Sabine Fischmann begeisterte im Altkönig-Stift als Lola Blau und Soßen-Queen

Kronberg (pf) – „Sie kann alles, nur nicht langweilen!“ So kündigte Altkönig-Stift-Vorstand Boris Quasigroch am Mittwoch vergangener Woche die Chansonsängerin und Schauspielerin Sabine Fischmann an. Gemeinsam mit dem Pianisten und Leiter der Kleinen Oper Bad Homburg Markus Neumeyer, hatte sie eigentlich im Park des Stifts auftreten wollen. Doch ausgerechnet an diesem Nachmittag zogen nach langer Hitze und Trockenheit die sehnlichst erhofften dunklen Regenwolken auf, so dass die Techniker in Windeseile ihre gesamte schon fertig installierte Ausrüstung wieder zusammenpacken und in den Festsaal bringen mussten. Das schafften sie gerade rechtzeitig, ehe der Himmel seine Schleusen öffnete.

Nach dankbarem Applaus für diese erstaunliche Leistung der Techniker, konnte das Programm mit nur einer Viertelstunde Verspätung beginnen. Sabine Fischmann mag ja, wie sie später zur Melodie von Abba in ihrem Lied von der Soßen-Queen bekannte, eine schlechte Soßen-Köchin sein. Die Kunst, ein abwechslungsreiches unterhaltsames Programm zu kreieren, beherrscht sie auf jeden Fall perfekt. Ihr Rezept: Man nehme als Amuse-Gueule den Einleitungssong aus dem berühmten Musical „Cabaret“, als Hauptgang Georg Kreislers Musical für eine Schauspielerin „Heute Abend: Lola Blau“, würze mit einer Kostprobe aus dem Frankfurter Grüne Soße Festival und serviere zum Nachtisch ein paar Lieder ihrer Lehrerin und Mentorin Maria Mucke. Diese hatte seinerzeit als Dozentin an der Musikhochschule Frankfurt eigens für Sabine Fischmann den Aufbaustudiengang Chansongesang geschaffen.

Wie hinreißend und temperamentvoll sie Chansons interpretieren und vortragen kann, davon konnte sich das Publikum an diesem Nachmittag wieder einmal überzeugen, denn die vielseitige Künstlerin kommt schon seit vielen Jahren immer wieder gerne ins Altkönig-Stift. Anfangs oft noch gemeinsam mit Maria Mucke, die als Wahlkronbergerin hier viele Programme mit ihren ehemaligen Studierenden gestaltete. Als Maria Mucke 2018 mit 98 Jahren starb, war es der Festsaal des Altkönig-Stifts, in dem mit einem bewegenden Programm ihre Familie und ihre ehemaligen Schülerinnen und Schüler Abschied von ihr nahmen.

Dass Sabine Fischmann „Heute Abend: Lola Blau“ in den Mittelpunkt des Nachmittags stellte, kam nicht von ungefähr. Gemeinsam mit Markus Neumeyer präsentierte sie dieses Musical an den folgenden beiden Tagen im Frankfurter Holzhausenschlösschen. Premiere war am Donnerstag. Sie stand unter dem Motto „Musiktheater gegen das Vergessen“, denn Lola Blau, die von einem Leben als Schauspielerin träumt, emigriert als Jüdin nach Amerika, wo sie in Nachtclubs auftritt und dem Alkohol verfällt.

Als sie nach dem Krieg nach Wien zurückkehrt, muss sie erkennen, dass sich die Menschen niemals ändern werden, denn „…trallala, so ist das Lebe“.

Es ist auch die Geschichte ihres Schöpfers Georg Kreisler, erläuterte Sabine Fischmann. Er musste ebenfalls 1938 mit seiner Familie nach Amerika emigrieren und spielte in Nachtclubs von Los Angeles bis New York. In Hollywood arbeitete er unter anderem mit Charlie Chaplin zusammen und wenn man Chaplin im Film am Klavier sah, war es Georg Kreisler, der tatsächlich spielte. 1956 kehrte Kreisler zurück nach Wien, wo er sich mit seinen oft von tief-schwarzem Humor geprägten Liedern wie „Geh‘n wir Tauben vergiften im Park“ nicht nur Freunde machte. Eine Zeitlang durfte der Österreichische Rundfunk seine Lieder nicht senden.

Die Chansons, die Sabine Fischmann und Markus Neumeyer für ihr Programm ausgewählt hatten, nahmen die Männer aufs Korn, denen man niemals sagen sollte, was man von ihnen hält, „denn die Wahrheit vertragen sie nicht“, stellten fest, „im Theater ist nichts los“ und schilderten Lolas verzweifelten Versuch, um ein Engagement zu ergattern den Theaterdirektor von ihrer Wandlungsfähigkeit zu überzeugen.

Nach dem Abstecher zum Grüne Soße Festival und dem humorvollen Bekenntnis, dass ihr Versuch einer perfekten Grünen Soße statt Gaumenschmaus zu sein ins Krankenhaus führte, ging der Nachmittag mit den Erfolgsschlagern von Maria Mucke „Heut ist ein Feiertag für mich“, „Glaube mir“ und „Der Zauber von Paris“ zu Ende. Als sie das Publikum aufforderte mitzusingen, taten es viele mit Hingabe und erwiesen sich sogar als ziemlich textsicher. Doch natürlich hatte Sabine Fischmann nach dem langanhaltenden Applaus auch noch eine Zugabe parat und präsentierte sich als virtuose Melodicaspielerin.

Mit einem bunten Sommerblumenstrauß und einem Weinpräsent bedankte sich Boris Quasigroch für den rundum gelungenen Nachmittag.

Sabine Fischmann, temperamentvoll und stimmgewaltig, unterhielt ihr Publikum im Festsaal des Altkönig-Stifts mit Chansons von Georg Kreisler.
Foto: Wilfried Schumacher



X