Warum Kunst aus dem Rheingau nach Kronberg gehört

Landschaften von Michael Apitz Foto: privat

Geschichten rund um den Turm

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Bis Ende April lohnt sich der Besuch von Burg Kronberg doppelt. Der Grund: Neben der beeindruckenden historischen Burganlage, umgeben von einem naturintensiven Außengelände, stellt der Künstler Michael Apitz noch bis Ende April seine sehr sehenswerten „LANDSCHAFTEN“ im Rheinberger-Saal der Mittelburg auf Einladung der Taunus-Galerie des Hochtaunuskreises aus. Auf seinen teils großformatigen Bildern hält der 1965 in Eltville geborene Künstler mittels expressiver Acryltechnik seine geliebte Heimat, den Rheingau und das Mittelrheintal – mittlerweile zum UNESCO-Welterbe geadelt –, in eindringlicher Form fest. Seine Ansichten fesseln den Betrachter, länger vor ihnen zu verweilen, um die Landschaft geradezu aufzusaugen. Einen besseren Ort als die Burgstadt konnte sich der Künstler für seine Gemälde nicht aussuchen, denn der Rheingau ist mit der einst auf der Burg ansässigen Adelsfamilie aufs Engste verwoben.

Schauen wir daher kurz in die Historie, um die Verbindung zwischen Kronberg und dem Rheingau anhand einiger Beispiele zu dokumentieren. So lässt sich der älteste bekannte Grabstein der Familie in dem weltberühmten „Weinkloster“ Eberbach bei Kiedrich finden. Hier wurde Elisabeth von Kronberg im Jahr 1344 begraben.

Diese hatte mit ihrem Mann, einem der vielen „Walters“ von Kronberg, 1339 einen Altar in Eberbach gestiftet. Das zeigt: Die Kronberger Adelsfamilie war bereits vor fast 700 Jahren im Rheingau präsent. Zudem erinnert der Kronberger Hof in Geisenheim an unsere Burgstadt. Starke verwandtschaftliche Bande bestanden einst auch zu dem im Rheingau sehr angesehenen Adelsgeschlecht der Brömser in Rüdesheim. So erbte Reichard von Brömser im 17. Jahrhundert über seine Frau, Margarethe von Kronberg, den Kronberger Hof in Mainz sowie die Sauerburg im Wispertal. Diese hatte Philipp von Kronberg 1505 von Pfalzgraf Philipp erworben. Mit dem Tod von Johann Eberhard von Kronberg, damals als Vicedominus einer der höchsten Verwaltungsbeamten im Rheingau, erlosch 1617 der Flügelstamm der Familie. Wie Eberhard bekleideten über lange Zeiten zahlreiche männliche Familienmitglieder lukrative Posten im Mainzer Kurfürstentum, das im Rheingau das Sagen hatte. Mit Schweikard von Kronberg besetzte von 1604 bis 1626 sogar ein Familienmitglied in der alten Römer- und Domstadt den Kurfür-stenstuhl. Doch auch einige Frauen aus dem Hause Kronberg machten als Ordensfrauen im Rheingau Karriere. So war beispielsweise Guda von Kronberg um 1400 Äbtissin in Kloster Tiefenthal. Nach dem Aussterben der Kronberger Adelsfamilie im Jahr 1704 übernahm schließlich für ein knappes Jahrhundert der Mainzer Erzbischof das Regiment über Kronberg. Danach wurde die Burgstadt zwischen 1802 und 1866 von den in Wiesbaden residierenden Fürsten und späteren Herzögen von Nassau regiert. In den 1870er Jahren konkurrierte Kronberg, wenn auch erfolglos, mit Geisenheim um den Sitz der „Königlichen Lehranstalt für Obst- und Weinbau“, dem Vorläufer der heutigen Hochschule Geisenheim. Aber auch aktuelle Bezüge bestehen nach wie vor zwischen der Burgstadt und dem Rheingau. Das Haus Hessen, zu dessen Besitz die Burg Kronberg von 1901 bis 1992 zählte, unterhält seit 1957 in Johannisberg das Weingut Prinz von Hessen mit einer Reihe von Spitzenlagen, und der Schafhof sowie das Casals-Forum zählen inzwischen zu den Aufführungsstätten des erfolgreichen Rheingau-Musik-Festivals. Begrüßenswert ist, dass Apitz eigens für seine Ausstellung auf der Burg den Malerblick am Opelzoo über die Rhein-Main-Ebene hinweg mit der Stadt und Burg Kronberg im Vordergrund bildlich festgehalten hat.

Das meint zumindest Walter A. Ried.



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