Kronberger Hotel am Bahnhof wird künftig von der HR Group betrieben

Kronberg (pu/kb) – Vom 26. Oktober 2020 datiert die Nachricht von der zweiten vorübergehenden Schließung des erst am 3. Februar eröffneten „Vienna House MQ Kronberg“ für drei Monate. Zum damaligen Zeitpunkt erklärte Generalmanagerin Nicole Menne nach neun ereignisreichen und, wie sie sich ausdrückte, „tollen“ Monaten in Kronberg am Bahnhof, mit Nachdruck: „Es ist definitiv nur eine vorübergehende Schließung, die nach der aktuellen Entwicklung für uns abzusehen war. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir an den Standort glauben, ja, ihn für sehr geeignet halten und den wir auch nicht aufgeben wollen.“ Darüber hinaus gab sie ihrer Hoffnung Ausdruck, ihr Team im neuen Jahr gut erholt und motiviert wieder um sich versammeln zu können und in Kronberg wieder an den Start zu gehen. „Die letzten Monate waren für alle Mitarbeiter eine große Herausforderung“, sagte sie rückblickend. „Wir haben viel Solidarität aus der Bürgerschaft erfahren, das war das Positive an dieser Zeit.“ In vielen Bereichen sei man enger zusammengerückt, es gäbe beispielsweise Firmen, die sie in den letzten Monaten regelmäßig mit Essen beliefert hätten, die es außerordentlich bedauern würden, dass die Küche bei ihnen die nächsten drei Monate kalt bleibe. Inzwischen ist das zunächst ins Auge gefasste Vierteljahr vergangen, und angesichts der nach wie vor geltenden coronabedingten Einschränkungen ging der Großteil der Kronberger Bevölkerung bislang davon aus, dass die größte österreichische Hotelgruppe nach ihrer Wiedereröffnung ein erfolgreiches Kapitel in der Burgstadt schreiben würde.

Doch relativ unbemerkt von der Öffentlichkeit haben sich mittlerweile das Hotel am Bahnhof betreffend elementare Veränderungen ergeben. Darauf durch die von Bündnis90/Die Grünen-Vorstand Udo Keil an Bürgermeister Christoph König (SPD) in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung herangetragene Frage aufmerksam geworden, ob an dem Gerücht eines Betreiberwechsels etwas dran sei, was durch den Rathauschef bestätigt wurde, der jedoch betonte, mit welchem Franchisepartner und welchem Konzept künftig gearbeitet werde, wisse die Stadt noch nicht, hat die Redaktion des Kronberger Boten direkt beim Vermieter des Hotels nachgefragt.

Der Geschäftsführer des Projektentwicklers Contraco, Daniel Rinck, bestätigt, er selbst habe am 30. Dezember letzten Jahres von Vienna House Wien erfahren, dass man die Betreibergesellschaft zum 1. Januar 2021 an die HR Group verkaufen werde. Das eigentümergeführte Berliner Unternehmen will sich auf entsprechende Anfrage erst in den kommenden Tagen zum Sachverhalt äußern. Allerdings ist einem am 15. Januar auf der Homepage platzierten Bericht zu entnehmen, die im Dezember 2020 in Aussicht genommene Übernahme eines Vienna House Hotelportfolios sei erfolgreich abgeschlossen. Die Transaktion werde bereits in wenigen Wochen vollzogen. Von der expansiven Berliner Gruppe wurde demnach nahezu die Hälfte des Portfolios von Vienna House – die Rede ist von 23 Hotelpachtbetrieben – übernommen.

Contraco-Geschäftsführer Daniel Rinck ist bekannt, dass die Pandemie diesen Geschäftszweig von Vienna House hart getroffen hat. Einerseits bedauert der Kronberger den raschen Abschied der größten österreichischen Hotelgruppe aus der Burgstadt nur ein knappes Jahr nach der beeindruckenden Eröffnung, die vielen Kronberger*innen noch in lebhafter Erinnerung ist, andererseits blickt er mit Zuversicht nach vorne.

„Ich bin mit dieser Entscheidung sehr zufrieden und konnte in den letzten Wochen durch mehrere Gespräche mit der Geschäftsführung einen guten Eindruck meines neuen Mieters gewinnen“, unterstreicht Rinck. Die HR Group, eine der am schnellsten wachsenden Hotelbetreibergesellschaften im deutschsprachigen Raum, sei ein sehr bekannter Betreiber im Hotelmarkt und verfüge nach der Übernahme der 23 Hotels von Vienna House über rund 80 Hotels und beschäftige etwa 3.500 Mitarbeiter. Das Hotel-Portfolio ist laut Homepage breit aufgestellt, von messe- und flughafennahen Businesshotels über zentral gelegene Stadthotels bis hin zu Hotels und Resorts in beliebten Ferienregionen.

