Musikalischer Familienausflug mit Besuch bei Beethoven

Im Innenhof der Kronberger Burg mit dem gebotenen Abstand erfreuten sich beim musikalischen Familienausflug der Freunde und Förderer der Kronberg Academy Eltern und Kinder an einem Musiktheaterstück über Ludwig van Beethoven.

Foto: Patricia Truchsess / Kronberg Academy

Kronberg (pf) – „Lassen Sie sich überraschen“, forderte Simone Flesch, die Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer der Kronberg Academy, in ihren kurzen Begrüßungsworten alle Gäste auf, die am Sonntag ihrer Einladung zum musikalischen Familienausflug gefolgt und mit ihren Kindern zur Burg Kronberg hinaufgestiegen waren. Denn der fünfte musikalische Familienausflug fiel aus dem Rahmen. In den vergangenen Jahren gab es jeweils ein Programm für die Kinder, bei dem diese beispielsweise Lieder einstudierten, damit ihre Eltern währenddessen ungestört Kammermusik genießen konnten. In diesem Jahr war Corona-bedingt alles anders.

Im Innenhof der Burg stand in diesem Jahr ein kleines musikalisches Theaterstück für Eltern und Kinder auf dem Programm, in der Hauptrolle Ludwig van Beethoven, schließlich befinden wir uns im Beethovenjahr und feiern seinen 250. Geburtstag. „Beethoven zieht wieder um“ lautete der Titel des Stücks, das sich der Schauspieler Jörg Schade, der auch die Hauptrolle spielte, und der Musiker und Kulturmanager Franz-Georg Stähling ausgedacht haben.

Denn Beethoven war ein Umzugsweltmeister: Stattliche 68 Mal wechselte er allein während seiner Wiener Zeit die Wohnung. Sehr zum Leidwesen seiner Haushälterin, die schon beim 37. Mal so gar keine Lust mehr hat, wieder einmal alle Noten, Möbel und Hausgeräte einzupacken. Und das, während der quirlige Komponist ständig zwischen den Umzugskartons herumwuselt, eine Kaffeemühle und Notenpapier sucht, um neue Melodien aufzuschreiben und dabei bekennt: „Ordnung bringt mich ganz durcheinander.“

Mit von der Partie sind die beiden hochmusikalischen Möbelpacker, der Klarinettist Ulf-Guido Schäfer und der Fagottist Malte Refardt, zu denen sich etwas später die Oboistin Rachel Frost gesellt. Sie hatte in einer der mannshohen Umzugskisten gesessen, weil ihr die Akustik darin so gut gefiel. Im Bläsertrio bringen sie bekannte Beethoven-Kompositionen einmal etwas anders zu Gehör, denn statt die Umzugskisten vor die Tür zu bringen, stöbern sie lieber darin und entdecken Noten, die sie unbedingt erst einmal spielen müssen.

Unter anderem intonieren sie Beethovens Bearbeitung der Arie „Là ci darem la mano“ („Reich mir die Hand, mein Leben“) aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Don Giovanni. Aber auch andere hochvirtuose Stücke lässt das exzellente Bläsertrio erklingen, einmal vom Komponisten mit Hilfe eines Metronoms zu immer schnelleren Tempi angestachelt, was ihnen scheinbar mühelos gelingt.

Unter anderem fällt ihnen auch ein Mückenlied in die Hände, das sie gemeinsam mit der gesangsbegeisterten Haushälterin, dargestellt von der Sopranistin Jeannette Wernecke, aufführen. Die besingt mit Begeisterung und Leidenschaft die stechenden Plagegeister, möchte sie doch ihrem Chef unbedingt ausreden, aufs Land zu ziehen. Schließlich gibt es dort nicht nur Mücken, sondern auch Kühe, Schafe und Ziegen mit ihren Glocken um den Hals, dazu Pferde und Hühner, die mit ihren Rufen und ihrem Gegacker die Ruhe stören. Die sind viel lästiger als das Pferdegetrappel und das Rollen der Kutschenräder auf dem Kopfsteinpflaster in der Stadt.

Man muss ja nicht gleich umziehen, wenn man das Land und die Natur liebt, argumentiert die Haushälterin. Aufs Land kann man ja auch im Urlaub fahren. „Im Urlaub treff ich immer Goethe“, wiegelt da der Hausherr zum Vergnügen des erwachsenen Publikums ab. Als schließlich der Vermieter Beethoven in einem Brief an die noch ausstehende Miete für die letzten drei Monate erinnert und der Kerzenmeister am Tor klingelt und die Begleichung seiner Rechnung anmahnt, sonst würde er alle Kerzen einsammeln und mitnehmen und sie würden im Dunkeln sitzen, hat sie endlich ihr Ziel erreicht. Beethoven verkündet: „Ich ziehe nicht mehr um!“ Der Kerzenmeister erhält als Bezahlung eine Komposition des Meisters, was ihm beim Verkauf genug Geld für die nächsten drei Monate einbringt.

Ganz nebenbei lernen Kinder und Erwachsene etwas über die drei Blasinstrumente sowie das Handwerkszeug und andere Utensilien eines Musikers, dürfen bei manchen Musikstücken im Rhythmus mitklatschen und beim letzten Lied den Refrain mitsingen. Der lautet: „Jetzt reisen wir gemeinsam um die Welt, man freut sich, wenn man davon erzählt.“

Wegen der Corona-bedingten erforderlichen Abstandsregeln zwischen den Sitzbänken im Innenhof der Burg wurde das Musiktheaterstück am Sonntagnachmittag gleich zweimal aufgeführt. Zwischendrin gab es für alle ein Picknick auf Decken im Prinzengarten, bei dem man sich ebenfalls nicht zu nahe kam. Insgesamt war es ein genussreicher musikalischer Familiennachmittag und eine gelungene Überraschung für Kinder und Erwachsene.



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