Kronberg (aks) – Pablo Casals fühlte sich dem Wohlergehen seiner Mitmenschen verpflichtet und wollte dies auch mit Hilfe der Musik erreichen, so betont es Raimund Trenkler, Gründer und Intendant der Kronberg Academy, in seiner Begrüßung zur mittäglichen Generalprobe des „Oratoriums für den Frieden – El Pessebre“ von Pablo Casals im nach ihm benannten Casals Forum. Zu einem Gedicht von Joan Alavedra, der in katalanischer Sprache seiner fünfjährigen Tochter die Weihnachtsgeschichte erzählte, präzise und bildhaft aus der Sicht der Figuren, die dem Stern folgen und die Krippe mit dem Jesuskind finden, komponierte Casals 1943 dieses wirkmächtige Singspiel, das 1960 in Acapulco/Mexiko uraufgeführt wurde.
Ein Video des Kreisau-Projekts der Altkönigschule, das seit 30 Jahren die Erinnerung an die Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus um Helmut James Graf von Moltke als Jugendbegegnungsstätte lebendig erhält und für europäische Werte kämpft, war eine eindringliche Überleitung vom deutschen zum spanischen Widerstandskämpfer im Spanischen Bürgerkrieg Pablo „Pau“ (katalanisch für Frieden) Casals.
Casals Präludium klingt fröhlich und volkstümlich – eine Aufforderung zum katalanischen Tanz der „Sardana“ - mit Trommel, Xylophon, Harfe und Kastagnetten und Orchester. Was für ein sprühendes Gegenstück zum feierlichen Weihnachtsoratorium von Bach, den Casals sehr verehrte! „In einer Zeit, in der wir uns Frieden wünschen, wie selten zuvor“, so Raimund Trenklers Worte, scheint es an diesem Sonntag vor Weihnachten besonders schwer, Gefühle von Angst, Trauer, Hoffnung und Freude zu kontrollieren! Bis ins Mark rühren die innigen Gesänge der Chöre und der Solisten. Manche Träne fließt. Auch im Oratorium von Casals wird geweint: „Gottes Sohn weint wie ein Erdenkind“. „El Pessebre“ ist unvergessliche Musik mit herrlichen Arien, die Jesus als Weltenretter feierlich huldigen, aber auch ein Lächeln in die Gesichter zaubern mit dem Lied der erschöpften Kamele im Lamento des Chors. „Wann sind wir endlich da?“ – das ist wohl die kindlichste aller Fragen, wenn es auf eine lange Reise geht. Den Hirten, die dem Stern ins Ungewisse folgen, geht es nicht anders: „Wie steil sind die Berge, die wir überqueren… Wie lang währt die Reise durch fremdes Land? Wir sind so müde…“ Pau Casals hat sein Leben lang mutig und unermüdlich für den Frieden gekämpft. Aus eigener Erfahrung wissen wir, schlapp machen gilt nicht, wenn wir unsere Werte verteidigen wollen, zumindest nicht, wenn auch noch für unsere Kinder und Enkelkinder die Welt ein sicherer Ort sein soll.
Giga-Gemeinschaftsprojekt
„El Pessebre“ ist vor allem ein geglücktes Gemeinschaftsprojekt, entstanden nach einer Idee des Kronberger Kantors Bernhard Zosel, dem es gelang, den Kirchenchor der Johanniskirche, die „Königskinder“ der Altkönigschule sowie Schülerinnen und Schüler des Feuermann Konservatorium, Nachwuchskünstler der Kronberg Academy und Jugendorchesters Hochtaunus sowie international gefeierte Solisten wie Monika Buczkowska (Sopran), Karolina Makula (Mezzosopran), Theo Lebow (Tenor), Sebastian Geyer (Bariton) und Thomas Faulkner (Bass) – 170 Mitwirkende - unter sein emphatisches Dirigat zu bringen und Casals Menschenliebe in seinem Werk zum Strahlen zu bringen, mit dem großen Einsatz aller.
Kronberg singt Casals: Ein gelungenes Projekt, das Hunderte von Kronberger Bürgerinnen und Bürger zu schönster Musik vereinte – was für ein Geschenk zu Weihnachten! Zum tosenden Schlussapplaus öffneten sich die Vorhänge und Jugendliche mit Lichtern und einem Plakat mit Friedenstaube trugen zu einem Augenblick der Besinnung bei.