„Kopf, Herz und Hände für Kronberg“ – Gerhard Müller wird 80

Gerhard Müller hat seine Geburtstagsfeier abgesagt: „Ihr bleibt gesund zu Haus und ich bleib‘ hier“, lautet seine Devise in der Corona-Krise. Foto: privat

Kronberg. – Dieser 20. Mai wird ruhig verlaufen bei Gerhard Müller, geplant war zum 80. Geburtstag eigentlich eine Geburtstagsfeier in großer Runde. Die derzeitigen Gegebenheiten lassen dies nicht zu. In einer „gestrichenen Einladung“ an den Freundes- und Bekanntenkreis hat dies der Ehrenplakettenträger und ehemalige Vorsitzende des DRK Kronberg, Gerhard Müller, gereimt zu Papier gebracht. Nach einer Einleitungsstrophe widmen sich drei weitere der momentanen Situation:

Die Liste war den Gegebenheiten angepasst,

die Lokalität samt dem Drumherum ins Aug‘ gefasst, alles lief in den gewohnten Bahnen –

doch die Folgen der „Corona“ konnte niemand ahnen.

So bleibt die zugedachte Einladung ein unbedruckt‘ Papier:

Ihr bleibt gesund zu Haus und ich bleib‘ hier.

Den Gegenwert für ein Geschenk – ich find’s gescheiter – gebt als Spende bitte zielgerichtet weiter! Gern hätt‘ ich am 20. Euch / Dich begrüßt. Es hätte mir den Tag versüßt!

Doch jetzt gilt erst mal die Devise:

Komm/t gesund heraus aus dieser Krise!

Der Verfasser macht es gegenüber unserer Zeitung noch einmal deutlich. Er kann sich zwar gedanklich ausmalen, wie seine Gäste ihm in gebotenem Abstand zuprosten und den Willkommenstrunk sich hinter die Maske kippen. Wie jedoch eine gesellige Runde mit Schmaus und Trank unter den geltenden Auflagen gelingen soll: „Ach, darauf sollten wir verzichten und unser Augenmerk auf bessere Zeiten richten!“

„Doch auch der engste Familienkreis will organisiert werden. Mit den Kindern und sieben Enkeln wird selbst ein großes Wohnzimmer zu eng. Wenn denn alle zusammenfinden dürfen… Aber Geburtstag ist trotzdem!“, so Müller. „Hier sollen all jene nicht vergessen werden, die solche Tage ohne den Rückhalt einer Familie und/oder in Isolation und Vereinsamung verbringen müssen. Hoffentlich gibt es auch für sie ein paar Glücksmomente durch ein mitfühlendes Umfeld! Eine finanzielle Zuwendung an das Kaiserin-Friedrich-Haus soll hier eine kleine Draufgabe ermöglichen“, verspricht er.

Vorbildliche Einsatzbereitschaft

Ob als einfaches Mitglied, in den 15 Jahren seiner Funktion als Vorsitzender oder als DRK-Ehrenvorsitzender, habe Müller immer mit angepackt, wo es nötig ist, dankte der erste Vorsitzende des Deutschen Roten Kreuzes Kreisverband Hochtaunus, Staatsminister a.D. Jürgen Banzer (CDU) ihm in seiner Rede 2014 zur Verleihung der städtischen Ehrenplakette. Er lobte sein vielseitiges Engagement in der Stadt, sei es bei Erste-Hilfe-Kursen, dem in seinen Anfangszeiten noch äußerst kräftezehrenden Winterrettungsdienst am Fuchstanz und am Posterholungsheim, der Wiederherrichtung der Josef-Jäger-Hütte oder Erstellung der Festbroschüre anlässlich des 100-jährigen Vereinsjubiläums. Viel Kraft und Zeit investierte er als Planer, Bauleiter und Geldbeschaffer in die 2010 fertiggestellte DRK-Dienststelle in Oberhöchstadt. Banzer bezeichnete Müller damals als „langjähriges Gesicht der DRK Ortsvereinigung Kronberg“, der DRK-Vorsitzende Oliver Reis nannte ihn einen „Schatz in unseren Reihen“, der maßgeblich zum guten Ruf des Deutschen Roten Kreuzes in dieser Stadt beigetragen habe. Neben den genannten Großprojekten waren es auch unzählige kleine, aber für Gerhard Müller völlig selbstverständliche Taten, die Spuren hinterließen. So initiierte er beispielsweise die Aktion „Weihnachtspäckchen für bedürftige Kronberger Bürger, organisierte Vereins-Sommerfeste in seinem idyllischen Garten oder sorgte aus eigenem Antrieb rechtzeitig vor dem Palmfest für ausreichend Palmwedel, was voraussetzte, dass er zur Gartenschere griff und seine eigene Buchsbaumhecke stutzte.

