„Klezmers Techter“ und Shai Terry bezauberten mit Konzert

Kronberg (pf) – Im vergangenen Sommer sangen und musizierten „Klezmers Techter“ im Park unterhalb des Pflegehauses Erfurt, jetzt waren sie im Festsaal des Altkönig-Stifts zu Gast. „Von Leid, Sehnsucht und bitteren Zeiten erzählt diese Musik, aber sie kann auch voller Fröhlichkeit sein, die ihresgleichen sucht“, meinte Vorstandsmitglied Tatyana Kleinschmidt, als sie die Gäste im Saal begrüßte und empfahl: „Schwelgen sie in dieser traditionellen Musik.“ Der aus Argentinien stammende Klarinettist Giora Feidman, der als „König des Klezmer“ gilt, nennt diese Musik „die Sprache der Seele“ und die drei Musikerinnen, die sich ihr verschrieben haben „Real Representatives of the Klezmer Tradition“. Er weiß warum, denn er hat eine der „Klezmers Techter“ selbst unterrichtet.

Die virtuose Klarinettistin und Bandleaderin des Trios Gabriela Kaufmann war Schülerin von Giora Feidman, kann ihrem Instrument fröhliche Melodien ebenso wie gefühlvolle Seufzer entlocken und spielt als zweites Instrument eine Bassklarinette, die ebenso groß ist wie sie selbst. Zweite im Bunde ist die temperamentvolle Akkordeonistin Almut Schwab, die als zweites Instrument dieses Mal ein in Oberbayern gebautes Zymbal oder auch Hackbrett dabei hatte, das sie meisterhaft beherrscht. Als dritte komplettiert die einfühlsam und souverän die Rhythmuswechsel angebende Kontrabassistin Nina Hacker das Trio.

Mitgebracht hatten die drei dieses Mal für ihr Programm „Shevana“ die israelische Mezzosopranistin Shai Terry, eine der erfolgreichsten israelischen Sängerinnen der jungen Generation. Seit ihrem dreizehnten Lebensjahr nimmt sie Gesangsunterricht, hat ihr Masterstudium Sologesang an der Musikhochschule Mainz abgeschlossen und schon zahlreiche Preise und Stipendien gewonnen. Das Publikum im Altkönig-Stift bezauberte sie sofort mit ihrer warmen wandlungsfähigen Stimme und ihrem Charme. „Shevana“, erklärte Almut Schwab, ist ein Begriff, der sich aus den Worten für Sonne und Mond zusammensetzt. Das Programm verbindet osteuropäische jiddische Lieder mit hebräischen Folksongs, Musik, die Emotionen weckt und die Seele berührt. Mit zwei Liebesliedern begann das Konzert. Während eines die Liebe zu einem Mann namens Jossel besang, ging es im anderen um eine eher ungewöhnliche Liebeserklärung, wie die Übersetzung des Textes verriet: „Ich würde dir vor lauter Liebe sogar meine Pantoffeln geben.“ In dem eher traurigen Lied Papirossa ging es um einen kleinen Jungen, der bei strömendem Regen versucht, durch den Verkauf von Zigaretten Geld zu verdienen, während ein weiteres Lied eine Liebeserklärung an Jerusalem war: „Jerusalem aus Gold und aus Kupfer und aus Licht, lass mich doch für all deine Lieder die Geige sein.“ Zuende ging das abwechslungsreiche Konzert mit dem fröhlichen Tanz namens Hoppkele, den ein Vater anstimmt, wenn die letzte seiner Töchter unter der Haube ist.

Das Leben gefeiert

Ohne eine Zugabe allerdings wollte das begeisterte Publikum die vier Musikerinnen nicht gehen lassen und klatschte so lange, bis sie ein letztes Lied anstimmten, „das sie alle mitsingen können“, wie Almut Schwab ganz richtig ankündigte: „Bei mir bistu shein“, ein Swingstück, das 1938 durch die Andrews Sisters zum Gassenhauer wurde. Das Original entstand 1932 für das jiddische Musical „Men ken leben men lost nisht“ (Man könnte leben, aber sie lassen uns nicht) und ist im deutschsprachigen Raum unter dem Titel „Bei mir bist du schön“ bekannt geworden. „Heute haben wir das Leben gefeiert“, meinte Vorstandsassistentin Heide Klapper, als sie gemeinsam mit Tatyana Kleinschmidt den drei Instrumentalistinnen und der Sängerin als Ausdruck des Dankes für ein rundum gelungenes Konzert Blumen und Geschenke überreichte.

Das Trio „Klezmers Techter“ und die Mezzosopranistin Shai Terry waren mit ihrem Programm „Shevana“ zu Gast im Festsaal des Altkönig-Stifts.
Foto: Wilfried Schumacher



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