Kronberg
(hmz) – Als am 22. Januar 1963 Konrad Adenauer und Charles de Gaulle im Pariser Elysée-Palast den deutsch-französischen Kooperationsvertrag unterschrieben haben, wurde gleichzeitig die Gründung eines Jugendwerks angekündigt, das am 5. Juli 1963 in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn während des ersten deutsch-französischen Gipfeltreffens gegründet wurde. Die Jugend sollte ein Träger internationaler Beziehungen werden. „Während unsere beiden Staaten die wirtschaftliche, politische und kulturelle Zusammenarbeit fördern werden, sollte es Ihnen und der französischen Jugend obliegen, alle Kreise bei Ihnen und bei uns dazu zu bewegen, einander immer näher zu kommen, sich besser kennenzulernen und engere Bande zu schließen.“ Mit diesem Satz wies der französische Staatspräsident de Gaulle in seiner berühmt gewordenen Rede an die deutsche Jugend, gehalten am 9. September 1962 in Ludwigsburg, den jungen Menschen in beiden Ländern eine entscheidende Rolle bei der Vertiefung und Ausgestaltung der Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich zu.
Hymnen beider Länder
Wenn sich die Festredner anlässlich des 50-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Kronberg und Le Lavandou in ihren Ansprachen wiederholt auf die Bedeutung der Jugend für diese freundschaftlichen Beziehungen beriefen, nahmen sie eine der wichtigsten damaligen Gründungsideen mit auf. Bevor Bürgermeister Christoph König und Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche die Gäste gemeinsam begrüßten, trat der Chor der Altkönigschule unter der Leitung von Wolfram Gaigl auf und ebenso der Cellist Pablo Camba Di Gregorio, der inzwischen zahlreiche Jugendpreise gewonnen hat. Er wird unter dem Dach der Kronberg Academy ausgebildet und war ein brillanter Vertreter für deren Internationalität. Als die Nationalhymnen beider Länder und die Europahymne unter der Klavierbegleitung von Henrik Haubitz im Saal angestimmt wurden, setzte sich musikalisch fort, was mit den Flaggen der beiden Städte und der europäischen bereits sichtbar war: Der europäische Gedanke lebt durch die Vielzahl von lebendigen Städtepartnerschaften oder, wie es Bürgermeister König mit einem Zitat des Europaabgeordneten Thomas Mann ausdrückte: „Wenn der deutsch-französische Motor läuft, dann läuft es auch in Europa. Wir können sagen, bei uns läuft es.“
Ähnlich äußerten sich der stellvertretende Generalkonsul Thomas Buffin, der Europastaatssekretär des Landes Hessen, Uwe Becker, der Landrat des Hochtaunuskreises Ulrich Krebs, Bürgermeister Gil Bernardi und die Vorsitzenden Alfred Helm und Gérard Cavatore in ihren Festreden.
Die Unterzeichner
König erinnerte an das Jahr 1972, als Marc Legouhy, André Barbaud, Bürgermeister Rudolf Möller, Erster Stadtrat Philipp Ritter, Stadtverordnetenvorsteher Wilhelm Küchler und der Vorsitzende des Kronberger Partnerschaftsvereins, Karl-Heinz Duwe, die Deklaration unterzeichneten. Da gab es die Einweihung des neuen Hafens, das Bierfest, die Besuche zum Corso fleuri oder auch an die Riesen-Bouillabaisse, die mehrere Spitzenköche aus Le Lavandou und Umgebung zum 30-jährigen Jubiläum auf dem Berliner Platz zubereiteten.
Bei aller Freude über das Jubiläum dürfe jedoch nicht vergessen werden, dass die europäische Idee, Frieden und Freiheit immer wieder in Gefahr seien. „Und wir nehmen es immer wieder aufs Neue als unsere Aufgabe an, als Partner in Europa das Verständnis und die Verbundenheit zwischen den Menschen unserer Länder aufrechtzuerhalten und zu vertiefen.“
Generalkonsul Bufinn betonte: „Die deutsch-französische Freundschaft ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Erfolg Europas.“ Er dankte allen Beteiligten für ihr ehrenamtliches Engagement im Rahmen der Städtepartnerschaft.
Staatssekretär Becker überbrachte die Glückwünsche des Landes Hessen und begrüßte, dass bei diesem Festabend Europa gelebt werde. „Die europäischen Werte müssen täglich erarbeitet werden“, in diesem Zusammenhang erinnerte er an die erfolgreiche Arbeit des deutsch-französischen Jugendwerks. „Wir müssen die jungen Menschen davon überzeugen, in diese Freundschaft einzutreten, damit sie in die Zukunft getragen werden kann.“
Größte Bürgerinitiative
Landrat Krebs sprach von den Städtepartnerschaften als „eine der größten Bürgerinitiativen nach dem Krieg“, die es würdig sei, sich dafür zu engagieren. Nach wie vor sei der Schüler*innen-Austausch bedeutsam für die Begegnung junger Menschen. Bürgermeister Gil Bernardi dankte mit den Worten: „Den Initiatoren dieses schönen und gemeinsames Weges sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Dieses Wagnis, zwei Länder durch unsere beiden Städte mit einem gemeinsamen Schicksal zu vereinen und zu einem brüderlichen und freundschaftlichen Europa zu verbinden, ist gelungen – über alle Erwartungen hinaus.“
Den Dankesworten schloss sich auch Gérard Cavatore (Président du Comité de jumelage) an: „Wir haben in diesen Jahren so viele Ereignisse erlebt, hatten viele Gelegenheiten, Menschen kennenzulernen und wir sind zu echten Freunden geworden.“ Das Jubiläum sei für ihn „ein echter Moment der Freude und des Stolzes“. Zuletzt dankte er dem Kronberger Vorsitzenden, Alfred Helm, „der ein echtes Symbol ist, eine unerschütterliche Säule mit unerschöpflicher Dynamik“.
Alfred Helm oblag das Schlusswort und die Ankündigung der Ehrenplakette für Michèle Legouhy. „Viele sind gekommen, aber sie war immer dabei. Ihr Engagement hat sich wie ein roter Faden durch die Partnerschaft gezogen.“ Helm fasste mit vier Worten das zusammen, was diese Freundschaft prägt: „Verbundenheit, Hilfsbereitschaft, Wertschätzung und Verständnis“. Dafür gratulierten auch die Vertreter*innen der drei anderen Partnerstädte Aberythwyth, Ballenstedt und Porto Recanati.
Den Schlussakt setzte der Eintrag der beiden Bürgermeister und der Vorsitzenden in das Goldene Buch der Stadt, flankiert von den Kronberger Rittern, die bei diesen offiziellen Anlässen immer dabei sind und ihrerseits für die Traditionen und die jahrhundertealte Geschichte ihrer Stadt stehen.