Kronberg (cz) – „Hallo, hallo, ich sage nur hallo, den Rest denkt ihr euch sowieso...“ quäkt Sabine Fischmann frech ins Mikrofon, virtuos begleitet von Ali Neander, einem der renommiertesten Rockgitarristen hierzulande, zum Auftakt ihres Programms „Alles muss raus“ in der Reihe Kabarett im Kino, einer Kooperation des Kulturkreises und der Kronberger Lichtspiele.
Kronberg ist längst ein Heimspiel für die begabte Frankfurter Künstlerin, die dem begeisterten Publikum im Laufe des Abends eine musikalisch-szenische Achterbahnfahrt durch die Emotionen von frech-böse, melancholisch bis tief traurig „um die Ohren haut“, denn „Alles muss raus“ bedeutet kein Ausverkauf, sondern sich einfach einmal so richtig auszukotzen!
„Kennt ihr das Gefühl im Chaos zu versinken?“, jammert sie im nächsten Song, „alles dreht sich immer schneller, wir müssen mal raus, lass uns ausgehen, der Babysitter ist bestellt... aber ach, hier ist es auch ganz gemütlich, noch eine Folge Big Bang Theory, das nächste Mal aber wirklich!“ Oder ach, die ewig Suchende, kein Mann ist der Richtige, bis er tatsächlich kommt, aber oh je, dann kann sie ja nicht mehr jammern „Gut gehen tut‘s mir schlecht, und schlecht gehen tut‘s mir gut!“ Absolut gekonnt serviert die quirlige Entertainerin Coverversionen bekannter Gassenhauer mit eigenen Texten, von der betrogenen Ehefrau, die schließlich zum Messer greift, der durchgeknallten Helikopter-Mutter, deren kleiner Tizian, „doch nur spielen will, er macht doch nichts“, und mit 25 immer noch bei Mutti wohnt, die dann entnervt die Reißleine zieht.
Reinhards Mey’s „Über den Wolken“ ein bisschen anders: „Über den Wolken, noch so ein Monster fliegt vorbei, vergiss das Grillen draußen, ganz normaler Tag in Süd-Sachsenhausen!“
Es folgt ein Persiflage zur Melodie vom „Tag als Conny Kramer starb“, eine atemlos-groteske Mischung von Werbesprüchen, die den Zuhörern die Lachtränen in die Augen treibt. Schwarzer Humor darf natürlich auch nicht fehlen; „je ne regrette rien, wenn ich einmal tot bin, mein Körper müde und alt, gebt mich den Raben, damit sie was zu nagen haben...“ Herrlich, ihre scharfzüngige Attacke auf die Mutter mit dem ja so hochbegabten Sohn, der am Ende attestiert wird, dass ihr Kind ja ganz normal, sie aber leider besonders dumm sei! Auch rappen kann die Fischmann, der Song über Schneewittchen, „das raffinierte Flittchen“, ist einfach mitreißend komisch, ebenso die Grüne Soße, die leider in die Hose geht, weil „die Kräuter waren nicht echt, die Eier schlecht...“
Zu guter Letzt, als Hommage an die große Maria Mucke, singt Sabine Fischmann gemeinsam mit dem Publikum „La le lu, nur der Mann im Mond schaut zu.“
Ein gelungener Abend geht zu Ende.