Es hätte ihm gefallen! – Verleihung der Prof. Dr. Ralf Kötter-Gedächtnispreise 2022 und 2023

V.l.n.r.:

Erster Kreisbeigeordneter des Hochtaunuskreises, Thorsten Schorr, Robert Siedler, Hubert Kötter, Constantin Runge, Ministrant Finn, Ruth Kötter, Jens Henninger, Prof. Dr. Gerhard Kramer und Kaplan Benedikt Wach bei der Preisverleihung der letzten beiden Prof. Dr. Ralf Kötter-Gedächtnispreise. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – „Ralf hätte seine wahre Freude an Ihrer Biografie und Ihren Noten gehabt“, sagte Ruth Kötter zur Begrüßung des diesjährigen Preisträgers des Prof. Dr. Ralf Kötter-Gedächtnispreises, Constantin Runge von der TU München. Die Eheleute Ruth und Hubert Kötter haben den Preis zur Erinnerung an ihren im Jahre 2009 im Alter von nur 45 Jahren verstorbenen Sohns Ralf gestiftet. Der Preis wurde seitdem im jährlichen Wechsel für innovative Forschung und für besonderes soziales und humanitäres Engagement vergeben. Die Eheleute Kötter haben die Preisträger für soziales und humanitäres Engagement selbst ausgesucht, während ihnen die Personen aus dem Bereich der Nachrichtentechnik von einem Professorenkomitee der Technischen Universität München vorgeschlagen wurden, an der ihr Sohn Prof. Dr. Ralf Kötter den Lehrstuhl für Nachrichtentechnik innehatte, wie Erster Stadtrat Robert Siedler in Vertretung des erkrankten Bürgermeisters Christoph König den in die Stadthalle im Raum Feldberg geladenen Gästen zur letzten Feierstunde erläuterte. Zu dieser waren wie jedes Jahr Familie, Kollegen und Weggefährten des viel zu früh an Krebs verstorbenen Professors, der in München an der TH auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik bahnbrechende Forschungsarbeit geleistet hatte, zusammengekommen, um seiner im Rahmen der Preisverleihung zu gedenken. Nachdem die letzten zwei Preisverleihungen coronabedingt nicht mit einer Gedenkfeier stattfinden konnten, hatten sich Kötters entschieden, den seit 2010 ausgerufenen Preis 2022 an Constantin Runge zu vergeben und den letzten Preis für das kommende Jahr 2023 – ihr Sohn wäre dann 60 Jahre alt geworden – sogleich mit zu vergeben. Er ging an die kirchliche Jugend, an die Ministrantenarbeit der Bischof-Neumann-Schule Königstein und der katholischen Pfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus, zu der auch der Kirchort St. Peter und Paul gehört.

Constantin Runge, dessen Laudatio der Vizepräsident der TU München, Prof. Dr. Gerhard Kramer, hielt, hat sich, wie schon die meisten vergangenen Gewinner des Ralf-Kötter-Gedächtnispreises, in seiner Masterarbeit mit fehlerkorrigierenden Codes beschäftigt. Genau das war auch die Spezialität von Ralf Kötter, verriet Kramer den zur Feierstunde Versammelten. „Sein Thema behandelt eine moderne Code-Klasse, die sogenannten Polar-Codes.“ Dabei ging es um die Fragestellung, wie hohe Datenraten mit Polar-Codes erreicht werden können, beispielsweise im Hinblick auf den 5G-Mobilfunk und die nächste Generation von 6G-Mobilfunk. Kramer erklärte, dass Runge sich dabei vor allem auf den theoretischen Beweis konzentriert habe, der zeige, dass sein Ansatz optimal ist. Optimal in dem Sinne, dass für sehr lange Codes seine Methode die sogenannte Kanalkapazität erreicht. „Dieses Resultat hätte Ralf Kötter sehr gefallen“, bemerkte der Vizepräsident, der sich für Runge sehr freute und ihm weiterhin „Freude an der Forschung“ wünschte. Genau diese war es, die auch Ralf Kötter angetrieben hatte und die er, verbunden mit seiner Leidenschaft, auch den Studenten vermittelt hatte.

