Warum die Orgel in Schönberg von einem großen Komponisten bedacht wurde:
Vor 150 Jahren, am 19. März 1873, wurde er in Brand in der Oberpfalz geboren: Max Reger. Gefeiert als genialer Komponist, Universitätsmusikdirektor in Leipzig sowie Hofkapellmeister in Meiningen. Insbesondere steht sein Name noch heute weltweit für seine fulminanten Orgelwerke. Nicht selten stießen seine teils durchaus ungewohnten Kompositionen aber zunächst auf viel Unverständnis bis hin zur schroffen Ablehnung. Im oberpfälzischen Weiden soll der Pfarrer sogar befürchtet haben, dass Reger mit seinem Spiel die Kirchenorgel ruinieren könnte. Aus München berichtete Reger im Jahr 1902: „Nun ist mir bedeutet worden, ich dürfte nicht mehr spielen, da dadurch, dass ich spielte, die Leute zu sehr in ihrer Andacht gestört würden; kein Mensch könnte mehr beten! – Famos!“
Auch Kronberg, genauer gesagt Schönberg, steht mit dem weltbekannten Orgelvirtuosen in Verbindung, komponierte Reger doch im Jahr 1899 für die kleine Orgel der katholischen Sankt Alban Kirche die heute noch sehr oft gespielte „Introduktion und Passacaglia d-Moll“. Der Grund dafür war, dass der damalige Organist im Schönberg, Ludwig Sauer, eine Reihe von teilweise namhaften Tonkünstlern angeschrieben hatte, ihm bitte kostenfrei neu komponierte Orgelwerke zukommen zu lassen. Diese wollte Sauer dann in einem „Schönberger Orgelalbum“ vereint verkaufen, um so den Neubau einer Orgel in Sankt Alban zu finanzieren. Der Plan ging auf, denn Sauer konnte im Jahr 1900 sein Album mit 36 Neukompositionen herausbringen und so immerhin 3.200 Mark generieren.
Reger teilte Sauer am 8. Oktober 1899 brieflich mit: „Selbstverständlich erfülle ich Ihre Bitte mit größtem Vergnügen und bin also gerne bereit, Ihnen eine Originalkomposition für Orgel für das Orgelalbum einzusenden unter Verzicht auf jegliches Honorar, möchte aber vorher um gütige Nachricht bitten, wie lang (resp. wieviele Druckseiten) meine Komposition sein dürfte. Würden Sie so gegen 8-10 Druckseiten vielleicht für mich übrighaben? Wenn nicht, so bin ich ja auch mit weniger zufrieden, aber je mehr Raum, desto lieber ist es mir, da ich die Absicht habe, Ihnen ein ausgedehntes Präludium samt Fuge zu schreiben.“ Schon 11 Tage später erhielt Sauer von Reger die angekündigte Komposition mit folgendem Kommentar: „Sie erhalten hiermit das Manuskript für das Orgelalbum. Ich habe Ihnen in Anbetracht dessen, dass Ihnen doch voraussichtlich meistens Fugen, Fugetten etc. für das Album gesandt werden, eine Introduktion und Passacaglia geschrieben. Das Werkchen wird 7-8 Druckseiten geben, ich habe es absichtlich nicht schwer gemacht, um nicht den Vorwurf auf mich zu laden, daß mein Beitrag zu Ihrem Album durch zu große Schwierigkeit den öfteren Gebrauch verhinderte. So wie die Passacaglia ist, muß sie jeder einigermaßen geübte Organist vom Blatt spielen können.“
Leider wurde es in Schönberg versäumt, anlässlich des 150. Wiegenfestes von Max Reger dessen für Sankt Alban komponierte Passacaglia auf der dortigen Orgel aufzuführen Das musikalische Erbe wird in der Burgstadt wieder einmal leider nur suboptimal gepflegt, das meint zumindest
Walter A. Ried.