Mit Kreativität zur mentalen Gesundheit gelangen – In einer Spielwelt die Zukunft gestalten

Prof. Jörg Mehlhorn führte aus, wie Kreativität die mentale Gesundheit beeinflussen kann.

Kronberg (hmz) – „Was können wir an den Schulen tun, um Traumatisierungen rechtzeitig zu erkennen?“ Das war die Frage, auf die im Rahmen des ersten „Meet the Experts“ wenigstens annähernd eine Antwort gefunden werden sollte. Die drei Referenten, Thomas Weber von der „Weitblick GmbH“, Prof. Jörg Mehlhorn, Vorsitzender der „Deutschen Gesellschaft für Kreativität“ und ehrenamtlicher Stadtrat im Kronberger Magistrat sowie der langjährige Dirigent, Kirchenmusiker und ehemalige Lehrer an der Altkönigschule, Karl-Christoph Neumann, versuchten, sich in ihren Redebeiträgen dem Thema mit unterschiedlichen Ansätzen zu nähern. Thomas Weber nutzte das Forum zugleich, um die „Weitblick GmbH“ vorzustellen.

Kompetenzprogramm

Sie ist eine gemeinnützige und unabhängige Organisation mit Sitz im österreichischen Vorarlberg und einer Niederlassung in Wien. Hier werden innovative Projekte in den Bereichen psychosoziale Gesundheitsförderung, Pädagogik, Umwelt- und Klimabildung sowie Umweltschutz entwickelt und gefördert. „Weitblick“ hat ein Kompetenzprogramm mit dem Titel „Gemeinsam stark werden“ aufgelegt, das innerhalb des Unterrichts die Lebenskompetenz von Kindern im Grundschulalter fördern soll. „Das Ziel ist die Gestaltung guter Voraussetzungen für ein gesundes, selbstbestimmtes und erfülltes Leben“, erläuterte Weber. Präventiv wirksam leiste das Projekt einen Beitrag zur Sucht-, Gewalt- und Suizidprävention, sowie zur Prävention psychischer Störungen. Was in Österreich bereits erfolgreich umgesetzt werde, soll auch künftig im Nachbarland Deutschland eingesetzt werden. „Es braucht dazu eine bestimmte Haltung aller beteiligten Akteure. Es ist kein Zusatzfach, vielmehr soll es kontinuierlich in den Unterricht eingebaut werden“, so Weber weiter. Allerdings: Dieses Programm setze eine halbjährige Schulung der Lehrkräfte voraus.

Weltklimaspiel

Der Experte stellte in diesem Zusammenhang gleich ein weiteres Projekt seiner Organisation vor: das Weltklimaspiel, mit einem sehr ambitionierten Ziel für die Zukunft. In gleich 50 Ländern sollen unterschiedliche Zielgruppen animiert werden, mit diesem interaktiven App-gestützten Brettplanspiel das Bewusstsein für den Klimawandel und nachhaltiges Wirtschaften zu schärfen. „Was will ich aus meinem Leben machen, in welcher Welt wollen wir leben. Die Zukunft gemeinsam gestal-

ten, das ist das Ziel dieses Spiels.“ Es wird drei Tage lang gespielt und es dreht sich rund um die Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit. In einer Spielwelt, deren Verhältnisse und Krisen die wirkliche Welt spiegeln, tragen die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler die Verantwortung für die globale Wirtschaft, Geopolitik und soziale Gerechtigkeit. Dabei übernehmen sie die Rollen von Entscheidungsträgern aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft.

Das Miteinander statt Gegeneinander soll am Ende als Lernerfahrung stehen sowie ein Gesamtverständnis für die ökologischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen. Das erste Pilotprojekt dazu soll in Göttingen starten. Ganz ohne Training allerdings wird es nicht gehen. Bei Interesse erfahren die Schulleitungen Details.

Sinn und Erfüllung

Eine deutliche größere Annäherung an das Ausgangsthema ermöglichte Prof. Mehlhorn mit seiner Frage: „Inwiefern kann Kreativität die mentale Gesundheit fördern?“ Um dies beantworten zu können, müsse nach dem Alter der jeweiligen Person gefragt werden, die ihre angeborene Kreativität auslebe oder nicht. Kinder bis zum Alter von etwa zehn Jahren seien in der Regel „hoch kreativ und gelten als mental gesund, also weitgehend frei von Stress und Depressionen“. Bei Erwachsenen sehe das meist anders aus, weil kreatives Handeln in weitgehender Selbst-Bestimmung vielfach nur im Bereich der Hobbies vorkomme.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO berichte von 900 Studien, die die gesundheitliche Wirkung nachgewiesen hätten, wenn dauerhaft musiziert, gemalt, getöpfert oder Texte verfasst würden. Dies wirke sowohl präventiv als auch therapeutisch, siehe Kunsttherapie im Fall von Depression. Die höchste Stufe mentaler Gesundheit werde von Menschen erreicht, die sich beruflich oder privat selbst verwirklichen könnten, vielfach gepaart mit hoher Lebenserwartung. Kreatives Schaffen verschaffe mehr oder weniger große Erfolgserlebnisse. „Der schöpferische Mensch findet Sinn und Erfüllung in seinem Leben.“ Das war eine passende Überleitung zu Karl-Christoph Neumann.

Psychischer Sog

„Die Musik ist wie ein psychischer Sog und wir haben ganz kurz die Fähigkeit, in die Ewigkeit zu schauen.“ Neumann ist bekannt für seine Leidenschaft für Bach und auch in diesem Zusammenhang lässt sich die positive Wirkung von Musik auf die Psyche belegen: Die Barockmusik von Johann Sebastian Bach hat nicht nur eine beruhigende Wirkung auf das Gemüt. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Kantaten Blutdruck und Herzfrequenz in ähnlicher Weise wie Medikamente senken. „Musik ist immer eine Auseinandersetzung, echte Musik führt stets ins Positive.“

Roland Schatz, Gründer des Erlebnisprojekts „Sustainable Development Goals (SDG)“ moderierte zusammen mit der Schülerin Natalia Panov den Abend. Dem Auftakt soll eine entsprechende Vortragsreihe folgen und sie soll künftig ein fester Bestandteil des Erasmus-Cafés werden.

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