Kronberg (hmz) – Wie bei den meisten Vereinen fing es auch bei den „Rasselböcken“ klein und überschaubar an. Inzwischen wirken sie jedoch weit in die Region hinein und werden für Auftritte angefragt. Ihre kleine Bühne ist auch bei den namhaften Närrinnen und Narren begehrt. Das wiederum hängt mit Martina Hölzle-Endres zusammen, die den Verein durch ihre professionellen Aufritte bei der Meenzer Fastnacht von Anfang an im HR-Fernsehen bei verschiedenen Veranstaltungen wie der „Weiberfassenacht“, der Inthronisation des Frankfurter Prinzenpaares und „Hessen lacht zur Fassenacht“ sowie bei vielen auswärtigen Vereinen bis nach Mainz, Ludwigshafen und Mannheim bekannt gemacht hat. Sie ist mit zahllosen Auftritten in ihrer über 50-jährigen Bühnenkarriere ein Urgestein der Fasnacht.
Fastnacht light
Um sich von den großen Vereinen ein Stück weit abzugrenzen, halten die Rasselböcke ihre „Fastnacht light“ hoch. Hier kann, darf und soll jeder mitmachen. Es gibt keine Künstler-Castings, keine gestalterischen Beschränkungen, keine Zensur und erst recht keine Gage. Jetzt feiern „Die Rasselböck“ ihr 25-jähriges Bestehen und nach wie vor treten sie mit ihrem Bühnenprogramm für die Dialekt- und Brauchtumspflege ein. Von Anfang an gehörten Kurzstücke zu ihrem Repertoire, die meistens aus der Feder fremder Autoren. „Ich schreibe die Dialoge dann passend auf die handelnden Personen um und greife dabei auch die aktuellen Themen auf“, so Martina Hölzle-Endres. Auch wenn sie damit jahrelange Erfahrung habe, Improvisationstalent und Einfallsreichtum seien immer gefragt. Auch darin ist sie geübt, nämlich passende Stichworte bei Texthängern zu liefern und hin und wieder mitten im Spiel einen Geistesblitz haben zu müssen. Sie erinnert sich, als sie mit Hildegard Jäger eine Sauna-Szene spielen sollte und der Regen von oben tropfte. „Ich wischte mir die Stirn ab und meinte: Die Sauna ist aber heute heiß.“ Von den Talenten der Akteure kann sich das Publikum beim Jubiläumsabend am 28. Juni um 19 Uhr auf dem Gelände der Cronberger Schützengesellschaft wieder überzeugen.
Schützenhilfe
Gefeiert wurden sie für ihre „Kneipenfastnacht“, die jahrelang im ehemaligen „Nassauer Hof“ stattfand. Martina Hölzle-Endres, Michael Endres, Hildegard Jäger und Otto Sehr erinnern sich: „Wir waren von der Schließung der ortsprägenden Apfelweinwirtschaft natürlich betroffen. Unsere Frage: Wohin mit unserer berühmt-berüchtigten Kneipenfastnacht am Rosenmontag?“ 13 Jahre lang bot das einzigartige Ambiente „beim Sachs“ die idealen Rahmenbedingungen für die vereinseigene Maxime, dem Publikum die ursprüngliche Fastnacht näher zu bringen – die „Ebbelwoi-Sauna am Rosenmontag“ war Kult. Die Rasselböcke hatten Glück. Die Cronberger Schützengesellschaft von 1398, ebenso auf Traditionen bedacht, bot dem Verein spontan Schützenhilfe an und seitdem finden die Veranstaltung im Schützenhaus, Oberer Lindenstruthweg, statt.
Wenn die Aktiven zusammensitzen, werden natürlich Anekdoten erzählt. Es ging um die Idee für einen neuen Sketch: Ein Ehepaar kommt mit einem seinerzeit neu aufgestellten Bankautomaten nicht zurecht und gerät sich aufgrund fehlender Kenntnisse der Handhabung in die Haare. Die Wartenden in der Schlange verlieren die Geduld. Dieser Geldautomat sollte nun für die Aufführung authentisch nachgebaut werden – nur wie? Also wurde ein Foto in der Bankfiliale gemacht – zwei Stunden später stand die Polizei vor der Tür.
In den letzten 25 Jahren waren es nicht nur die geselligen Stunden wie die Grillabende und die Weihnachtsfeiern, die die Aktiven zusammenschweißten, es gab auch Einschränkungen, wobei die größte der coronabedingte Lockdown war. Während dieser Zeit wurde viel telefoniert – und daraus entwickelten sie im Jahr 2022 das „Telefon-Gebabbel“, aufgeführt im Garten der Schützengesellschaft. Ein Jahr später ging es mit „Gesucht un Gefunne“ weiter und das 625-jährige Jubiläum der Cronberger Schützengesellschaft wurde mit zwei Sketchen begleitet. Eine feste Institution ist der Verein beim Oberhöchstädter Sommer und im vergangenen Jahr trafen sich die Freundinnen und Freunde der Kurzweiligkeit beim Mundart-Abend „Uff en Schoppe“ im Obsthof Krieger.
Selbstläufer
Die Rasselböcke „sind schon lange ein Selbstläufer und sobald wir eine Idee formuliert haben, sind die Veranstaltungen schon ausverkauft“, erzählt Michael Endres. Zweimal im Jahr führen sie eigene Stücke auf, dazu kommen Gastauftritte in der Region. „Das Interesse ist groß, aber unsere Ressourcen nur begrenzt, denn alles muss auswendig gelernt und geprobt werden.“ Gerade Männer würden immer kleinere Rollen nachfragen, wenn es dann aber um die Lernerei gehe, erfolge der Rückzieher. 18 Aktive füllen derzeit abwechselnd mit ihren Auftritten die Bühne, der Verein zählt weitere 22 passive Mitglieder.
„Theater spielen fördert das Selbstbewusstsein“, meint Otto Sehr. Wer in der Lage sei, sich auf der Bühne in eine andere Person hinein zu versetzen, könne auch im Alltag neue Situationen besser bewältigen und menschliche Reaktionen besser verstehen. Die Bühne ist eben doch eine andere Welt.