Leserbrief

Unsere Leserin Anita Lappas, Zeilstraße, Schönberg, hat ihre Gedanken unter der Überschrift „Schuld“ zu Papier gebracht:
Wer ist schuld? Jetzt kümmert sich Hirschhausen auch noch medienwirksam um den Klimaschutz. Er ist in diversen Klimazirkeln Mitglied und schreibt ein Buch darüber. Was ich in der Talkrunde bei Christine Böttinger von ihm höre, löst Unbehagen in mir aus. Bauern sind schuld, verdichtetes Bauen ist schuld, die Politiker sind schuld.

Im geschundenen Ort Schuld in der Eifel wird von schuldlosen Ehrenamtlichen, Feuerwehrleuten, THWlern, Polizisten, Soldaten, Nachbarn aufgeräumt. Es werden Leute gerettet, Tote geborgen, Keller ausgepumpt, Autos aus Flussbetten gezogen, Straßen vom Schlamm und Schuttbergen befreit.

Einzelne Betroffene scheinen so unter Schock zu stehen, dass ich keine Träne fließen sehe. „Wenn ich anfange zu weinen, kann ich nicht mehr aufhören“, meinte eine Frau vor ihrer zerstörten Wohnung. Ich muss an die stoisch reagierenden, beinahe lächelnden Japaner in Fokushima denken, die auf keinen Fall vor der Kamera Gefühle zeigen wollten. Schuld? Die Frage stellt sich der Betroffene zunächst nicht, eher wer zahlt, hilft mir jetzt im Augenblick. Versichert? Nein? Selbst schuld!

Und dass das Dorf auch noch Schuld heißt? Wer soll Dich armes betroffenes Dorf dafür beschuldigen? Bestraft bist du jetzt, ohne schuld zu sein. Dafür warst du ein wunderschönes Örtchen, eingebunden von einer Flussschleife, im Tal gelegen, mit Bäumen bewachsener Anhöhe links und rechts. Dass starke, heftige Regenfälle nur durch Schuld abfließen konnten, ist nicht zu übersehen. Wenn Schuld bald wieder gesäubert, aufgebaut ist, wird es schöner denn je sein.

An einer Gedenksäule wird vielleicht eine Pegeleinrichtung stehen mit einer Plakette: „Schuld wurde am 15. Juli 2021 durch das Unwetter Bernd heimgesucht. Schuld wurde in einer Rekordzeit von einem Jahr und dank zahlreicher Spenden wieder aufgebaut und präsentiert sich für Sie, liebe Besucher, als schmuckes Eifeldorf. Besuchen Sie Schuld, staunen sie mit uns Schuldlosen, trösten sie die, die sich schuldig fühlen, suchen sie nicht nur nach Schuldigen in der Eifel, in Deutschland. Schuld hat’s getroffen, Schuld steht für viele Orte in der ganzen Welt, die es noch treffen kann.“



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