Felicitas Hüsing möchte das Interesse junger Menschen am kulturellen Erbe der Malerkolonie wecken

Kronberg (hmz) – Unter Kunstschaffenden gibt es durchaus Meinungen, die behaupten, mit der Schönheit der Kunst sei eine bessere Welt zu schaffen. Schön wäre das ja, aber da bekanntlich jeder ein anderes Verständnis von „schöner Kunst“ hat, bleibt und liegt es im Auge des Betrachters. Felicitas Hüsing, die die Nachfolge von Hans Robert Philippi als Stiftungsvorsitzende der Kronberger Malerkolonie antritt, hat eine sehr enge Beziehung zur Kunst – und zur Politik. Und in dieser Kombination verbindet die ehemalige Schulleiterin viel mit ihrem Vorgänger – mit dem Unterschied, dass sie Mitglied der CDU und er SPD-Mitglied ist. Im Prinzip ändert das aber nichts daran, dass es hier um ein kulturelles Erbe geht, das seiner Bedeutung nach entsprechend vom gesamten politischen Spektrum in der Stadt als solches wahrgenommen wird.

„Neben dem Beruf und dem politischen Engagement habe ich immer etwas gesucht und gefunden, das mich als Persönlichkeit bereichert hat und meiner Seele gut tut. Und das ist nun einmal die Schönheit der Kunst“, erklärt Felicitas Hüsing.

Der Impressionismus fasziniere sie, „weil die Bilder eine positive Stimmung verbreiten, eine große Ruhe und Schönheit ausstrahlen und weil ihre Betrachtung ein Genuss ist“, was sie durchaus als Pendant zu ihrem vielfältigen Engagement auch außerhalb der Politik wertet. „Die Politik ist von Interessen geleitet und gestaltet sich häufig schwierig. Dennoch bleibe ich motiviert, weil ich der Gesellschaft etwas zurückgeben kann, vielleicht auch etwas zu bewegen vermag, auch wenn sehr häufig Kompromisse geschlossen werden müssen.“ Das müsse sie bei der Kunst nicht, zumindest nicht bei dieser, die ihr im Museum der Kronberger Malerkolonie begegnet. Dort ist sie seit vielen Jahren ein sehr oft und gern gesehener Gast, und als der Wunsch an sie herangetragen wurde, die Nachfolge von Hans Robert Philippi anzutreten, habe sie gerne eingewilligt, „wohl wissend, in welche Fußstapfen ich da trete“. Mit einem Zitat von Prof. Dr. Norbert Lammert, der von 2002 bis 2005 Vizepräsident und im Anschluss bis 2017 Präsident des Bundestages war und jetzt Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung ist, unterstützt sie ihr eigenes Credo: „Kunst und Kultur sind nicht die sympathische Nische unserer Gesellschaft, sondern das, was uns zusammenhält.“

Für Felicitas Hüsing sei die Fachkompetenz der Kuratorin Dr. Ingrid Ehrhardt unverzichtbar, auf deren kooperative und beratende Funktion sie angewiesen sei, ebenso wie auf die Unterstützung aller anderen Vorstandsmitglieder.

Was sie selbst als eine ihrer Aufgaben sehe, sei die weitere Konsolidierung des Mitgliederbestands und der fortwährende Aus- und Aufbau der Museumspädagogik. „Es ist so wichtig, junge Menschen für die Kunst zu gewinnen und ihnen dieses großartige Erbe näherzubringen.“ Auch dieser Appell rührt aus ihren Erfahrungen als Schulleiterin, wobei sie ihr Potenzial zudem aus zahlreichen anderen Nebentätigen schöpfen kann.

In den Schuldienst eingestellt wurde sie im Freistaat Bayern als Beamtin, dann wurde sie in den Schuldienst des Landes Niedersachsen und danach in den des Landes Hessen versetzt. Schließlich wurde Hüsing an das Staatliche Schulamt für die Stadt Frankfurt a.M. abgeordnet, war im Personaldezernat für den Grund-, Haupt-, Real- und Förderschul-Bereich und kam dann als Leiterin der Förderstufe an die Peter-Petersen-Schule in Frankfurt. Zuletzt war sie mehrere Jahre als Schulleiterin an der Geschwister-Scholl-Schule in Frankfurt tätig. Erst kürzlich ist sie aus dem Schuldienst ausgeschieden und schon wurde ihr die neue Aufgabe angedient. Wer ihren Lebenslauf mit wenigen Eckdaten vor Augen hat, findet leicht eine Erklärung für diese Entscheidung, da ihr offensichtlich ein großer Vertrauensvorschuss vorausgeht. So war sie unter anderem Schöffin am Landgericht München (1989 bis 1992) und ist seit Januar 2019 Schöffin am Landgericht Frankfurt. Seit dem Jahr 1992 ist Felicitas Hüsing Stiftungsrätin auf Lebenszeit der Walther-von-der-Vogelweide-Preis-Stiftung Bozen und seit 1986 Mitglied im Bundesvorstand des Kulturwerks für Südtirol. Neben ihrer Mitgliedschaft und Vorstandsarbeit in diversen Kronberger Vereinen ist sie seit dem 2. September 2021 ehrenamtliche Stadträtin in Kronberg und bereits seit dem Jahr 2016 Mitglied des Stiftungsrats der Bürgerstiftung Burg Kronberg.

Sie selbst sagt von sich, eine „absolute Teamplayerin“ zu sein. Wer wie sie in Entscheidungsgremien saß und sitzt und etwas bewegen möchte, versteht sich durchzusetzen. Und nach dem Gespräch mit Felicitas Hüsing wird deutlich, dass sie zu jenen starken und unabhängigen Frauen zählt, die wissen, was sie im Leben wollen und wo sie jede Person, die in ihr Leben eintritt, platzieren müssen. Eine selbstbewusste Frau, die die Meinungen anderer akzeptiert, aber ihr Leben nicht danach ausrichtet.



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