Schüler schreiben

Neria Calac ist Schülerin der E-Phase (10.Klasse) der Altkönigschule und besucht den DS (Darstellendes Spiel)-Kurs von Fachbereichsleiterin Rita Eichmann. Sie berichtet hier über ein besonderes Projekt in außergewöhnlichen Zeiten.

RequiSiT – eine großartige Projektwoche

Vom 15.09.2020 bis zum 30.09.2020 haben wir, die Theatergruppen der DS-Lehrerinnen Rifka Ajnwojner und Rita Eichmann, an einem Projekt der Improvisationstheatergruppe RequiSiT teilgenommen, die seit 1996 für innovative Veranstaltungen in der Suchtprävention an Schulen und Unternehmen steht. RequiSiT besteht selbst aus ehemals Suchtmittel-abhängigen Menschen, die seit Jahren clean leben und über ein hohes Maß an Selbstreflexion verfügen. Schon Anfang September war die Gruppe an der Altkönigschule zu Gast, um vor allen Schülerinnen und Schülern der zehnten Klassen und der E-Phase nicht nur im Improtheater zu brillieren, sondern auch, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen und über eigene Suchterfahrungen sowie den Weg heraus aus der Sucht zu sprechen. Sport- und Deutschlehrerin Linda Wiegand-Haas kümmert sich zusammen mit engagierten Müttern aus dem Arbeitskreis „Soziales Lernen und Prävention“ um diese Veranstaltung. „Welch ein Glück, dass wir das Improtheater trotz Corona auf die Bühne der AKS bringen konnten,“ freut sich Wiegand-Haas, „Nora Staeger und ihr Team kamen einfach an drei Tagen, damit wir die Zuschauermengen reduzieren konnten.“

Was die Profis können, kriegen wir das auch hin? Ganz begeistert von dem Tempo und Witz, der Schlagfertigkeit und Spontaneität, die im Improtheater stecken, waren wir DS-Kurse also hoch motiviert, am 15.09., 16.09., 23.09., 29.09. und 30.09. bis zu vier Stunden länger an der Schule zu bleiben als gewöhnlich, denn immerhin war für den 30.09. unsere eigene Aufführung geplant. Die beiden Gruppen haben sich gegenseitig ihr neu erworbenes Können vorgestellt und wurden von ihrem Publikum mit tollen Ideen und Vorschlägen herausgefordert und anschließend mit lautem Applaus belohnt. So gab es Aufgaben, wie auf einer Parkbank zu sitzen und sich von einer aggressiven Ameisenarmee vertreiben zu lassen, eine Alltagssituation in verschiedenen Emotionen, vom Publikum vorgeschlagen, zu spielen, einen „Statuswechsel“ des Selbstbewusstseins zu vollziehen oder ein Streitgespräch mal auf Deutsch, mal in einer Fantasiesprache zu führen. Trotz der Grundvoraussetzung, der Improvisation, gab es dennoch fünf goldene Regeln zu lernen: 1. „Ja“ sagen, 2. Den Partner gut aussehen lassen, 3. Angebote annehmen (oder ein neues machen), 4. Sich nichts vornehmen, 5. Spaß haben.

Was gemeint ist? Ganz einfach: 1. Auf der Bühne ist es wichtig, dass man auf den Partner eingeht und sich auf Dinge einlässt. „Nein“ sagen wir im Alltag schon oft genug, auf der Bühne ist das eher hinderlich. 2. Wir wollen niemanden wirklich beleidigen, auch nicht in gespielten Streitsituationen. Es ist wichtig, dass beide gleich viel wert sind. 3. Auf Angebote nicht einzugehen, lähmt. Wir wollen Vorschläge aufgreifen oder zur Not Gegenvorschläge machen. Ellenlange Diskussionen hingegen sind für den Zuschauer eher langweilig. 4. Beim Improvisationstheater ist es sinnlos, sich etwas vorzunehmen, immerhin kann das Gegenüber davon nichts wissen. Spontane Entscheidungen sind wichtig, um sich nicht in die Quere zu kommen.

5. Der wohl wichtigste Punkt – Spaß haben und sich am Geschehen freuen.

Auf jeden Fall hat es allen großen Spaß bereitet, Neues zu lernen, anderen zuzusehen und es selbst auszuprobieren. „Ich bin wirklich froh darüber, dass wir die Chance hatten, diese tollen Erfahrungen zu machen“, fasst Annika für alle zusammen. „Wer weiß, ob die Bedingungen im Herbst und Winter für die Schule, vor allem für den DS-Unterricht, noch einmal verschärft werden. Die praktischen Erfahrungen, die wir jetzt gesammelt haben, kann uns keiner mehr nehmen.“

An dieser Stelle geht auch noch einmal ein riesig großer Dank an den Sponsor, die „Software AG Stiftung Darmstadt“, die das Projekt finanziert und somit möglich gemacht hat. Schon seit Jahren unterstützt die „Software AG Stiftung Darmstadt“ die Theaterarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, weil sie fest davon überzeugt ist, dass diese einen wichtigen Beitrag zur Suchtprävention leisten kann. Wer erlebt hat, wieviel Selbstvertrauen es einem gibt, auf der Bühne zu stehen und mit anderen – ungeplant und ungeprobt! - eine Szene vor Publikum zu spielen, kommt nicht umhin, hier zuzustimmen.

Ganz besonders möchten wir uns aber auch bei der Improvisationstheatergruppe „RequiSiT“ bedanken: Nora Staeger, Massimo Barone, Sina Krehl und Katja Bartholdt sind mit einer solchen Leidenschaft, Spielfreude, Begeisterungsfähigkeit, aber auch Geduld an die Sache herangegangen, dass sie uns von Anfang an mitgerissen und wirklich großartige Dinge beigebracht haben.

Unsere Lehrerinnen Rifka Ajnwojner und Rita Eichmann waren sichtlich stolz auf uns: „Es ist wirklich beeindruckend, wieviel ihr an den Projekttagen aufgesaugt und so schnell schon so toll umgesetzt habt, und das nach eurem normalen Unterricht und trotz der vielen Klausuren so kurz vor den Ferien. Hut ab!“

Während Kristoph das „Gefühlskuddelmuddel“ auflöst, indem er Josias einen Heiratsantrag macht, beschwert Nia sich bei Marie: „Mein Schuh stinkt. Und Ihr Hund ist schuld!“

Foto: privat

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