Museumsgesellschaft Kronberg blickt auf vier Jahrzehnte zurück

Kronberg (kb) – Die Museumsgesellschaft Kronberg feiert 40. Geburtstag. Anlass genug, auf die Gründung und den Werdegang des Vereins zurückzublicken. Der aktuelle Vorsitzende Hans Robert Philippi hat das Wichtigste zusammengefasst:

Gegen Ende der 1970er-Jahre entdeckten kunst- und geschichtsinteressierte Bürger Kronbergs, dass es in der kleinen Stadt im 19. Jahrhundert eine Künstlerkolonie gegeben hatte. In Dr. Heinrich Kuhl, Inhaber einer PR-Agentur, dem Vorsitzenden des Geschichtsvereins, Helmut Bode, und Vertretern des Kameraclubs Kronberg reifte die Idee, eine Museumsgesellschaft Kronberg e. V. (MGK) zu gründen, die – wie es im Satzungsentwurf zu lesen war – sich als Ziel setzte, „Bilder der Kronberger Malerkolonie, ihrer Vorläufer und Zeitgenossen zu erwerben, zu sammeln und sie in Museumsräumen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“.

Bereits im Januar des Jahres 1979 waren eine Ausstellung zu den Kronbergern in der Galerie Hellhof organisiert worden und Listen ausgelegt, in die sich interessierte Besucher für die Gründung der Gesellschaft eintragen konnten. Gut 400 Personen meldeten sich. Dadurch und durch persönliche Ansprache bildeten diese interessierten Menschen aus Kronberg und Umgebung sowie aus Frankfurt am Main die Basis und den Ansporn, die Vereinsgründung weiter zu betreiben. Daraus formierte sich ein illustrer Kreis von 32 Persönlichkeiten zum Gründungskomitee. Auszugsweise seien genannt: Hermann J. Abs, Carlo Berg, Freiherr von Bethmann, Helmut Bode, Julius Hembus, Wolfgang Prinz von Hessen, Waldemar Kramer (Verleger, der im weiteren viele Schriften und Bücher der MGK veröffentlichte), Wilhelm Küchler, Heinrich Kuhl, Felicitas Latscha, Renate von Metzler, Edgar Meister, Rudolf Möller (Bürgermeister) und Carl Neubronner.

Gründungsversammlung

Dieses Gremium lud für den 22. Mai 1979 zur Gründungsversammlung der Museumsgesellschaft Kronberg e.V. in das evangelische Gemeindehaus ein. „Alle Bürger, die sich für die Schaffung eines Museums für die Kronberger Malerkolonie interessieren, sind herzlich eingeladen“, hieß es im Einladungstext. Nach dem Gründungsakt hielt Helmut Bode einen Vortrag zur Bedeutung der Kronberger Malerkolonie in der Frankfurter Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts, der durch Diapositive bildlich begleitet wurde.

Begleitend zu den Gründungsaktivitäten wurde eine fotografische Bilddokumentation unter der Leitung der Kunsthistorikerin Dr. Erika Vogler geschaffen, verbunden mit dem Aufruf, weitere Quellen zu nennen, um die Dokumentation zu vervollständigen. Dies gilt übrigens auch heute noch, da längst nicht alle Werke der Kronberger Künstler erfasst sind, um nahezu vollständige Werksverzeichnisse erstellen zu können.

Die erste Aktion nach der Gründung war die Ersteigerung von zwei Werken der Kronberger Künstlerin Mathilde Knoop-Spielhagen, der Ehefrau des Hofarztes der Kaiserin Friedrich, Dr. Friedrich Spielhagen, deren Nachlass in einem Frankfurter Auktionshaus aufgerufen worden war. Es folgten mit viel Elan zahlreiche Vorträge und Buchveröffentlichungen sowie Kunstsymposien zu Themen der Kunst des 19. Jahrhunderts. Als Markenzeichen wählte man den Reichsadler mit Krone aus dem Gasthausschild des Wirtshauses „Zum Adler“. Dort hatten sich in den 40er-Jahren des 19. Jahrhunderts die jungen Frankfurter Künstler immer wieder getroffen und aus Freude am Malen oder um ihre Zeche zu begleichen, dem Adlerwirt Renker Gemälde mit Rahmen direkt auf die Wände seines Gastzimmers gemalt.

Dass der Adler in seinen Fängen Pinsel hält, ist auf einen Scherz des Künstlers Anton Burger zurückzuführen, der im Gasthausschild eines schönen Tages die Reichsinsignien durch Pinsel und Palette übermalte, was im Oberurseler „Taunuswächter“ am 9. Oktober 1851 in einem Bericht als „köstlicher Humor“ beschrieben wurde.

Vieles konnte erreicht werden, nur die Realisierung eines Museums blieb den Gründern um Dr. H. Kuhl verwehrt. Ihm folgte im Vorsitz der Museumsgesellschaft Dr. Harro Trenkler. Unter seiner Ägide wurde die Museumsgesellschaft Gründungsmitglied des europäischen Zusammenschlusses von Künstlerkolonien in der Gesellschaft EuroArt. Dieser so entstandene innereuropäische Austausch regionaler Kunstentwicklungen ist ein befruchtendes Element im Ausstellungsgeschehen und spiegelte sich in der Ausstellung zur Malerschule von Barbizon oder „Kunst – Europa – Vielfalt“ wider und wird sich auch in der kommenden Herbst-/Winterpräsentation zur Künstlerkolonie Dachau zeigen. Auch Dr. Trenkler konnte trotz aller Bemühungen das oberste Ziel, die Errichtung eines Museums, nicht erreichen. Die Eigenmittel reichten dafür bei weitem nicht aus und die Stadt hatte keine Räume, die sie auf Dauer hätte zur Verfügung stellen können. So blieb nur die temporäre Nutzung der ehemaligen Ausstellungs- und Veranstaltungsräume in der Receptur während der Sommermonate.

Ein Zustand, der nicht wirklich befriedigte und nach rund 20 Jahren Bemühungen dazu führte, dass viele Mitglieder die Museumsgesellschaft enttäuscht wieder verließen. Erst zum Ende seiner Amtszeit des folgenden Vorsitzenden Bernd Weinstein gelang es mit der finanziellen Hilfe der Stadt im Jahr 2001, die Räume in der ersten Etage der Streitkirche für ein Museum anzumieten. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten gelang es dem Vorstand der MGK, zu dessen Vorsitzenden 2003 Hans Robert Philippi gewählt worden war, die Museumsräume technisch so aufzurüsten, dass sie den strengen Bedingungen der Versicherung und der Leihgeber, insbesondere der öffentlichen Museen, entsprachen, sowie die Sammlung weiter auszubauen.

Schlussendlich konnte dann am 22. April 2018 unter der Schirmherrschaft des Hessischen Ministers für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein, nach einer Umbauzeit von einem Jahr die Villa Winter, einst Domizil und Atelier des Malers Heinrich Winter, dank großzügiger Zuwendungen von Stiftungen und Unternehmen sowie städtischer Mittel als das neue Museum Kronberger Malerkolonie eingeweiht werden. Ein langer und teils auch steiniger Weg war durchschritten. Das Haus bildet nun im 40sten Jahr des Bestehens der Museumsgesellschaft Kronberg die Basis für die tiefere Verankerung des Museums in der Stadt und der Region mit eigener Identität und modernem zeitgemäßen Design.



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