So lobte der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Christoph König, Müller habe im wahrsten Sinne des Wortes „Kopf, Herz und Hände für Kronberg eingesetzt“.

„Er ist immer da, wenn jemand gebraucht wird“, betonte 2014 in seinem Grußwort auch Pfarrer Olaf Lindenberg von der Pfarrei Maria Himmelfahrt, der diese Aussage mit einer für Müller typischen Begebenheit unterstrich: „Als wir vor einigen Jahren auf der Suche nach Kandidaten für den Pfarrgemeinderat der katholischen Kirchengemeinde Sankt Peter und Paul waren, erklärte sich Gerhard Müller nicht nur selbst dazu bereit, sondern brachte gleich noch vier weitere Freiwillige mit.“ Wie die meisten Gratulanten band Lindenberg Müllers Ehefrau Gabi in seinen Dank ein, die ihn nicht nur in allen Lebenslagen tatkräftig unterstützt und den Rücken frei gehalten habe, sondern auch viel Schreibarbeit abnimmt. „Sie beide sind für uns so etwas wie Petrus und Paulus – ein gutes Team und vergelt‘s Gott.“

Querdenker

Stadtbrandinspektor Gunnar Milberg verwies auf die seit Generationen enge Verzahnung zwischen dem Deutschen Roten Kreuz und der Freiwilligen Feuerwehr und die dadurch bedingte Zusammenarbeit mit dem Geehrten, mit dem er jedoch auch im Ortsbeirat und in der Stadtverordnetenversammlung „gemeinsam gekämpft hat.“

Die Politik war seinerzeit auf den bekennenden „Querdenker“ aufmerksam geworden durch die Federführung zweier Bürgerinitiativen 1967 und 1968. Letztere verhinderte die Bebauung eines Teils des Stadtparks. Mit seinem Eintritt in die CDU 1968 wurde er deren stellvertretender Vorsitzender bis zur Gemeindefusion 1972, von da an für zwei Wahlperioden Stadtverordneter und für vier Wahlzeiten Ortsbeiratsmitglied. Obwohl sich Müller in all den Jahren durchaus den Ruf erwarb, seinen Standpunkt vehement zu verteidigen, wird ihm gleichwohl die Fähigkeit nachgesagt, Menschen für Ideen begeistern und etwaige vorhandene Spannungen ausräumen zu können, um gemeinsam für eine gute Sache zu kämpfen.

Geboren wurde er 1940 in Mannheim, die Verbindung zu Kronberg wurde dem Sprössling allerdings bereits in die Wiege gelegt, lebten die Vorfahren mütterlicherseits doch nachweislich seit dem 17. Jahrhundert in der Burgstadt. Die frühen Bombenangriffe auf Mannheim veranlassten die Familie 1942 zur Heimkehr in den Taunus.

Im Beruf setzte der Tausendsassa als Schulleiter der Erich-Kästner-Schule in Oberursel ebenso Akzente wie als Herold in dem durch die Theatergruppe „die hannemanns“ präsentierten Ritterschauerdrama „Blut und Liebe“, in der Kronberger Gruppe der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, dem Heimat- und Geschichtsverein sowie dem Partnerschaftsverein Kronberg-Ballenstedt und dem Taunusklub. Herzlichen Glückwunsch, Herr Müller! (pu/mw)



X