Kronberg.– Im Dezember 2018 haben die Stadtverordneten einer Stadtverordnetenvorlage zugestimmt, die den Magistrat der Stadt Kronberg damit beauftragt, mit der REAL KG einen Vertrag über den Verkauf des Bahnhofs Kronberg zu verhandeln. Nach Kritik und Nachfragen seitens der Politik meldet sich Frederik Roth von der REAL KG selbst zu Wort: „Fragen, die mit der Bahn, insbesondere dem Eisenbahnbundesamt, zu klären sind – wie Entwidmung des Bahnhofsvorplatzes, Wegerechte der Bahn und Leitungs- und Zugangsrechte –, waren von der Stadt und den verbliebenen Bietern zum Zeitpunkt des Beschlusses weiterhin noch nicht abschließend geklärt“, erinnert er. „Der Beschluss der Verwaltung sah vor, dass diese Klärungen im Rahmen einer Genehmigungsplanung erst nach Auswahl eines Konzeptes vorgenommen werden können, damit das ausgewählte Konzept von den zuständigen Stellen der Bahn genehmigungsfähig ist.“
„Seitdem ist viel passiert, auch wenn für die Bürger noch nichts sichtbar ist“, betont Roth. Der Geschäftsführer der REAL KG erklärt weiter: „Seit der Entscheidung der Stadtverordneten arbeiten die Stadt Kronberg und die REAL KG konstruktiv und mit Hochdruck daran, offenstehende Punkte bei diesem hochkomplexen Projekt zu klären und dann Schritt für Schritt zu einem einvernehmlichen Vertragstext zu gelangen, der den Stadtverordneten vorgelegt werden kann – und zwar, ohne zuvor schon gleich ins Kreuzfeuer der Politik zu geraten.“
Diese Klarstellung erscheint ihm zu diesem Zeitpunkt notwendig, da aktuell von politischer Seite „angeblich fehlende Fortschritte“ beim Bahnhofsprojekt angemahnt werden. „Tatsächlich sind auf vielen Ebenen bereits umfangreiche Verhandlungen geführt und die Planung präzisiert worden, unter Beteiligung von mehreren Konzernbereichen der Deutschen Bahn, dem Eisenbahnbundesamt, der Bauaufsicht und der Denkmalbehörde“, berichtet er in einer Pressemitteilung.
Vorzeigbare Projektfortschritte
Das DB Reisezentrum – derzeit im Container untergebracht – könne mit leicht erweitertem Leistungspaket im Bahnhofsgebäude an der Stelle der früheren Gepäckaufgabe untergebracht werden. Die Wartehalle bleibt in ihrem ursprünglichen Zuschnitt erhalten und wird restauriert. „Der Vorbehalt im Stadtverordnetenbeschluss beim Konzept der REAL KG ist damit vollständig erfüllt“, so Roth und fügt hinzu: „Die Denkmalbehörde und die Deutsche Bahn haben die Umsetzbarkeit des vorliegenden Konzepts geprüft und schriftlich bestätigt.“
Auch am Betreiberkonzept für die Gastronomie werde gearbeitet. Frederik Roth sagt: „Wir arbeiten mit einem erfahrenen Gastronomieplaner zusammen, hier warten wir aber noch auf die existenziellen Ergebnisse der Umfeldplanung der Stadt. Für einen Betreiber sind die Rahmenbedingungen wie Flächen für die Außengastronomie und Stellplätze von entscheidender Bedeutung, diese müssen vor Vertragsabschluss klar festgelegt werden. Außerdem muss die Nutzungsgenehmigung der Wartehalle als Gastronomie vorgelegt werden, welche die Bauaufsichtsbehörde grundsätzlich schon in Aussicht gestellt hat“, erklärt er. „Derzeit ist die Frage aber noch nicht beantwortet, wo sich die fünf Kurzzeitparkplätze und die benötigten 16 – 20 Stellplätze für das Nutzungskonzept der Gastronomie und des Foyers mit Events im revitalisierten Bahnhof auf den Flächen der Stadt konkret befinden werden und wie viel Außenfläche vor der Gastronomie von der Stadt zur Verfügung gestellt wird, damit ein Betreiberkonzept überhaupt eine Chance hat.“ Roth weiter: „Die derzeitigen Pläne der Stadt, am Bahnhof nur noch 40 Parkplätze vorzuhalten und uns nicht mehr als 40 Quadratmeter Außenfläche für die Gastronomie zur Nutzung einzuräumen, haben uns überrascht.“
Heute umfasse der Interimsparkplatz am Bahnhof 110 P+R-Stellplätze, die alle belegt sind, und von den sechs Kurzzeitparkständen seien wegen der Zufahrt zum Hotel aktuell nur noch drei vor dem Bahnhof vorhanden. Die Bedarfsermittlung am Bahnhof 2017 habe eine Auslastung mit 246 abgestellten Fahrzeugen ergeben, bevor das Hotel und das Casals Forum gebaut worden sind. „Wo sollen denn die Fahrzeuge hin und will man diese Pendler, die auch potenzielle Kunden des revitalisierten Bahnhofs sind, nicht mehr?“, fragt Roth und kommt damit auf seine Kritik an den städtebaulichen Plänen zu sprechen.
Kritik an Parkhaus-Plänen
„Der Plan, jetzt ein Parkhaus mehr als 1,5 Kilometer entfernt mit ca. 220 P+R Stellplätzen in Kronberg-Süd mit integrierter Bäckerei und einem Bio-Fachmarkt zu errichten, führt sicher nicht zu der allseits gewünschten Belebung des revitalisierten Bahnhofsgebäudes und macht einen dicken Strich durch die Rechnung jedes Gastronomiepächters, des DB Reisezentrums und der Taunus-Bäckerei Flach“, kritisiert Roth. „Das Gastronomiekonzept jedes Investors oder Pächters wird damit zur Tot-Geburt.“
Ziel: Entscheidung bis Jahresende
Angesichts der Fortschritte bei den Vertragsverhandlungen und der Klärung wichtiger Punkte mit den anderen beteiligten Stellen sei jedoch die Forderung nach Fristsetzungen an die Adresse der REAL KG, wie sie in Teilen der Kronberger Politik erhoben werde, zu diesem Zeitpunkt schwer nachvollziehbar. Frederik Roth betont: „Es liegt im ureigenen Interesse der REAL KG, einen endverhandelten Vertragstext bis zum September fertigzustellen, sodass die Stadtverordneten entscheiden können und noch in diesem Jahr der Kaufvertrag beurkundet wird. Die REAL KG hat schon im März dazu einen Entwurf vorgelegt, aber Planungsergebnisse der Umfeldplanung der Stadt, die Zusage der DB zum Reisezentrum und die Antwort auf eine wichtige Voranfrage beim Eisenbahnbundesamt waren abzuwarten und aufzunehmen.“ Roth: „Ich bin weiterhin sehr zuversichtlich, dass wir gemeinsam mit dem Magistrat unseren ursprünglichen Zeitplan für die Gremienzustimmung einhalten und die Revitalisierung des Bahnhofs für alle bald sichtbar angehen können.“ Die Gespräche mit der Arbeitsebene der Stadt seien „sehr konstruktiv und zielorientiert“. Roth weiter: „Der Ball liegt beim Magistrat, nun die richtigen Rahmenbedingungen am Bahnhof zu setzen, damit Kronberg nicht länger als nötig auf die Revitalisierung des Bahnhofsgebäudes und des Bahnsteigdaches seitens der Deutschen Bahn warten muss. “ (mw)