Politische Bildung an der Altkönigschule – live und in Farbe

Die Schülerschaft der Altkönigschule, unter anderem die Leistungskurse Politik und Wirtschaft der Klassen 11 und 12 Fotos: Göllner

Kronberg (mg) – Am 22. September fand knapp zwei Wochen vor der hessischen Landtagswahl in der Aula der Altkönigschule zwischen 11.30 Uhr und 13.15 Uhr eine Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertretern von Jungorganisationen demokratischer Parteien statt. Auf der Bühne saßen Jorias Bach (JuLis), Sophie Frühwald (JuSos), Sebastian Sommer (JU), Lily Sondermann (Grüne Jugend) und Lilo Schweitzer (Junge Linke). Geleitet werden sollte der politische Austausch von einem Moderatorenteam des Leistungskurses Politik und Wirtschaft der Jahrgangsstufe 12; Constantin Fischer und Lisa Bonaventura gaben ihr Bestes. Im Publikum nahmen alle Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse Realschule, der elften und zwölften Klassen der Oberstufe teil. Knapp 280 Jugendliche und junge Erwachsene waren vor Ort. Organisiert hatten das Ganze federführend die Lehrkräfte Alexandra Reiß und Christoph Knipper von der Fachschaft Politik und Wirtschaft.

Als noch kein Publikum im Raum war, begrüßten sich alle politischen Profis und solche, die es noch werden wollen, um 11.15 Uhr freundlich per Handschlag. Dass jede und jeder wusste, wer der oder die andere ist, war deutlich zu sehen. Man hatte den Eindruck, dass es eine „sportliche Angelegenheit“ werden würde. Fair, gleichzeitig womöglich auch kontrovers geführt. So soll es unter Demokratinnen und Demokraten auch sein. Die Altersspanne des politischen Angebots bewegte sich zwischen 21 und 29 Jahren – ein durchaus breites Spektrum an möglichem Erfahrungsschatz und Ausbildungsmoment, wenn man sich einmal selbst an seine persönliche Entwicklung in den eigenen 20ern erinnert. Im Laufe der Veranstaltung spürte man durchaus den einen oder anderen Vorsprung durch den bisherigen Werdegang, der gleichzeitig nicht zwangsläufig ein Mehr an Qualität bot. Ab und an jedoch im Umgang mit Differenziertheit schon. Zur Vorbereitung dieser Veranstaltung für die teilnehmende Schülerschaft diente der Unterricht im Vorfeld. Der oft zitierte und viel geschundene „Wahl-O-Mat“ wurde bemüht. Die individuellen Ergebnisse wurden dann mit den Programmen der Parteien während der Schulstunden verglichen. Es wurde beispielsweise diskutiert, ob die Fragen des digitalen Werkzeugs gut formuliert und ausreichend differenziert waren, um Unterschiede feststellen zu können. Im Großen und Ganzen kam man zu dem Schluss, dass politische Tendenzen und thematische Unterschiede des Parteienangebots durchaus erkannt wurden, Parteiprogramme jedoch häufig sehr abstrakt seien und der Teufel im Detail stecken könne, so Alexandra Reiß. Man könnte nun die verschiedenen Positionen der politischen Vertreterinnen und Vertreter an diesem Vormittag in Kronberg im Detail aufführen, die nach der Einführungsrede von Schulleiter Martin Peppler von der Bühne aus in das Innere der Aula drangen. Es kamen durchaus Unterschiede zum Tragen. Zwischen linkem und rechtem Spektrum der Parteienlandschaft gab es klassische Scharmützel bei traditionellen Themen, die gleichzeitig bereits häufig genug in die Öffentlichkeit transportiert wurden.

Man verhandelte kontrovers um die Form des Schulsystems. Gibt es an deutschen Schulen tatsächliche Bildungsgerechtigkeit? Wie sieht es mit der notwendigen technologischen Ausstattung durch die Schule aus, wenn zu Hause aus Kostengründen kein Tablet existieren kann? Selbstverständlich standen des Weiteren solche Themen auf dem Programm der Moderation, die Jugend im Besonderen anspricht. Zum einen Bildungspolitik, fehlende Lehrkräfte und ein mangelnder Fortschritt an Digitalisierung in der Schule. Zum anderen Armut im Zusammenhang mit sozialer Ungleichheit. Es ging um Zuwanderung und Rassismus. Das Thema Wirtschaft und Inflation stand zwar auf der Tagesordnung, es kam aus Zeitmangel aber nicht mehr auf das Tableau.

Das Publikum war durchaus in der Lage, sene eigenen Positionen mit den Äußerungen von der Bühne abzugleichen. Das bemerkte man am unterschiedlich starken Applaus. Erwähnenswert war ein Zeitpunkt, an dem einer der politischen Vertreter etwas aus dem Konzept kam und dies Gelächter in der Schülerschaft auslöste. Hier sprang Jorias Bach zur Seite und bat darum, das doch bitte sein zu lassen. Fairness und Verständnis sollte es doch stets geben. Alle Beteiligten auf der Bühne stimmten ihm zu.

So war es dann am Ende wirklich eine „sportliche Veranstaltung“. Fragte man nach der Veranstaltung die Schülerschaft, gab es ein einheitliches Echo als Antwort. Ja, es habe durchaus „etwas gebracht“, es wäre gut gewesen. Einzig und alleine die doch zeitlich knapp ausgefallenen Fragemöglichkeiten aus dem Publikum wurden bedauert. Womöglich hätten diese die politischen und zu erwartenden Standards aufbrechen können? In Summe war es eine gelungene Veranstaltung; von politischem Desinteresse war bei diesen Schülerinnen und Schülern nichts zu spüren.

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