wir in Kronberg sichtbarer und präsenter – für unsere über 4.000 Gemeindemitglieder und darüber hinaus für die Bürgerschaft und Institutionen unserer Stadt“, beschreibt Pfarrer Lothar Breidenstein, der neben seiner Pfarrstelle in der Schönberger Markus-Gemeinde auch die Martin-Luther-Gemeinde in Falkenstein betreut, einen weiteren Beweggrund für die Fusion. Den Kirchenvorständen und dem dreiköpfigen Pfarrteam ist bewusst, dass die Veränderungen auch zu Verunsicherungen führen können.

Zusammenarbeit statt Differenzen

„Die Jahreslosung ist eine treffende Richtschnur für unser Handeln“, erläutert Matthias Hessenauer, Pfarrer an St. Johann. „Der Apostel Paulus forderte die Gemeinde in Thessaloniki auf ,Prüfet alles und bewahret das Gute‘. Genau das werden wir tun – Gutes bewahren, denn davon gibt es viel in unseren Gemeinden. Von dem, was nicht so gut läuft, werden wir uns trennen. Aber wir gehen darüber hinaus – wir werden auch neues Gutes gemeinsam schaffen, für das jeder Gemeinde allein bisher die Kraft und Ressourcen fehlten.“ Die Oberhöchstädter Pfarrerin Annabell Ulrich ergänzt: „Wir haben in den letzten Jahren schon erfahren dürfen, wie viel mehr wir zustande bringen und wie lebendiger das evangelische Leben in Kronberg wird, wenn wir zusammenarbeiten. Wir wollen wieder Menschen für den Glauben und die Kirche gewinnen.“

Aufgrund der positiven Zusammenarbeitserfahrung wird beispielsweise der gerade gestartete Konfirmationsjahrgang 2026 gemeinsam von allen drei Kirchengemeinden gestaltet. Neue Schwerpunkte sollen insbesondere in der kirchlichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gesetzt werden. Die kirchenmusikalische Arbeit, die in allen drei Kirchengemeinden seit jeher umfassend vertreten ist, soll weiter gestärkt werden. Wichtig ist allen Beteiligten, dass die persönliche seelsorgerische Betreuung in ganz Kronberg erhalten bleibt. Regelmäßige Gottesdienste soll es weiterhin an allen drei Kirchorten geben.

Auf einer gemeinsamen Gemeindeversammlung am Samstag, 22. November, wird den Gemeindemitgliedern das Fusionskonzept vorgestellt. Zum 1. Januar 2027 soll die Fusion formal vollzogen werden.



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