Buchungen möglich

Rinck weiter: „Der Hotelbetrieb in Kronberg wird nahtlos weitergeführt, und man wartet nun auf die Vorgaben der Bundesregierung, damit das Hotelgewerbe wieder zu einer gewissen Normalität zurückkehren kann. Buchungen im Haus Kronberg sind möglich, und sobald die Mindestbuchungsgröße erreicht wird, wird die HR Group das Haus wieder öffnen können.“

In der Zwischenzeit stehe das Hyatt in Eschborn, das ebenfalls von der HR-Group betrieben wird, als Ausweichquartier zur Verfügung. „Soweit wir wissen, wurden die Mitarbeiter alle von der HR-Group übernommen, was ein positives Zeichen an die Belegschaft und für den Standort Kronberg ist.

Der Homepage der HR-Group ist außerdem zu entnehmen: „Mit sieben (Anmerkung: mit Kronberg dann 8) Häusern zeigt die HR Group deutlich Präsenz am Standort Frankfurt/Rhein-Main und baut diesen künftig aus – jüngst mit dem Hyatt House Frankfurt Eschborn.“ Das ebenfalls vor etwa einem Jahr eröffnete Longstay-Hotel mit 190 Zimmern und Studios biete vor allem für berufliche Langzeitaufenthalte optimale Bedingungen.

Bekannter Hotelier kehrt zurück

Um die Region weiter zu stärken, setzt die Berliner Gruppe laut Internetseite mit dem im Dezember 2019 zur Gruppe gekommenen Sven von Jagemann auf einen erfahrenen Hotelier. Seit über 20 Jahren bekleidet der gelernte Hotelkaufmann leitende Positionen in deutschen und österreichischen Hotels. Er führte unter anderem das Relais & Châteaux Hotel Burg Wernberg, das Hotel HerzogsPark in Herzogenaurach, das Dorint Vital Royal Spa Seefeld/Tirol und das Schlosshotel Kronberg, bevor er als Operations Manager die Hotelaktivitäten bei Freigeist & Friends steuerte. Seit Dezember 2019 ist er Area Manager Frankfurt/Rhein-Main, bringt seine strategische und operative Erfahrung in das Erfolgskonzept der HR-Group ein und wird Daniel Rinck zufolge auch das Haus in Kronberg führen. „Durch seine sechsjährige Tätigkeit im Schlosshotel kennt er sich in und um Kronberg hervorragend aus und ist die ideale Besetzung für diese Aufgabe. Wir sind sehr glücklich über diese Entwicklung und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit der HR-Group“, berichtet Daniel Rinck. „Wir danken der Vienna House Gruppe für die sehr angenehme und partnerschaftliche Zusammenarbeit. Das Haus MQ Kronberg hatte durch die Pandemie bisher leider nie die Chance, seine Leistungsfähigkeit und Gastfreundschaft unter Beweis zu stellen. Den Rückzug der Vienna House Gruppe vom deutschen Markt bedauern wir, können diesen Schritt aber nachvollziehen.“

Statement des Wirtschaftsförderers

In ähnlicher Weise äußert sich der städtische Wirtschaftsförderer Andreas Bloching: „Es ist einfach traurig. Die Hotelbranche trifft Corona besonders hart. Besonders tragisch ist es im Fall des Vienna House Kronberg. Es hatte Anfang 2020 gerade erst eröffnet, das Team und die Direktion waren erwartungsvoll und motiviert, und das Haus war auch schon gut gebucht mit überwiegend Geschäftskunden. Dann kamen Corona und der erste Lockdown. Die Kunden blieben seither aus, wie bei allen Hotels.“ Vienna House habe dann irgendwann die Reißleine gezogen und sich von nahezu allen Betrieben getrennt, deren Liegenschaften nicht im Eigenbestand sind. Bloching weiter: „Wir hatten dem Haus im Januar 2021 noch eine größere Filmcrew als Kunden vermitteln können, aber da war die Entscheidung wohl schon gefallen. Wir können nur hoffen, dass die Corona-Krise möglichst bald ein Ende nimmt und die HR Group das Hotel wieder wirtschaftlich betreiben kann. Das hoffen wir auch für alle anderen Kronberger Hotels.“

Die HR Group wird dem Vernehmen nach zur Mitte des Jahres einen neuen Namen für das Haus in Kronberg vorschlagen. „Die HR Group hat in den letzten Monaten die Entwicklung am Bahnhof und die Entwicklung des Musikquartiers intensiv verfolgt und die Einzigartigkeit und Chancen dieses Standortes erkannt. Das wird sich auch im neuen Namen und der Ausrichtung des Hotels wiederfinden. Darauf sind wir schon sehr gespannt. Der Name Vienna House wird verschwinden“, informiert Daniel Rinck abschließend.

Der Schriftzug „Vienna House“ am Hotel am Bahnhof wird bald der Vergangenheit angehören. Der neue Betreiber, die Berliner HR Group, will dem Vernehmen nach Mitte des Jahres einen neuen Namen vorschlagen.
Foto: Puck



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