„Leuchtkraft“ der Frauengesichter und die Geschichten dahinter – Ausstellung und Begegnungen auf der Burg

Kuratorin Stefanie Hubbard-Ford erklärte Bildinhalte.

Kronberg (hmz) – Die Ausstellung mit dem Titel „Leuchtkraft“, die am Samstag,16. März, um 17 Uhr auf der Kronberger Burg eröffnet wird, ist die dritte ihrer Art und die erste, die Kuratorin Stefanie Hubbard-Ford mit einem neuen Formt jetzt im Auftrag des Hochtaunuskreises kuratiert und organisiert. Die Auswahl der Ausstellungsstücke liegt in ihren Händen, dennoch stimmt sie sich eng mit dem Fachbereich Kunst und Kultur ab. Zu Gast ist diesmal die deutsch-italienische Künstlerin Patrizia Casagranda, die eine Auswahl ihrer Arbeiten zeigt, in denen sie Streetart und Upcycling in eine sehr persönliche Kunstform gebracht und verbunden hat.

Aus Abfall Neues zu schaffen, also Recycling, ist nichts Neues. Wenn daraus ein andersartiges und wertigeres Produkt bis hin zu einem Kunstobjekt entsteht, dann ist die Rede von Upcycling. Unter dem Stichwort „Object trouvé“ (gefundenes Objekt) hat diese Kunstrichtung in der Tat schon eine lange Tradition. Die Dadaisten und später auch die Surrealisten griffen diese endlosen und zeitkritischen Gestaltungsmöglichkeiten auf. Die Streetart dagegen ist eine urbane Stilart, die sich im Laufe der Jahrzehnte entwickelt hat. Sie kann anonym sein, allerdings gibt es inzwischen Kunstschaffende, die ihren Namen und ihre Identität bekannt machen und sogar aktiv an der Kunstszene teilnehmen.

Die studierte Designerin Patrizia Casagranda, die unter anderem für die Künstler Günther Uecker und Markus Lüpertz tätig war, greift in ihren Bildern neben den beiden genannten ein weiteres Stilmittel auf, eine spezifische künstlerische Ausdrucksform, die auf verschiedene Medien übertragbar ist: das Punktraster. Das „durchlöcherte Bild“ lässt den Betrachtern Spielräume für abschweifendes Sehen. So vordergründig die Gesichter der Frauen auf den Bildern der Künstlerin zunächst erscheinen mögen, so stark und schicksalhaft steht deren Einstellung zum Leben dahinter. Die Bilder selbst mit den ausdrucksstarken Gesichtern etwa von Frida Kahlo, Marilyn Monroe, den beiden ukrainischen Soldatinnen oder Kate Moss geben einen Hinweis darauf.

Bis zu 15 Schichten trägt die Künstlerin aus gesammelten Materialien auf die Bildträger auf. Ihr Gestaltungswille ist dabei spürbar und auch ihr erzählerischer Ansatz, doch am Ende dominiert das freie Spiel mit den Farbschichten. Die Bilder sind nicht zugemalt, sondern zeigen ihre Entstehung. Insofern könnten die Elemente der obersten Schicht auch Antworten auf das sein, was darunter geschieht. Das gilt auch für die berühmten Gemälde „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ oder die „Mona Lisa“ mit umgesetzten Zitaten aus der Kunstgeschichte.

Stefanie Hubbard-Ford machte bei einem Rundgang auf ein Bild aufmerksam, das die anrührende Geschichte von Bawana, einem indischen Mädchen, erzählt, einer Müllsammlerin, die zusammen mit ihrer Familie im Unrat lebt. Die 13-Jährige ist noch nie zur Schule gegangen. Die Künstlerin hat inzwischen ein Projekt gegründet, mit dem sie ihre Ausbildung finanziert und vielleicht verwirklicht sich so der Wunsch der jungen Inderin, eines Tages Ärztin zu sein. „Trotz schwieriger Lebensumstände ist die Kraft spürbar, mit der sie die Veränderung möchte“, erläutert die Kuratorin.

„Leuchtkraft“, der Titel der Ausstellung, die bis zum 14. April zu sehen ist, liegt also nicht nur in den von der Künstlerin verwendeten leuchtenden Pigmenten, sondern auch in der Ausstrahlung der Frauenporträts. Künstlerisches Upcycling der Geschichten, die sie erzählen.

Mit ihren Kunstausstellungen hat sich Stefanie Hubbard-Ford bereits einen Namen gemacht und mit Hide Nasu, Frank Hinrichs, Sabine Beyerle, Max Roth, JokovonWolf, Hilda Kleyn und Alexander Heil in der Vergangenheit durchaus Prominenz in die Burgmauern gebracht. Auf reges Interesse stößt auch die Reihe „Art-Summer“ auf der Burg und mit ihrer Auswahl zeigt sich, dass der Fokus auf zeitgenössischer Kunst, sowohl regional als auch überregional, liegt. „Ich möchte gemeinsam mit den Ehrenamtlichen auf der Kronberger Burg einen Ort für Kunst, Kultur und Begegnungen schaffen. International besetzte Gruppenausstellungen für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist eines meiner Ziele.“ Weil in Kronberg geeignete Räume fehlen – auf der Burg bietet sich das schnörkellose und sachliche Ambiente des „Liselott- und Klaus-Rheinberger-Saals“ perfekt an. Und sie ist auf dem besten Weg, ihr Ziel zu erreichen. Und Kunst und Kultur hinter alten Mauern – diese Mischung aus Alltäglichem und Vergänglichem ist eine Chance für eine neue Art der Kreativität.

Zu sehen ist die Ausstellung, die vom Kreisbeigeordneten Dr. Frank Ausbüttel eröffnet wird, während der üblichen Öffnungszeiten der Burg. Die Kunsthistorikerin Dr. Ulrike Lehmann wird im Rahmen der Vernissage ein Gespräch mit der Künstlerin PatriziaCasagranda führen und für den musikalischen Rahmen sorgt Tony Clark auf einer Sitar.

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