Kronberger Restaurants öffnen für ihre Gäste: Hoffnung trotz Kampf mit strengen Pandemie-Auflagen

Auch Claudia Allgaier, Pächterin der „Grünen Gans“, öffnet wieder ihr Restaurant mit beschaulichem Hof in der Altstadt, viel Platz für Tische bleibt ihr nach Einhaltung der Stellplatzregeln allerdings nicht.

Kronberg (mw) – In der durch die Corona-Krise besonders hart getroffenen Gastronomiebranche fällt Optimismus zunehmend schwerer. Doch genau den braucht es, um trotz der teilweise gegen Null gehenden Monatseinkünfte noch Kraft, Durchhaltevermögen und innovative Ideen zu haben. Zwar dürfen die Gaststätten – und so auch die in Kronberg – ab morgen, Freitag, den 15. Mai wieder öffnen, aber die geforderten Auflagen sind hoch. Trotzdem, die meisten Gastronomen wollen versuchen, diese Auflagen umzusetzen, verbunden mit der Hoffnung auf notwendige, betriebsrettende Einnahmen. Claudia Allgaier, Pächterin der „Grünen Gans“ in der Altstadt, hatte in den vergangenen zwei Wochen, ähnlich wie bereits einige Gastronomen im Stadtgebiet zuvor, angefangen, für ihre Gäste Gerichte „To-Go“ anzubieten. Zum Zeitpunkt des Gesprächs hatte sie ihre Einnahmen noch nicht überschlagen, aber eines stand für sie am Sonntagnachmittag bereits fest: „Das ist eher eine Maßnahme für meine Mitarbeiter, um deren Kurzarbeitergeld ein bisschen aufzustocken. Es ist wenig, aber besser als nichts und vielleicht eine kleine Motivation“, sagt sie. „Für meine Mitarbeiter, aber auch für uns Gastronomen ist die derzeitige Situation wirklich bitter.“

Das kann auch Jonny Kumar, Co-Geschäftsführer von „Brunch and Bar“, leider nur bestätigen, auch wenn er nach wie vor Optimismus ausstrahlt. „Die Bedingungen für die Wiedereröffnung sind alles andere als einfach“, weiß er. Zwar dürfen die Betriebe ab morgen wieder Speisen und Getränke zum Verzehr vor Ort anbieten, aber nur, wenn sichergestellt ist, dass maximal eine Person je angefangener für den Publikumsverkehr zugänglicher Grundfläche von fünf Quadratmetern eingelassen wird. Zwischen den Gästen muss zudem ein Mindestabstand von 1,5 Metern gewahrt bleiben, ausgenommen zwischen Angehörigen eines Hausstandes, sofern keine geeigneten Trennvorrichtungen vorhanden sind. „Wir wollen das unter anderem umsetzen, indem wir zwei Tische aneinanderstellen, um auf den geforderten Abstand zu kommen“, erzählt der Co-Geschäftsführer. Durch die enge Zuwegung innerhalb des Restaurants am Berliner Platz fallen jedoch noch einige Plätze mehr weg. „Wir können im mittleren Raum gar keine Tische mehr stellen, um den Durchgang zu unserem oberen Raum zu ermöglichen.“ Kumar rechnet mit 60 bis 80 Prozent Einnahmeneinbußen, aufgrund der reduzierten Sitzplätze. „Deshalb wollen wir auch unseren Liefer- und Abholservice beibehalten“, erklärt er. Der laufe überraschend gut, obwohl das Team „Brunch and Bar“ mit seinem erfrischend anderen Restaurantkonzept gerade erst eröffnet hatte. „Die Lage für uns ist wirklich sehr schwierig, weil wir hier in einer Sondersituation sind“, so Kumar. Um Soforthilfe zu erhalten, muss ein Betrieb schon länger am Markt sein, als das bei „Brunch and Bar“ der Fall ist. „Auf der anderen Seite haben wir aber schon so viel Zuspruch erfahren, so viele treue Gäste nach so kurzer Zeit, die wirklich sehr viel Essen bei uns bestellen, sodass wir auf jeden Fall weitermachen wollen und auch schon dabei sind, unsere Speisekarte weiterzuentwickeln“, erzählt er. Insgesamt scheint es ihm, als gehe es der Branche in Kronberg noch ein wenig besser als in Frankfurt, wo die Mieten und die Gastronomiedichte noch höher seien. Auch Claudius Jeß, Pächter der Brasserie Posthaus Hotel Residenz auf dem Berliner Platz, ist gerührt von der Treue seiner Gäste. „Es gibt genügend, die doch jetzt selbst mit Einnahmenausfällen zu kämpfen haben“, sagt er, „aber sie halten uns trotzdem die Treue, ja es hat sogar den Anschein, als bestellten sie reihum bei allen ihren Lieblingsgastronomen Essen, um uns alle zu unterstützen“, meint er schmunzelnd. Genau das motiviere natürlich durchzuhalten, auch wenn der Essens-Lieferservice tatsächlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein sei. Claudius Jeß blickt auf die Buchungsseiten der letzten zwei Monate: Im März findet er die letzte beruflich bedingte und damit erlaubte Übernachtung. Im April herrscht gähnende Leere, im Mai finden sich schließlich ein paar vereinzelte Buchungen, nach der Idee, Hotelzimmer für Firmen als Homeoffice anzubieten. „Momentan habe ich die nächste Buchung zu Pfingsten, auch wenn nun ab dem 15. Mai wieder touristisch veranlagte Reisende von uns aufgenommen werden dürfen.“ Dankbar ist er für die Mietreduzierung im April, die ihm sein Vermieter gewährt hat, und für die Soforthilfe, die zumindest für einen Monat die laufenden Betriebskosten gedeckt hat. Alle auch für ihn als Hotelier äußerst wichtigen Messen für dieses Jahr seien inzwischen abgesagt. „Es fing mit der Absage der Light & Building-Messe vom 9. bis 12. März an. Zum Zeitpunkt, als die Messe abgesagt wurde, waren wir schon ausgebucht“, blickt Jeß zurück. „Innerhalb weniger Tage sanken die Einnahmen auf Null. Und leider zog sich das daraufhin bis heute in dieser Form weiter.“ Dazugekommen ist nur das Wissen, das es keineswegs leichter macht: Die Corona-Krise wird andauern. Und selbst bei der äußerst optimistischen Annahme, 50 Prozent an Einnahmen nach der „Wiedereröffnung“ am Freitag wieder einfahren zu können, weiß Jeß: „Das gestern nicht verkaufte Schnitzel werden wir morgen auch nicht mehr verkaufen.“

