Kronberg (hmz) – Seit drei Jahren befinden sich die meisten Zoos in Deutschland in einem Dauerkrisenmodus, erst durch die Corona-Pandemie und aktuell aufgrund der steigenden Kosten für Energie und die Versorgung der Tiere. Weil das Tierwohl überall Vorrang hat und viele Arten hohe Temperaturen brauchen, um überleben zu können, müssen zusätzliche Energiespar-Potenziale geprüft und ganz konkrete Handlungsvorschläge erarbeitet werden. So auch im Opel-Zoo: Derzeit wird eine erweitere Photovoltaik-Technik und deren Rentabilität für den Zoo überdacht. Trotz eines Besucherrekords im vergangenen Jahr, in Zahlen 601.046 Gäste und rund 16.000 verkaufte Jahreskarten, lasten die wirtschaftlichen Herausforderungen auf den weiteren Entwicklungen. Geplante Investitionen verzögern sich teilweise deutlich, zudem müssen etwaige Mehrkosten über erhöhte Eintrittspreise und Spenden gedeckt werden. Der Opel-Zoo sei das einzige Tiergehege in Deutschland, das keinerlei Drittmittel erhalte. Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels und Gregor von Opel, Vorsitzender der „von Opel Hessische Zoostiftung“, zogen dennoch eine positive Jahresbilanz, allerdings mit deutlichen Einschränkungen. Die gute Besucherentwicklung sei zwar erfreulich, aber keine Garantie auf Dauer, die im laufenden Jahr müsse noch abgewartet werden.
Die Kostenentwicklung auch beim „zunehmend angespannten Personalmarkt und der Fachkräftemangel sind ebenfalls Gründe, die derzeit den Planungsarbeiten für das Bauvorhaben Panzernashörner im östlichen Teil des Zoos entgegenstehen“, so Kauffels. Auf rund 18.000 Quadratmetern sollen Anlagen für insgesamt sieben asiatische Tierarten entstehen. Die Genehmigungsplanung sei inzwischen abgeschlossen, „aber wir müssen unser gesamtes Vorhaben wegen unabsehbarer Kostensprünge verschieben“. Geschätzte 17 bis 18 Millionen Euro sind bisher für die „Asien-Anlage“ vorgesehen, eingerechnet die signalisierten insgesamt 2,5 Millionen Euro einer „äußerst großzügigen Einzelspende“.Die Erneuerung und Modernisierung von Tieranlagen, wie der neue Mufflon-Stall und die Voliere für die Schnee-Eulen, dagegen sei erfolgt.
Sperrung brachte Vorteile
„Für alle Zoobesucher spürbar war die Schließung des durch den Opel-Zoo verlaufenden Teils des ehemals öffentlichen Philosophenweges durch die Stadt Kronberg“, so Kauffels, der das an dem jetzt uneingeschränkt zur Verfügung stehenden Parkplatzangebot festmachte. „Diejenigen, die ihr Auto nur abgestellt haben und ohne Eintritt zu zahlen über den Philosophenweg auf das Zoogelände gelangt sind, fallen jetzt weg.“ Ohne zusätzliche Ticketkontrollen und vorgegebene Laufrichtungen könne das Gelände nun vollumfänglich genutzt werden. Die provisorische Kasse in Richtung Kronberg soll im Laufe des Jahres durch ein festes Gebäude ersetzt werden. Zudem soll das Areal im Bereich der ehemaligen „unteren Kasse“ neugestaltet und in diesem Zusammenhang ein Gastronomie-Kiosk sowie ein weiterer Spielbereich für Kinder eingerichtet werden.
Als äußerst positiv werteten Gregor von Opel und Dr. Thomas Kauffels die Entwicklung der Tierpatenschaften, deren Zahl „sprunghaft“ auf 850 gestiegen sei. Und es gab weitere gute Nachrichten. Bei sechs Tierarten habe es im vergangenen Jahr erstmals Nachwuchs im Opel-Zoo gegeben: bei den Europäischen Sumpfschildkröten, Rosapelikanen, Temminck-Tragopanen, Pinselohrschweinen, Weißrüssel-Nasenbären und Roten Varis. „Einer der kleinen Pelikane war flügge und machte seinen ersten Ausflug nach Königstein, wo er auf einem Kran sitzen blieb. Er kam allerdings wieder zurück“, so Kauffels. Es hatte trotzdem Folgen für den Ausreißer: Er wurde in einen anderen Zoo mit einem überdachten Gehege gebracht. Im Juni 2022 kamen erneut zwei Jung-Pandas zur Welt, deren Mutter sie mit Vorliebe hoch in den Bäumen des Geheges versorgte.
Erfolgsgeschichte Zoopädagogik
Die Zoopädagogik, betreut von Dr. Martin Becker, hat 24.724 Interessierte in insgesamt 1.474 Veranstaltungen zoopädagogisch begleitet, seit der Gründung vor fast 26 Jahren sind es mittlerweile über 400.000 Menschen, die die Veranstaltungsangebote genutzt haben. Grund zum Feiern hatten auch die „Freunde und Förderer des Opel-Zoos“, die seit 15 Jahren Förderprojekte unterstützen. Die Preisträger und Preisträgerinnen des ersten Schulwettbewerbes „Katta und Co im Opel-Zoo“ wurden im Rahmen des Jubiläums ausgezeichnet. Durch diesen Erfolg bestärkt, wurden bereits 26 weiterführende Schulen in der Region angeschrieben. Weiterhin fortgeführt wird die Stiftungsprofessur von Prof. Dr. Paul W. Dierkes an der Frankfurter Goethe-Universität, die jährlich mit 100.000 Euro finanziert wird.
„Wir unterstützen das Vorhaben von Prof. Dierkes ausdrücklich, das Angebot für Studierende im Opel-Zoo weiter auszubauen.“ Die Forschung, so Kauffels weiter, sei ein Kernanliegen wissenschaftlich geführter Zoologischer Gärten.
„Der Zoo ist nach 35 Jahren derzeit so gut aufgestellt wie noch nie, was Angebot und Qualität angeht“, so von Opel. Angesichts rasant aussterbender Tierarten aufgrund des Klimawandels könnten Zoos in Zukunft eine noch wichtigere Rolle bei der Erhaltung der Natur und der Artenvielfalt auf dem Planeten spielen.
Alle Kenntnisse in und Erkenntnisse aus den vielen Zoos sind wichtig, um Tierarten, die am Rande des Aussterbens stehen, überhaupt noch retten zu können. Auch das Nachzuchtprogramm im Opel-Zoo ist ein kleines Mosaikstück, Erlebnis Tierwelt im Kleinformat.