Constantin Runge freute sich „wahnsinnig“ über den Erhalt des Preises. Er gebe ihm die Motivation weiterzuforschen, sagte er, und dankte ganz besonders seiner Mutter dafür, dass sie ihm immer die Möglichkeit gegeben hatte, spannende Dinge zu finden und erforschen zu können.

Ebenso groß war die Freude über den Preis beim Direktor der Bischof-Neumann-Schule, Jens Henninger. Er erinnerte daran, dass Ralf Kötter nicht nur in Königstein geboren worden war, sondern auch die Bischof-Neumann-Schule bis zum Abitur besucht hatte und sowohl dort als auch in Kronberg tatsächlich auch Ministrant gewesen war. Henninger nutzte die Feierstunde für einen Exkurs über den heutigen Stellenwert katholischer Schulen. Oftmals seien diese Schulen heute noch der einzige Ort, an dem sich Jugendliche mit Glauben und Sinnfragen überhaupt noch beschäftigen würden, sagte er und gemeinsam mit Ministrant Finn und Kaplan Benedikt Wach von der Pfarrei St. Himmelfahrt, Kirchort St. Peter und Paul, bedankte er sich für die Würdigung der Arbeit und des Engagements der Ministranten, deren Wirken sowohl in der katholischen Kirche als auch in der Bischof-Neumann-Schule innerhalb der Kollegskirche bis heute fortgeführt wird.

Das Ehepaar Kötter freute sich über die liebevolle Vorbereitung der Feier durch die städtische Gleichstellungsbeauftragte Heike Stein und darüber, so viele Freunde ihres Sohnes von Angesicht zu Angesicht wiederzusehen. Der Prof. Dr. Ralf Kötter-Freundeskreis, der sich die Jahre über um die Einladung der offiziellen Gäste und um die Besucher von Ralf Kötters Grab auf dem Friedhof Thalerfeld gekümmert haben, soll fortbestehen. Dessen Vorsitzender ist Ralfs Bruder, Jörg Kötter. Viele Wegbegleiter würden nach wie vor beim Flug über Frankfurt einen Abstecher nach Kronberg an das Grab ihres Sohnes machen, erzählte Ruth Kötter, „wir nennen das dann immer kleine Europatage“. Den Anwesenden berichtete sie außerdem von ihrem Enkel Finnian, Ralfs Sohn, der bei seiner Tante in Dublin aufwächst, nachdem auch Ralfs Frau Nuala 2013 an Krebs verstorben war. „Es geht ihm gut, er ist jetzt 17 Jahre alt und verbringt zu unserer Freude nach wie vor einen Teil seiner Sommerferien bei uns in Kronberg.“

„Als Eltern und Bruder zeigte man uns bei vielen Begegnungen, dass man Ralf nicht vergessen hat. Er war ein ganz besonderer Mensch. Seine Forschungsergebnisse stehen immer noch hoch im Kurs und es wird darauf noch bei vielen Examensarbeiten Bezug genommen“, so die Familie.

Zum feierlichen Rahmen der doppelten Gedächtnispreis-Verleihung gehörte auch die passende musikalische Umrahmung mit Gesang von Konstanze Callwitz (Mezzosopran) unter Begleitung von Kevin Haubitz am Klavier. Gemeinsam mit Margarita Kopp (die erkältet war und nicht singen konnte) wurde auch ihnen für die jahrelange, sehr einfühlsame passende musikalische Begleitung zur Feier gedankt. Nach diesem offiziellen Teil, zu dem auch ein Kurzfilm über Prof. Dr. Ralf Kötter gehörte, blieb Zeit für Gespräche und eine kulinarische Stärkung, bevor der Erste Stadtrat als Schirmherr der Veranstaltung (die Stadt stellte auch die Urkunden aus) zu einer Führung durch die Altstadt bis zur Burg hinauf mit Claus Harbers einlud.

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