Die „Schreibgruppe“ öffnet Türen zureigenen Kreativität und Neugier

Kronberg (hmz) – Ein noch unbeschriebenes weißes Blatt Papier – und diese Leere will gefüllt werden: mit einem ersten Satz. Und dieser erste Satz zeitigt den zweiten Satz. Ein Wort gibt das andere, vielleicht war da sogar schon eine Idee. Was auf Papier gebracht werden sollte schien klar, nun aber steht etwas ganz anderes da. Die Schreiberei ist ein kreativer Prozess, der Sprachspiele zulässt. Warum Menschen schreiben, kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Manche schreiben, um spezielles Wissen weiterzugeben, andere, um Erinnerungen zu bewahren und zu erhalten. Dann gibt es welche, die schreiben, um über sich selbst oder über ihr Leben Klarheit zu erlangen. Andere wiederum haben Spaß daran, Geschichten zu erzählen oder sprachlich kreativ zu sein. Die Kronberger „Schreibgruppe“, vormals „Schreibstube“, kennt jede dieser Facetten, denn die Teilnehmenden kommen aus unterschiedlichen Berufen mit der jeweiligen spezifischen Sprache, haben heterogene Temperamente und Lebensmodelle. Das mag die sechs kreativen Köpfe trennen, was sie verbindet, ist das Schreiben, das ihnen offenkundig Spaß macht. Alle vierzehn Tage treffen sich Elke Lischke, Ulrike Beilstein, Cornelius Zimmermann, Dietrich Otzen, Christoph Schmidt und Wolfgang Zimmermann in einem Raum, der ihnen von der Stadt zur Verfügung gestellt wird. Die Gruppe gründete sich ursprünglich aus einem VHS-Kurs und hat sich unter Eigenregie dann weiterentwickelt, sie besteht jetzt seit mehr als 25 Jahren.

Einfaches Prinzip

Das Prinzip ist ganz einfach: Ein Mitglied hat eine Anregung, dann wird spontan innerhalb eines Zeitfensters von maximal 45 Minuten geschrieben und das Ergebnis in der Gruppe besprochen. „Gerade dieser Austausch ist uns wichtig. Jeder von uns versucht, sich seinen Sprachräumen mit einem emotionalen Anteil anzunähern und so entsteht ein Text, der erst einmal im Raum steht“, erklärt Cornelius Zimmermann. Es gebe keine inhaltlichen Vorgaben und Regeln, es gehe nur darum, wie die Idee wirke und deren individueller Umsetzung in Wort und Schrift.

Eigener Schreibstil

Der eigene Schreibstil ist die Stimme der Autorinnen und Autoren und spiegelt ihre Persönlichkeit, Erfahrungen und Perspektive wider. „Wir schreiben frei und assoziativ, wir improvisieren, sind spontan, poetisch oder kreativ“, so die Meinung der Gruppe, die sich selbst weder klare Vorgaben noch literarische Formate auferlegen will. „Für uns geht es alleine um den kreativen Prozess und die Freude darüber, Geschriebenes aus der eigenen Feder mitteilen zu können.“ Wer sich entschließt zu schreiben hat, was die Form betrifft, zahllose Möglichkeiten: Erzählungen, Kurzgeschichten, Gedichte, eine Familienchronik verfassen, Kindermärchen oder ganz persönlich Tagebuch oder Briefe – die Liste ist so lang wie die Fantasie groß ist. „Jeder, der mitmachen möchte, ist dazu eingeladen, seine Gedanken und Ideen zu Papier zu bringen, wichtig ist nur die Bereitschaft, sich auf etwas Neues einzulassen.“ Es ist die Neugier „und ich bedaure jeden, der sie verloren hat“, meint Dietrich Otzen, der auf 1.000 Seiten seine Familiengeschichte niedergeschrieben hat.

Kindergeschichten

Christoph Schmidt hat schon von früher Jugend an Kindergeschichten erzählt und sich dann irgendwann dazu entschlossen, sie für seine Kinder schwarz auf weiß zu festzuhalten. Elke Lischke hat mit Poesie bereits Erfolge gehabt und Ulrike Beilstein fand ihren Weg ins Schreiben, nachdem sie den Druck von Schule und Beruf hinter sich lassen konnte. Es gibt also viele gute und triftige Gründe fürs Schreiben, aber der wichtigste ist vielleicht: Schreiben hält geistig fit und macht jede Menge Spaß. Das sahen auch bekannte Schriftsteller so: „Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen.“ (Mark Twain).

Die „Schreibgruppe“ ist sich einig: Gegenseitige Motivation kann ein großer Ansporn sein, um kreativ und produktiv zu bleiben. Wer Interesse hat, kann sich unter der Telefonnummer 016097570113 melden.

v.l.n.r. Dietrich Otzen, Christoph Schmidt, Elke Lischke, Ulrike Beilstein und Cornelius Zimmermann
Foto: Muth-Ziebe



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