Kronberg (pf) – Da sprühten die Funken, die Luft knisterte vor Spannung und das Auditorium war begeistert. Mit Bravorufen, nicht enden wollendem Beifall und Standing Ovations bedankte sich das Publikum nach zwei mitreißenden Auftaktkonzerten des Kronberg Festivals am Freitagabend im großen Saal des Casals Forums beim Hamburger Ensemble Resonanz und seinem Dirigenten Riccardo Minasi, dem es gelang, oft gehörten und viel aufgeführten Werken von Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven überraschend neue Aspekte zu entlocken. Wobei ihm die hervorragende Akustik des Kammermusiksaals die Möglichkeit bot, vom allerleisesten Ton, der dennoch alle Ohren erreichte, bis zum Fortissimo mit Trompetenstößen und Paukenwirbeln alle Nuancen des Orchesterklangs einzusetzen und zur Geltung zu bringen. Raimund Trenkler, Gründer und Intendant der Kronberg Academy, hatte nicht zu viel versprochen, als er in seinen Begrüßungsworten Konzerte voller Energie und Leidenschaft ankündigte. „Denn unsere Musikerinnen und Musiker, egal welcher Generation, brennen für die Musik.“ Schließlich hatte er gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter der Kronberg Academy, Friedemann Eichhorn, als Motto des Kronberg Festivals in diesem Jahr die „Weitergabe des Feuers“ gewählt. Und im Vorwort des Programmheftes so erklärt: „In 29 Konzerten setzen weltberühmte Interpretinnen und Interpreten, junge Spitzentalente und mitreißende Orchester und Ensembles alles daran, dass der Funke überspringt: von Musikerin zu Musiker, von Meistern zum musikalischen Nachwuchs und vor allem von der Bühne zu Ihnen, liebes Publikum.“
Und das tat er, der Funke, gleich beim ersten der beiden Eröffnungskonzerte mit dem Titel „Mozartiana“. In Mozarts Sinfonia concertante Es-Dur für Violine, Viola und Orchester KV 364 standen mit der amerikanischen Geigerin Stella Chen und ihrem Landsmann, dem Bratschisten Matthew Lipmann, zwei Solisten auf der Bühne, die an der Kronberg Academy studierten und erst im vergangenen Jahr gemeinsam am Kammermusikworkshop „Chamber Music Connects the World“ teilgenommen hatten. Das merkte man ihrem Spiel in jedem Augenblick an: Zwischen ihnen stimmte die Chemie, sie waren auf einer Wellenlänge und gestalteten Mozarts brillantes Werk, das er als 24-Jähriger schrieb, mit seinen bezaubernden Zwiegesprächen zwischen Violine und Viola zu einem ganz besonderen Erlebnis. Als zweites Werk erklang Mozarts Sinfonie Nr. 38 D-Dur KV 504, die „Prager Sinfonie“, die er 1787 bei seiner Reise nach Prag mitgebracht hatte in eine Stadt, die von seiner Oper „Le nozze die Figaro“ begeistert war und die Uraufführung seiner neuen Sinfonie ebenso begeistert feierte. „Mozarts Musik ist ein unverdientes Geschenk an die Menschheit“, meinte der Schriftsteller Wolfgang Hildesheimer in seiner Mozart-Biografie. In der mitreißenden Interpretation des Ensemble Resonanz gewann dieses Geschenk eine beglückend neue Dimension.
„Eroica“ war das zweite Eröffnungskonzert Freitagabend überschrieben, das mit dem Cellokonzert C-Dur op. 4 des böhmischen Komponisten Antonín Kraft begann. Er war Erster Cellist in der Hofkapelle des Fürsten von Esterházy, dessen Kapellmeister Joseph Haydn war. Kein Geringerer als dieser gab ihm auch Kompositionsunterricht. Solist dieses selten zu hörenden, aber höchst anspruchsvollen Cellokonzerts war der in Kanada geborene Franzose Jean-Guihen Queyras, der das Werk erst in diesem Jahr mit Riccardo Minasi und dem Ensemble Resonanz für eine CD einspielte. Das ungemein facettenreiche, oftmals urplötzlich sein Wesen verändernde Cellokonzert, „das Queyras auf seinem Gioffredo-Cappa-Cello von 1699 mit den gleichermaßen untadelig tollen Streichern des Ensemble Resonanz“ einspielte, so der Kritiker des Rondomagazins über die CD, „ein (zu)packendes, funkenschlagendes und auch unterhaltsam munteres Gespann“, gefiel auch dem Publikum.
Begeistert aber reagierte es auf Ludwig van Beethovens dritte Sinfonie Es-Dur op. 55, die „Eroica“, die diesem Konzert ihren Namen gab. „Das Werk gilt heutzutage als revolutionär und zählt zu den beliebtesten und meistgespielten Orchesterwerken des Komponisten“, vermerkt Wikipedia. Wie Riccardo Minasi mit seinem Ensemble Resonanz dieses Werk mit seinem dynamisch-rhythmischen Kopfsatz, dem folgenden Trauermarsch, dem leichten und beschwingten Scherzo und dem stürmisch-fanfarenfroh und mit wirbelnden Paukenschlägen endenden Finale gestaltete, veranlasste es zu Bravorufen und wahren Beifallsstürmen. Ein wahrhaft prachtvoller Ausklang des ersten Festivaltages.