„Narren“ vereinen Gott und „Gott Jokus“ unter einem Dach –Kappen Klub organisierte Jubiläumsgottesdienst und Umzug

Der Damen-Vorstand des Kappen Klubs führte neben der Feuerwehr und dem Fanfarenzug den Umzug an. Fotos: privat

Kronberg (hmz) – Für Pfarrer Hans-Joachim Hackel dürfte der Jubiläumsgottesdienst des Kappen Klubs in der Johanniskirche ein Balanceakt gewesen sein. Ganz abgesehen davon, dass es der erste dieser Art war. Dort, wo es in der Regel besinnlich und in Andacht zugeht, zog ein „närrisches“ Volk mit lauten Helau-Rufen ein. Wer Kirche nicht als Raum versteht, sonders als das, was sie wirklich ist, war gut beraten. Kirche – das sind zuerst einmal Menschen, die ihren Glauben gemeinsam erleben und Leben miteinander teilen. Das ist mit dieser Premiere gelungen und „Gott Jokus“ hat schließlich nur eine kurze Saison. Über das Deckengemälde hinweg gelang Pfarrer Hackel in einer kurzen Ansprache eine Verbindung zu den auf den Epitaphien verewigten Rittern und deren Frauen. Und die standen schließlich „leibhaftig“ im Rahmen eines szenischen Predigtspiels vor den Besuchern und Besucherinnen. Die Idee und Gestaltung dieses sehr außergewöhnlichen Gottesdienstes hatten Chrissi Ziegelmayer (Mitglied des Kirchenvorstands), Henni Held (Vorsitzende des Kappen Klubs) und natürlich Pfarrer Hackel, der sichtlich Spaß an dem bunten Treiben in der voll besetzten Kirche hatte. Kantor Bernhard Zosel begleitete auf eine gänzlich ungewohnte Weise die auf die Fastnacht umgeschriebenen Liedtexte auf der Orgel. Kronbergs Rittervolk präsentierten sich gelungen, kurzweilig und historisch einwandfrei recherchiert, aber natürlich im Sinne der Kappen Klub Geschichte ein wenig neu interpretiert. Geflunkert war, dass Ritter Walter den Kappen Klub gegründet hat, weil seine Frau ihn nicht hat zu Wort kommen lassen. Richtig aber ist, dass die Kappen früher viel Theater gespielt haben – besonders auch Open Air auf der Schirn, wo sogar das Pflaster aufgenommen wurde, um ein Loch für die Souffleuse zu graben.

Und auch das gab es noch nicht: Nach einem mehrmaligen Rundgang durch Kronbergs Gassen, angeführt von einer Nachtwächterin der 1. Laienspielschar, Annette Reinhardt, einer Abordnung der Freiwilligen Feuerwehr Kronberg mit ihren Fackeln, dem Fanfarenzug mit seinen Trommlern, zogen der Kappen Klub, die anderen Vereine sowie alle weiteren Gäste des Gottesdienstes gemeinsam in die Stadthalle ein.

Dort angekommen, wurden sie mit einem Glas Jubiläumssekt empfangen. Das Serviceteam des Altstadtkreises hat den Ausschank und das Servieren des Gebäcks, das vom Küchenchef des Posthauses, Claudius Jeß, zubereitet wurde, als Jubiläumsgeschenk übernommen. Jeß selbst ist Mitglied im Kronberger Kappen Klub.

Der bunt kostümierte Musikverein sorgte gleich zu Beginn mit „Gassenhauern“ für Stimmung. Die Vorstandsdamen Henni Held, Corinna Habig Bauer und Carena Seidenthal stimmten die vielen Gäste launig auf den Abend ein, immer abwechselnd und unterhaltsam.

Der Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche überraschte alle Zuschauer im Glitzerjubiläumslook. Vom Diskokugelhelm bis zu absolut stylischen Glitzerschuhen brillierte er als „Büttebabbler“ und klar, es ging dabei um das Stadtparlament. Was den Unterhaltungswert und Humor angeht, dürfte er an diesem Abend auf der besseren Seite gewesen sein.

