Habemus Burg – der neue Vorstand ist gewählt

Kronberg (aks) – „Zwei schwierige Jahre liegen hinter uns“, spricht die Vorstandsvorsitzende des Burgvereins, Martha Ried, allen Beteiligten aus dem Herzen. Es sei für den Verein immer noch unsicher, wann und unter welchen Bedingungen es weitergehen werde. Bei Führungen mit derzeit maximal fünf Personen sei man weit entfernt von dem, was vor Corona an Veranstaltungen und den damit generierten Einnahmen möglich war.

Doch die Aussichten seien für das Jahr 2022 gar nicht so schlecht, vor allem dank des Einsatzes aller Mitglieder, denen ihr herzlicher Dank gilt, und dank der Spender, die der Burg die Treue gehalten hätten. Marta Ried betont an dieser Stelle, wie wichtig auch der kleinste Spendenbetrag für das Überleben der Burgaktivitäten ist. Sie freue sich auch in Zukunft über die Zusammenarbeit mit der Stadt Kronberg und dem neuen Bürgermeister Christoph König: „Die Gespräche laufen gut!“, und sie berichtet, dass die Events auf der Burg 2022 fast vollständig ausverkauft seien. Neben einem Neujahrsempfang soll am 15. Mai auch der Ehrenamtstag gefeiert werden, als Dankeschön für die vielen Ehrenamtlichen, ohne die die Realisierung der meisten Projekte gar nicht möglich sei. Damit appelliert sie an alle, im Burgverein aktiv zu werden – bitte weitersagen – vor allem junge Leute seien willkommen, schließlich warteten so viele Ideen darauf, umgesetzt zu werden.

Viel Arbeit für die Arbeitskreise

Die Arbeitskreise berichten im Anschluss kurz über vergangene und zukünftige Projekte beziehungsweise Baustellen wie den Arbeitskreis Außengelände, der neben „dem ständigen Kampf gegen die Natur“, wie es Dr. Jungblut ausdrückt, ein neues Gerätehaus fertiggestellt hat und nun Spenden der Stadt Kronberg und der Flughafenstiftung in den Prinzengarten investiert, damit dieser im Stil der Kaiserin Victoria erblühen kann (wir berichteten). Dabei will man um junge Mitglieder ebenso werben wie für zahlreiche Patenschaften.

Herbert Bäcker ist mitverantwortlich für die Bau- und Denkmalpflege. Bei einer 800 Jahre alten Burg bedeutet dies eine permanente Restauration von Wänden, im Prinzenturm falle wegen der Nässe der Putz ab, herausfordernd auch moderndes Fachwerk, das größtenteils ausgetauscht werden müsse: „Die Pfosten werden nur noch von Gottvertrauen gehalten!“.

Die Stadt- und Burgmauer erfordert ebenfalls ständige Reparaturarbeiten, bei 1,5 Meter breiten Steinmauern kein einfaches Unterfangen. Für das Technikteam werde ebenfalls dringend Nachwuchs gesucht.

Der Arbeitskreis Museum bedauert in einem knappen Rückblick, im Jahr 2020 „blieb das Burgtor einfach zu!“ Viel weniger Führungen, keine Schulklassen und Kindergärten, kaum Ausflügler, kein Programm für Gäste, keine Hochzeiten und Feiern, das sei schwer zu verkraften und versetzte einige in „Schockstarre“, wie es Inge Freyberg beschreibt. Sie freue sich dennoch, dass die Spenden gleich geblieben seien und es Unterstützung in Form von Corona-Hilfen vom Land gegeben habe. Maria Marchel schaut zuversichtlich in die Zukunft und freut sich als nächstes auf das am 23. und 24. Oktober terminierte Herbstfrüchtefest, den für 11. und 12. Dezember geplanten Weihnachtsmarkt (eine Zitterpartie) und im neuen Jahr (dann hoffentlich ungestört) auf Frühlingsfest, Erdbeerfest und weiteres. Sie bedauert allerdings, dass von den 45 Ehrenamtlichen, die es noch vor 15 Jahren gab, nur 14 übrig geblieben sind. Große Events könnten nur noch mit der Hilfe aller Arbeitskreise durchgeführt werden.

Weiter mit neuen Formaten

Im Jahr 2019 hatten noch alle Veranstaltungen stattgefunden und man konnte sich über einen Rekordgewinn beim Weihnachtsmarkt freuen. Ab März 2020 dann der Stillstand. Man habe noch versucht, die Veranstaltungsreihe „Texte und Töne zur Teezeit“ auf 2021 zu verschieben, ebenso wie „Samstags auf der Burg“, doch dann verließ Brigitta Hermann den Burgverein („ein Paukenschlag“) und die von ihr vorbereitete Reihe konnte wegen Corona nicht mehr stattfinden. Man versuche nun, 2022 alle fünf geplanten Events von „Samstags auf der Burg“ wieder zu beleben. Neu sei das Format „Sonntagsmatinee“ auf der Burg an jedem 3. oder 4. Sonntag, insgesamt fünfmal mit einem anschließenden Brunch. Ein wichtiger Bestandteil sei hier die neue Burgbox, eine ummantelte Theke für den Innenhof, die vor Staub, Wasser und Diebstahl schützen soll und so die Arbeit der Mitarbeiter erleichtere.

