Schweizer Landschaftsarchitekten zeigten Freiflächenbegrünungspläne

Ein Teil der Präsentation war ausgestellt und konnte etwas näher in Augenschein genommen werden. Foto: Puck

Kronberg (pu) – Die für Dezember geplante Eröffnung des Hotels am Bahnhof naht mit großen Schritten; beim kürzlich von der Kronberg Academy veranstalteten Richtfest und nur wenig späteren „Tag der offenen Baustelle“ konnten sich, wie berichtet, alle Interessierten einen Eindruck über die Fortentwicklung der Rohbauarbeiten bei Kammermusiksaal und Studienzentrum machen. Demzufolge ist es an der Zeit, sich zunehmend Gedanken um die Freiflächenplanung im Quartier am Bahnhof zu machen.

Vor diesem Hintergrund stand in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) die Vorstellung des Masterplans (Freiflächenplanung) des von der Stadt Kronberg beauftragten internationalen Unternehmens für Landschaftsarchitektur, enea landart aus dem Schweizerischen Rappersvil, auf der Tagesordnung. Wie stark das Thema Bahnhof den Kronbergerinnen und Kronbergern nach wie vor unter den Nägeln brennt, war allein schon daran ablesbar, dass vor Beginn der Sitzung wegen des erhöhten Zuhöreraufkommens zusätzliche Stühle aufgestellt werden mussten. Auch einige Magistratsmitglieder waren anwesend.

Sachstandsplanung

Bevor die beiden Schweizer Enzo Enea (Firmenchef) und Fabian Vanicek (Projektleiter)mit ihrer Präsentation begannen, erklärte Erster Stadtrat Robert Siedler (parteilos) mit allem Nachdruck, es handele sich zum aktuellen Zeitpunkt gemäß der von den Stadtverordneten Ende des letzten Jahres abgesegneten klaren Beschlusslage lediglich um die Vorstellung einer Sachstandsplanung, keineswegs, wie von anderen Seiten kolportiert, um schon in Stein gemeißelte Fakten zur Vorbereitung einer neuen Beschlussvorlage.

Frischer Wind

Dies untermauerte auch Enzo Enea, der von konzeptionellen Ideen, „die hoffentlich frischen Wind in die Diskussion hineinbringen“, sprach, zunächst jedoch den Blick auf die Ist-Situation und die Einflüsse des Umfelds wie die keltischen Ringwallanlagen als prägendes Landschaftselement für den Altkönig und Umgebung lenkte. Für das Grün, das im Endeffekt zum angestrebten, zukünftig einladenden Entree der Stadt beitragen soll, spielen logischerweise einfallende Winde, Sonneneinstrahlung und Niederschläge eine Rolle. „Die Region um Kronberg ist im Gegensatz zum kühleren und feuchteren Hintertaunus klimatisch durch relativ trockene Sommer und feuchte, mildere Winter begünstigt “, erläuterte Enea. Die Gipfellage des dritthöchsten Bergs im Taunus, des Altkönigs, befinde sich im Stadtteil und bilde mit Ausläufern eine Verbindung zum Stadtgrün und somit einen wichtigen Naherholungsraum. Dies aufnehmend und inspiriert von der Form der Ringwälle, die sowohl als Hecken, Bachläufe oder Böschungsmauer wieder aufgenommen werden könnte, und die kulturlandschaftlichen Bezüge zur Burg und den benachbarten Victoriapark berücksichtigend, entstand ein Konzept, das ein in beeindruckender Weise verändertes Erscheinungsbild des Bahnhofsareals zur Folge hätte.

Einen Schwerpunkt bildet in den Entwürfen der Victoriapark, den die Schweizer Landschaftsarchitekten schon auf den Freiflächen des Bahnhofsquartiers „einbinden würden“.

Unter der Prämisse, so natürlich wie möglich, „ein bisschen Zen“ und an die nächsten Generationen denkend, schlagen sie möglichst klima- und schädlingsresistente Sumpfzypressen, Eisenholzbäume (Baum der Zukunft), amerikanische Gleditschie, Hainbuchen, Eibenwellen und Kletterpflanzen vor. Ob im Wartebereich, wo neben einem Brunnen und Bänken ein Baumdach aus ahornblättrigen Platanen denkbar wäre, oder bei der Fahrradgarage, die ebenso begrünt werden könnte wie Wände – die Möglichkeiten für „Natur“ sind laut den Schweizer Landschaftsarchitekten durchaus vielfältig. Bei aller notwendigen Funktionalität und Praxisnähe soll den Bahnreisenden das Gefühl vermittelt werden, in einem Park anzukommen.

Verkehrsberuhigende Rampen

Die Planspiele umfassen unter anderem zwei Rampen – eine am Übergang von Victoriapark zum Bahnhofsquartier in der Schillerstraße, eine in der Bahnhofsstraße –, die gleich mehrere Effekte als besondere Hingucker mit verkehrberuhigender Wirkung hätten. „Ich stelle mir das wie eine Piazza vor, da soll es beim Drüberfahren ein wenig rumpeln, damit man diesen Übergang wahrnimmt und Achtsamkeit walten lässt!“ In diesem Zusammenhang ergänzte Erster Stadtrat Siedler, ihm schwebe dort anhand vergleichbarer Beispiele in Deutschland und anderen Ländern die Planungsphilosophie Shared Space vor:„Jeder nimmt Rücksicht auf den anderen, der Verkehr wird nicht zurückgedrängt, sondern beruhigt!“

Bei aller vorhandenen Schönheit könnte aus Sicht der Schweizer der Victoriapark dennoch eine weitere Attraktivitätssteigerung vertragen. Enea und Vanicek empfahlen zur Belebung einen Verbindungssteg mit Sitzplatz, drum herum Sitzstufen unter Bäumen. Hinsichtlich der Pflasterung käme im Bahnhofsquartier neben Asphalt Naturstein-Rechteckpflaster und Naturstein-Kleinsteinpflaster zur Verwendung, um die einzelnen Bereiche voneinander abzuheben.

Top-Projekt

Alles in allem sehen die Schweizer viel „Potenzial, um einen neuen Auftritt zu schaffen“.Und sie wüssten, wovon sie sprechen. Nach den Worten Eneas sind sie aktuell mit 150 Projekten beschäftigt, aus denen das Kronberger als „absolutes Top-Projekt“ heraussteche. „Wir sind stolz, daran mitarbeiten zu dürfen!“ Die kontrovers diskutierte städtebauliche Entwicklung durch Wohnen auf dem Baufeld V wäre aus ihrer Sicht ebenso „aufwertend“ wie eine zu schaffende Ladenzeile am Bahnhof. Die seit längerem geplante Freilegung des Winkelbachs befürworteten die Landschaftsarchitekten.

In Ergänzung der Präsentation sagte der Kronberger Baudezernent, die Präsentation erinnere ihn an die Bilder aus dem 19. Jahrhundert, als die Frankfurter mit der Bahn in die Sommerfrische nach Kronberg reisten, um auf den Altkönig zu wandern. Von Seiten der Ausschussmitglieder kam als erste Reaktion überwiegend positives Feedback, Bündnis90/Die Grünen-Vorstand Udo Keil schlug nur statt Sumpfzypressen Edelkastanien vor.



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