Bei Claudia Allgaier brechen mit der geforderten Abstandsregelung sogar zwei Drittel ihrer Kapazitäten weg. „Ich kann nur noch zwölf Plätze anbieten.“ Dennoch möchte sie ihre Gäste in der „Grünen Gans“ endlich wieder persönlich begrüßen. Außerdem waren die Monate bis zu den Sommerferien für sie mit vielen Privatfeiern wie Konfirmation und Kommunion ansonsten die einnahmestärksten Monate im Jahr, mit denen konjunkturschwächere Zeiten ausgeglichen werden konnten. Um die Ausfälle zu kompensieren, wird sie ihren To-Go-Service weiterführen und bietet ab dem 16. Mai abends zwei Belegungsschichten für ihr Restaurant an. „Meine Gäste können sich von 17.30 bis 19.30 Uhr ein individuelles Menü zusammenstellen oder um 20 Uhr kommen“, erklärt sie.

Man müsse sich das so vorstellen, erklärt Jeß: „Du fährst den ganzen Apparat von Kühlhäusern bis Servicekräften wieder hoch, aber eben für eine viel geringere Auslastung. Einige meiner Kollegen wollen ihre Gaststätten aus diesem Grund gar nicht öffnen.“ „Man kann eben keinen halben Koch einstellen“, führen Jeß und Allgaier dazu vor Augen.

In diesen Tagen arbeiten die drei Gastronomie-Betreiber, wie viele andere in Kronberg auch, beispielsweise das Ehepaar Hirsch vom „Zum grünen Wald“ auf der Schirn, an ihrem neuen Sitzplatz- und Hygienekonzept. Es gibt sehr viel zu bedenken: Wer reinigt nach jedem Gast die Karte und die Salz- und Pfefferstreuer, die nicht mehr einfach auf dem Tisch stehen dürfen? Wer übernimmt die Dokumentation der Besucher, die zunächst für das Gesundheitsamt aufzuheben ist, nach drei Wochen jedoch aus Datenschutz wieder vernichtet werden muss? Wer setzt die von den normalen Hygienestandards auf die Pandemie-Vorgaben hochgefahrenen Vorschriften in der Küche um und vor allem, wer überprüft sie? Bei der Bewirtung der Gäste sind deren Name, Anschrift und Telefonnummer zur Ermöglichung der Nachverfolgung von Infektionen Voraussetzung, weshalb es am einfachsten für die Gastronomen ist, wenn sich die Gäste zum Essen anmelden, damit es möglichst am Eingang ins Restaurant nicht noch zu Warteschlangen kommt.

Claudius Jeß, der im Kreisverband des Hotel- und Gaststättenverbands Hessen Vorstandsmitglied ist, betont. „Natürlich ist das Kurzarbeitergeld ein Segen genauso wie die Soforthilfen und die Übernahme der Sozialversicherungsbeiträge.“ Auf Dauer reiche das jedoch nicht, um die Gastronomiebranche am Leben zu erhalten. Bereits jetzt ständen von 233.000 Betrieben in ganz Deutschland 70.000 mit dem Rücken an der Wand. „Das heißt, sie halten vielleicht noch zwei Monate durch und dann sind sie insolvent.“ Für ihn steht außer Frage: Hält die schwierige Lage noch länger an, muss es auch für die Gastronomie einen Rettungsschirm geben.

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