Für die Öffentlichkeitsarbeit habe man sich mit dem Einsatz von Tatjana Saft vorgenommen, „lebendig und aktuell zu bleiben“, das heißt, Social Media wie Instagram zu nutzen mit dem Slogan „Die Burg – so alt und immer noch nicht langweilig!“. 68.223 Follower habe man gewonnen – und immer wieder seien viele Frankfurter erstaunt, wie nah Burg Kronberg doch sei. Auch Auftritte in den Medien wie Radio und TV seien essenziell, um Neugierde zu wecken und zu Ausflügen zu ermuntern. Am 23. September nächsten Jahres zur Eröffnung des Casals Forums der Kronberg Academy möchte der Burgverein „attraktiv präsent sein“. Allen Interessierten sei der „Burgbrief“ empfohlen, eine Imagebroschüre ebenfalls geplant.

Bilanzen

Zum Verständnis: Um der großen Verantwortung der Pflege dieses einmaligen historischen Erbes gerecht zu werden, riefen die Stadt Kronberg und der Burgverein im Jahr 1994 die gemeinsame Bürgerstiftung „Burg Kronberg im Taunus“ ins Leben. Die Stiftung ist von Rechts wegen Eigentümerin der Burg.

Schatzmeister Uwe Wittstock präsentiert mit einer augenzwinkernden Warnung „trockene Zahlen“, wie er es nennt, tut es aber in gewohnt unterhaltsamer Art und Weise. Er präsentiert den Jahresabschluss 2019 und 2020 für den Verein und für die Stiftung und betont, dass bei allen Aktivitäten das ehrenamtliche Engagement das wichtigste Kapital der Burg sei. So konnten „erhebliche Kosten“ eingespart werden bei den Personalkosten.

Das Jahr 2019 lief im Normalbetrieb mit Einnahmen von 21.914 Euro und einem Jahresüberschuss von 10.775 Euro. 2020 war es ein Jahresfehlbetrag von 22.074 Euro. Mit Spenden für den Prinzenturm der Rotarier, der Lions und der Mainova konnten Verluste gemildert werden. Der Haushalt 2021 sei von 72.885 auf 32.335 Euro geschrumpft, vor allem wegen der Investitionen von 64.600 Euro in den Prinzenturm. Fixkosten von 61.411 Euro blieben immer gleich, ob die Burg geöffnet oder geschlossen sei.

Das Fazit Wittstocks fällt positiv aus, man habe das Defizit 2020 gut abgefangen dank der großzügigen Spenden und des Engagements der Mitglieder. 2022 rechne er wieder mit einem Normaljahr. Dennoch werde man versuchen, sparsam zu leben, so Martha Ried ergänzend.

Neuer Vorstand fast der alte

Die Zahlen des Schatzmeisters vermitteln Grundvertrauen (oder doch Gottvertrauen), und so leitet im Anschluss Wahlleiter Matthias Cropp zu den Wahlen über und erklärt, dass der Verein das Recht habe, den Vorstand für die Stiftung vorzuschlagen, der auch für zwei Jahre gewählt wird. Die Entlastung des siebenköpfigen alten Vorstands ist der erste Schritt. Die circa 58 anwesenden Mitglieder wählten Martha Ried nach 22 Jahren Amtszeit erneut zur Vorsitzenden, ebenso Uwe Wittstock als Schatzmeister im 30. Jahr, obwohl er auf sein Anliegen verweist, jemand Jüngeren in sein Amt einführen zu wollen. Er sei auch durchaus an anderen Aktivitäten interessiert. Matthias Cropp kommentiert es so: „Der Meister sucht Lehrbub“. Auch Maria Marchel, an diesem Abend Schriftführerin, bleibt im Amt, demnächst als Teamleiterin der Matineen. Herbert Bäcker, der „gefühlte 50 Jahre dabei“ ist, wird wieder gewählt, neu dabei ist Adrianus Friedrich, der mal als Burgführer angefangen hat. „Wir sind dicht an den Besuchern dran“, die Digitalisierung könnte bald auch im Kassenhäuschen Einzug halten.

Marlies Lendzia-Coane und Daniela Lichtwark sind an diesem Wahlabend nicht anwesend. Lichtwark werde sicherlich in Zukunft von ihrer Erfahrung in Touristik, Werbung und Marketing als Neuzugang profitieren – wie es aussieht, ein Gewinn für den Verein. Betont wird auch, dass die Betreiberin der Homepage, Dr. Gabriele Rasbach, aktiv im Verein bleibe.

Die eindeutige Abstimmung ergab, dass der neue Vorstand auch Stiftungsvorstand ist. Die Wahl des Stiftungsrats mit 17 Mitgliedern hatte bereits stattgefunden, darunter sind acht Stadtverordnete, acht Burgvereinsmitglieder sowie ein Vertreter des Magistrats.

Ein neues Kapitel in der Burggeschichte ist nun aufgeschlagen – habemus Burg! Zur Freude und hoffentlich spannenden Unterhaltung der vielen alten und jungen Besucher von nah und fern.

Neuer Vorstand der Burg: von links Uwe Wittstock, Martha Ried, Maria Marchel, Adrianus Friedrich (neu), Herbert Bäcker. Nicht auf dem Foto Marlies Lendzia-Coane und Daniela Lichtwark (neu)
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Sura



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