Bürgermeister Christoph König zeigte sich in einem Kartenspieler-Jackett am Rednerpult. Und ja, es ist anzunehmen, dass er für die eine oder andere politische Runde einen Joker haben sollte. In seiner Hosentasche hatte er jedenfalls ein Set Karten dabei, wie er zugab.

Ein zusammengeschnittenes Filmdokument aus vielen Jahren „Büttebabbler“ zeigte einige „Ikonen der Bütt“ aus den 11 mal 11 Jahren Kappen Klub. Offenbar gibt es einen sehr guten Nachwuchs, zeigte doch Nicolas Reinhardt exemplarisch wieder einmal sein Talent. Der Stolz des Kappen Klubs sind die Tanzgruppen: Gerade die Jüngsten, die Springmäuse, bezauberten mit ihrem „Geburtstagstanz“ und es war unverkennbar, mit welcher Begeisterung sie dabei waren. Die Trainerinnen der Springmäuse sind Mari Schneider, Chrissi Ziegelmayer und Caro Weber-Meister sowie Anna Kube als Co-Trainerin. Mit viel Geschick und Geduld haben sie die Tanzschritte eingeübt.

Auch die „Cronengarde“ begeisterte, trotz ihrer vielen krankheitsbedingten Ausfälle. Die langjährige Trainerin Nicole Riedel schafft es immer wieder, eine grandiose Choreographie zu erstellen und die Jugendlichen entsprechend gut zu trainieren.

Der Mozarttanz der Daalbachnixen, wieder mit viel Liebe zum Detail von der Trainerin Astrid Müller entworfen, toppte dann allerdings so ziemlich alles. Da hielt es keinen mehr auf dem Stuhl.

Henri Bauer, Lukas Held und Eric Schmelcher hatten eigentlich die schwierigste Aufgabe des Abends: Sie mussten dafür sorgen, dass alle Mitwirkenden gut zu hören und zu sehen waren. Dabei hatten die drei ihr Debut an der Technik – sie haben sich die Woche über eingearbeitet und es hat schon ziemlich gut geklappt.

Nach den Corona-Jahren hat sich auch die Anzahl der zu ehrenden Personen erhöht, die sich besonders im Kappen Klub beziehungsweise der Fastnacht engagieren. Es gab also einige silberne und goldene Flammen zu überreichen. Weitere Ehrungen werden im Rahmen der Fremdensitzung am 4. Februar um 19.11 Uhr in der Stadthalle noch folgen.

Nachfolgend eine namentliche Liste der Personen, die geehrt wurden:

Den FEN-Orden (Förderation Europäischer Narren) erhielt Thomas Schönling (Daalbachnixe, Homepage). Die „Silberne Flamme“ ging an: Kai Hofmann (Schobbedancer), Rolf Janka (Elferrat), Claudius Jeß (Küchenchef), Hans-Georg Kaufmann (Scherzbube), Ulrike Kube (Gikkelndes Hinkel, Deko Sektbar), Sarah Marino (Solistin), Bernd Pscheiden (Daalbachnixe), Jaqueline Reul (Cronengarde), Christina Ritschel (Gikkelndes Hinkel, LaNi Moderatorin), Stefanie Rott (Gikkelndes Hinkel) und Torsten Rott (Daalbachnixe). Die „Goldene Flamme“ wurde Claudia Engel (Erdbeertörtchen), Roland Mausolf (Daalbachnixe), Astrid Müller (Trainerin Daalbachnixen) und Björn Weber (Sitzungspräsident) verliehen. Am kommenden Wochenende zieht „Gott Jokus“ wieder mit seinem Gefolge in der Stadthalle ein. Eine ernste Sache, denn „Humor is schließlich net zum lache“, wie Nikolas Reinhardt frei nach einem Zitat von Evelyn Hamann meinte. Aber vielleicht die einzige Möglichkeit, alle Dinge mit Heiterkeit zu betrachten.

Die Springmäuse hatten ihren großen Auftritt.

Ein ungewohntes Bild auf dem Altar der Johanniskirche

Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche – kaum wiederzuerkennen

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