Kronberg (hmz) – Anders als im Jahr 1974 zum 100-jährigen Bestehen der „Kronberger Eisenbahn“ gibt es fünfzig Jahre später keinen großen Bahnhof für geladene Gäste. Stattdessen wird in der Stadtbücherei zum 150-jährigen Jubiläum der historischen Eisenbahn am Donnerstag, 31. Oktober, eine Ausstellung eröffnet, die bis zum 23. November während der üblichen Öffnungszeiten zu sehen ist. Die Stadtarchivarin Susanne Kauffels hat die für die Taunusstadt entscheidende „Verkehrswende“ aufgearbeitet und teilweise neu bewertet. Die „Cronberger Eisenbahn-Gesellschaft“ eröffnete am 1. November 1874 die 9,62 Kilometer lange Nebenbahn von Frankfurt-Rödelheim nach „Cronberg“ für den Personenverkehr und ein Jahr später für den Güterverkehr. Die Bahnstrecke sollte den zunehmenden Ausflugsverkehr in den Vordertaunus aufnehmen. Das im Jahr 1875 erbaute Stationsgebäude wurde im Jahr 1894 um einen Fürstenpavillon erweitert. Das jetzige Empfangsgebäude ersetzte das Gebäude von 1875 und stammt aus dem Jahr 1914. Das einst schmucke Entree zur Stadt verfiel mit der Zeit zusehends und wurde absehbar zu einem kostspieligen Sanierungsfall. Die Stadt Kronberg hat das Stationsgebäude samt Nebengebäude von der Deutschen Bahn AG erworben (2011). Zehn Jahre später dann der Wiederverkauf an einen Investor, die Real KG. Seitdem setzt sich ihr Geschäftsführer Frederik Roth mit Sachzwängen, Auflagen der Denkmalschutzbehörde, den Vorgaben aus der Politik sowie den Schwierigkeiten mit der Deutschen Bahn auseinander. Zuletzt sah sich Roth der deutlichen Kritik von „Aktives Kronberg“ ausgesetzt, die den Fortschritt der Sanierung als „Symbol des Stillstands“ beschrieb. Mit dem Hinweis darauf, dass aufgrund „fehlender Fortschritte“ kein Empfang auf dem Bahnhofsareal möglich sei, kam eine Reihe von Fragen auf wie: „Wieso müssen die Bürger, vor allem die Nutzer der S-Bahn, so lange mit dem desolaten Zustand des gesamten Bahnhofsgeländes leben?“
Auf Nachfrage hin äußerte sich Roth zum Status quo der laufenden Sanierungsarbeiten und betonte, dass er sich mit der Stadtarchivarin zur Ausstellung anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Bahnhofs und einer Unterbringung am Bahnhofsquartier auf den Flächen der Stadt abgestimmt habe. „Der äußere Eindruck, dass es bei der Sanierung des Bahnhofgebäudes nicht recht vorangeht, ist falsch“, so Roth. Sämtliche Arbeiten, die mit Genehmigung des Landesamtes für Denkmalpflege schon durchgeführt werden konnten wie etwa die Erneuerung des Daches, die Sanierung der Fassade, der Einbau von Fenstern in den Wohnungen und das behutsame Entfernen der Umbauten von 1967 im Gebäude seien abgeschlossen, ebenso die Beseitigung von Schäden im Gebäude.
„Drei wesentliche Puzzleteile fehlen aber noch, um Planungssicherheit für weitere Arbeiten zu haben: der Gestattungsvertrag mit der Stadt, der genehmigte Bauantrag durch die Bauaufsichtsbehörde des Hochtaunuskreises und die Regelungen mit der Deutschen Bahn bei den Schnittstellen.“ Aktuell würden die unterirdischen Planungen mit dem Tiefbauamt der Stadt abgestimmt. Außerdem müssten für die Baugenehmigung noch die erforderlichen Stellplätze seitens der Stadt nachgewiesen werden.
„Wir hoffen unsererseits fest auf eine Förderzusage von Hessenmobil für das 13 Millionen Euro teure Umfeld-Projekt der Stadt, das die Politik wie die Verwaltung gleichermaßen vor Herausforderungen stellt. Dies war von schwierigen Verhandlungen mit der Deutschen Bahn begleitet.“ Mit dem zuständigen Bahnhofsmanagement der DB sei im April 2024 die weitere Vorgehensweise bei der Vordach-Instandsetzung samt Tragwerk, Verankerung im Gebäude, die Sanierung der gusseisernen Säulen sowie die künftige Instandhaltung der historischen und denkmalgeschützten Bahnsteigüberdachung abgestimmt worden. „Die Projektkapazität für die Vordachsanierung wird von der Leitung DB InfraGo Bahnhofsmanagement Frankfurt intern geschaffen, auch auf Intervention der Landespolitik hin. Die Instandsetzungsmaßnahmen sollen in 2024 ausgeschrieben und 2025 auf den Weg gebracht werden.“