Leserbrief

Unser Leserin Irmhild van Halem, Oberer Lindenstruthweg Kronberg, schreibt zum Thema Parkhaus Folgendes: Da es bei dem von der Stadt Kronberg geplanten P&R Parkhaus in Kronberg-Süd immerhin um eine Investition in Höhe von 4,2 Millionen Euro geht, habe ich als interessierte Bürgerin seit Ende August an den öffentlichen Sitzungen des Ortsbeirates Kronberg, des Ausschusses für Stadtplanung und Umwelt (ASU) wie auch des Finanzausschusses (HFA) teilgenommen. Wie im Kronberger Boten vom 12. September berichtet, gab es in den Sitzungen eine Menge offener Fragen. Aber es wurden auch ernstzunehmende Bedenken hinsichtlich der Verkehrssituation wie auch der Notwendigkeit und Wirtschaftlichkeit des geplanten P&R Parkhauses geäußert.

Der Erste Stadtrat Siedler betonte in den Sitzungen wiederholt, dass die Wirtschaftlichkeit durch die Netvalue GmbH nachgewiesen sei. Die Wirtschaftlichkeitsberechnungen der Netvalue GmbH, die für jedermann im Rathausinformationssystem zugänglich sind, basieren auf der Planung eines P&R Parkhauses mit 200 Stellplätzen für 2, 2 Millionen Euro Investitionssumme. Die Stadt Kronberg plant derzeit allerdings ein fünfstöckiges P&R Parkhaus mit circa 275 Stellplätzen für 4,2 Millionen Euro. Zusätzliche Investitionen wären nötig, um das P&R Parkhaus z.B. durch einen Tunnel direkt mit dem auf der anderen Straßen- und Bahnschrankenseite liegenden Bahnsteig zu verbinden.

Die Nutzung von P&R Stellplätzen hängt stark von der Höhe der Parkgebühren ab. So hat laut Schreiben des Kronberger Magistrats vom 20.2.2018 die Einführung von Parkgebühren in 2017 am Bahnhof Kronberg die Nutzung der bis dahin voll belegten 130 P&R-Parkplätze um 49 Prozent (!) reduziert. Die Netvalue-Planung sieht Monatsgebühren von 40 Euro (+ MwSt.?) vor, die weit über den derzeit in Kronberg erhobenen monatlichen P&R Parkplatzgebühren liegen. Würden bei diesen höheren Monatspreisen viele Pendler eher auf günstigere und teils sogar kostenfrei verfügbare P&R Parkplätze in der Umgebung ausweichen? Ich frage mich, wieso in der von Netvalue favorisierten „wirtschaftlichen Variante 1“ nur zwanzig (20!) P&R Dauerparkplätze geplant sind, wenn dieses Parkhaus ein P&R Parkhaus für Pendler werden soll? Fakt ist: Je größer die Anzahl der P&R Dauerparkplätze ist, desto unwirtschaftlicher wird das Parkhaus.

Laut Stadtrat Siedler gibt es eine große Nachfrage der in Kronberg-Süd angesiedelten Firmen (namentlich Accenture und Jaguar) nach Stellplätzen. Die Netvalue-Planung rechnet mit 30 Firmen-Dauerparkplätzen, für die jeweils monatlich Euro 150 (+MwSt.?) gezahlt werden sollen. Auf die Nachfrage, ob diese Annahmen zu Anzahl und Preis auf aktueller Nachfrage der Firmen beruhen, gab Stadtrat Siedler eine meines Erachtens nach ausweichende Antwort. Fakt ist: Die „wirtschaftliche“ Netvalue Variante geht von verhältnismäßig wenigen Dauerparkern (insgesamt 50!) aus. 70 Prozent des Umsatzes des Parkhauses sollen durch Kurzpark-/Einzeltickets und mehr als 10 Prozent des Umsatzes durch Parkraumüberwachung (= Strafen für Parksünder) erzielt werden!

Ich verlasse die Sitzungen mit einem mulmigen Gefühl und der Befürchtung, dass die 4,2 Millionen Euro Investition in ein zu großes und teures P&R Parkhaus für die Stadt Kronberg und damit auch für jeden einzelnen Bürger ein Verlustgeschäft werden könnte, zumal es der Stadt Kronberg derzeit in Kronberg-Süd anscheinend nicht gelingt, mit den aktuell ca. 70 vorhandenen Stellplätzen die jährlichen Erbpacht-Gebühren von ca. Euro 65.000 zu erwirtschaften. Viele Millionen Euro sollen außerdem von der Stadt in den nächsten Jahren in andere wichtige Projekte investiert werden (z.B. für den Kindergartenausbau und 6,5 Mio. Euro für die Bahnhofsumfeldgestaltung).

Interessanter scheint daher aus meiner Sicht eine Kompromisslösung zu sein, die von einigen Stadtverordneten vorgeschlagen wurde: 80 Parkplätze am Bahnhof Kronberg zu erhalten und eine „kleinere“ Parkhauslösung in Kronberg-Süd vorzusehen. Ich hoffe, dass die Stadtratsverordneten am 26. September unabhängig von parteipolitischen Überlegungen eine Entscheidung treffen werden, die sich sowohl für die Parksituation der Kronberger Bürger und Firmen als auch für die Attraktivität des Bahnhofs Kronberg und die zukünftige Finanzlage der Stadt Kronberg als gut und nachhaltig erweisen wird.



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