Kronberg (kb) – Mit vier sehr gut besuchten Autorenlesungen hat sich die Kronberger Stadtbücherei in den vergangenen Tagen einmal mehr als feste Größe im „Leseland Hessen“ präsentiert. Im Rahmen der gleichnamigen Veranstaltungsreihe machten drei Schriftsteller in der Bibliothek Station, um ihre großen und kleinen Zuhörer mitzunehmen auf eine phantastische Reise, die über Italien zunächst in eine bayerische Kleinstadt führte und im „Zeichen der Zauberkugel“ endete.
Mit Eric Pfeils Lesung aus seinem Buch „Ciao Amore, Ciao – mit 100 neuen und alten Songs durch Italien“ gelang der Auftakt dabei gleich in dreifacher Hinsicht – literarisch, musikalisch und sogar kulinarisch.
Aus dem für die meisten Bundesbürger gar nicht so fernen Süden ging es tags darauf bereits mit Roman Ehrlich wieder zurück über den Brenner und geradeswegs hinein in die bayerische Provinz. Der Autor las bei seiner Stippvisite in der Stadtbücherei aus seinem aktuellen Roman „Videotime“.
Die Kulisse bildet eine bayerische Kleinstadt in den 1990ern, in der eine örtliche Videothek von besonderer Anziehungskraft ist - zumindest für den Erzähler und seinen Vater. Regelmäßig leihen sich die beiden dort Filme aus, um sie auf Leerkassetten zu überspielen. Dabei tritt die scheinbar geordnete Welt der Stadtbewohner in ein seltsames, beklemmendes Licht, das stark von den düsteren Filmwelten beeinflusst wird.
„Die Gäste waren von der atmosphärischen und lebendigen Art der Lesung fasziniert“, unterstreicht Daniela Barbu, die Leiterin der Kronberger Stadtbücherei. Mit seiner ruhigen, intensiven Vortragsweise habe er es vermocht, sowohl Spannung als auch emotionale Tiefe zu erzeugen. Im Anschluss an die Lesung folgte eine lebhafte Fragerunde, in der der Autor über den Entstehungsprozess des Buches und seine Inspirationen sprach.
Zum Abschluss der Reise durchs Leseland Hessen war der Nachwuchs an der Reihe. Kinderbuchautor Stefan Gemmel war für zwei besondere Schullesungen in die Stadtbücherei gekommen. Rund 180 Schülerinnen und Schüler hatten die Gelegenheit, die beliebte Buchreihe „Im Zeichen der Zauberkugel“ hautnah zu erleben. Mit viel Enthusiasmus und einer kleinen Show rund um sein Buch zog Gemmel die Kinder von Anfang an in seinen Bann. Die Lesung war mehr als nur eine klassische Buchpräsentation: Stefan Gemmel band die Kinder aktiv mit ein und verlieh ihr dadurch noch mehr Leben. Unterstützt durch Projektionen der Illustrationen aus seinem Buch auf eine Leinwand, vermittelte er den jungen Zuhörern nicht nur die spannende Geschichte um die Zauberkugel, sondern auch seine Begeisterung für das Lesen selbst. Gemmels mitreißende und humorvolle Art fesselte die Mädchen und Jungen. Kein Moment der Unruhe störte die konzentrierte Atmosphäre. Die Kinder hörten gespannt zu, wurden ernst genommen und durften interaktiv an der Lesung teilnehmen – eine Kombination, die sowohl die Lehrkräfte als auch die kleinen Gäste beeindruckte. Beide Lesungen hinterließen bei den Kindern nicht nur einen bleibenden Eindruck von Gemmels Erzählung, sondern förderten auch die Freude am Lesen. „Die Veranstaltung war unglaublich kurzweilig und spannend. Stefan Gemmel hat wirklich alles gegeben,“ fasste eine der Lehrerinnen zusammen. Einige der Kinder kamen noch am selben Nachmittag zurück, um sich die Bücher von Stefan Gemmel auszuleihen.
„Wir freuen uns schon darauf, Stefan Gemmel bald wieder in Kronberg begrüßen zu dürfen“, blickt Daniela Barbu voraus. Derart lebendige und inspirierende Lesungen eröffneten den Kindern genau den spannenden Zutritt zur Welt der Bücher, den es brauche, um deren Leselust zu fördern. Und genau das sei eines der zentralen Ziele der Kronberger Stadtbücherei im Leseland Hessen. Roman Ehrlich wirft in seinem Roman „Videotime“ ein seltsames, beklemmendes Licht auf die Kulisse und das Leben einer bayerischen Kleinstadt in den 1990er-Jahren.
Die Lesungen im Rahmen des Literaturfestivals „Leseland Hessen“ wurden mit freundlicher Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen sowie hr2 kultur ermöglicht. Die Koordination des Projekts lag beim Hessischen Literaturforum im Mousonturm.