Kronberg (pf) – „Von Mendelssohn bis Elvis Presley“ hatten die Schlesischen Kammersolisten ihr Programm betitelt, mit dem sie am Donnerstagabend vergangener Woche im Festsaal des Altkönig-Stifts zu Gast waren. Denn sie begannen ihr Konzert mit der berühmten Ouvertüre zum Sommernachtstraum von Felix Mendelssohn Bartholdy, das dieser im Alter von 17 Jahren komponierte, nachdem er Shakespeares Komödie gelesen hatte. Wenn aber auf der Bühne nur zwei Geiger, ein Bratscher, eine Cellistin und ein Kontrabassist Platz genommen haben, beginnt das bekannte Werk völlig anders als gewohnt. Nicht mit den einleitenden Bläserakkorden, sondern mit den zarten Tönen der ersten Geige, in die nach und nach die anderen Streichinstrumente einstimmen. Dennoch gelang es dem Streicher-Quintett auch ohne die vom Komponisten vorgesehenen Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotte, Hörner und Trompeten, die flirrende Traumwelt des Elfenreichs entstehen zu lassen, die in ihrer atmosphärischen Verdichtung Shakespeares Poesie zum Klingen bringt. Für das Publikum ein völlig neues, interessantes Klangerlebnis.
Mitgebracht nach Kronberg hatten die Schlesischen Kammersolisten – das sind die fünf Stimmführer der Schlesischen Philharmonie Kattowitz – zu ihrem diesjährigen Auftritt im Altkönig-Stift den vielfach ausgezeichneten spanischen Trompeter Vicente Campos. Mit ihm führten sie anschließend zwei Trompetenkonzerte aus der Zeit des Barock auf: das B-Dur Trompetenkonzert des aus Venedig gebürtigen italienischen Komponisten Tomaso Albinoni und das D-Dur Trompetenkonzert seines 13 Jahre älteren, aus Verona gebürtigen Kollegen und Zeitgenossen Giuseppe Torelli. Zwei Werke, in denen der Solist, der heute selbst Professor für Trompete und Direktor der Musikhochschule von Castellon ist, ganz im Stil seines berühmten Lehrers und Vorbilds Maurice André mit strahlendem Trompetenton die Zuhörerinnen und Zuhörer begeisterte. Nach der Pause entführten die Schlesischen Kammersolisten ihr Publikum dann in ganz andere Klangwelten, denn ihr Primarius Darius Zboch ist nicht nur ein virtuoser Geiger, sondern auch ein begabter Komponist. Seit über 20 Jahren bearbeitet er mit großem Erfolg Hits aus den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und jüdische Traditionals und arrangiert sie neu für sein Streichquintett.
Für diesen zweiten Konzertteil hatten sich die Künstlerin und ihre vier Kollegen, die im ersten Teil einheitlich schwarz gekleidet waren, extra umgezogen: Primarius Darius Zboch trug nun ein rotes Hemd locker über der schwarzen Hose, der zweite Geiger Jakub Łysik einen leuchtend roten Schlips, Bratscher Jarosław Marzec rote Jeans, Kontrabassist Dawid Lewandowski rote Socken und Cellistin Katarzyna Biedrowska elegante rote Schuhe und eine rote Stoffblume am Kleid.
Pianist Christoph Soldan, der in diesem Jahr die Schlesischen Kammersolisten als Moderator begleitete, bereitete das Publikum auf das folgende Cross-Over Projekt vor. „So beginnt eines der Werke beispielsweise mit Tschaikowskys Streicherserenade, wechselt dann zu ,Somebody to love‘ von Queen und endet, indem es wieder zu Tschaikowsky zurückkehrt“, erläuterte er. Die bekannten Songs und Ohrwürmer „Runaway“ von Del Shannon, „I can‘t help falling in love with you“ von Elvis Presley, „Super Trooper“ und „Money, Money, Money“ von ABBA, „Yesterday“ von den Beatles, „Por una Cabeza“ von Carlos Gardel und „How deep is your love“ von den Bee Gees, dazu das serbische Volkslied „Ajde Jano“ und „If I were a rich man“ aus dem Erfolgsmusical „Anatevka“ von Jerry Bock bekamen auf diese Weise ein ganz neues, klassisch gefärbtes Klanggewand. Dem Publikum gefiel das so gut, dass es die Schlesischen Kammersolisten erst von der Bühne gehen ließ, nachdem es sie durch seinen lang anhaltenden Beifall zu einer Zugabe hatte bewegen können.