Sozialengagement macht glücklich! – Max-Werner Kahl leistet seit 45 Jahren öffentlichen Dienst

Dipl.-Ing. Max-Werner Kahl und seine Partnerin (mit Blumen) umrahmt von städtischen Honoratioren, der stellvertretenden Amtsgerichts-Direktorin (ganz rechts), Ortsgerichtskollegen, Wegbegleitern und Freunden Foto: S. Puck

Kronberg (pu) – Ob Beglaubigungen von Unterschriften oder Abschriften, Schätzung von Grundstücken oder Gebäuden, Ausstellung von Sterbefallanzeigen oder Nachlasssicherung – für Fälle dieser Art können sich Bürger an das Ortsgericht und deren vereidigte Ehrenbeamte wenden. Dazu zählt mit dem Architekten Dipl. Ing. Max-Werner Kahl ein Mann, der vor wenigen Tagen im Rahmen einer kleinen Feierstunde in der Stadthalle geehrt wurde, nachdem er sage und schreibe seit 45 Jahren im öffentlichen Dienst ehrenamtlich zugange und seit 1993 für das Kronberger Ortsgericht tätig ist.

Besonderer Service

Diese Hilfsbehörden der Justiz kommen lediglich in Hessen vor, sie haben sich dort als wichtige Einrichtung für ein funktionierendes Gemeindewesen bewährt.
Dienstaufsichtsbehörde ist das jeweilige Amtsgericht. Für jedes Ortsgericht werden ein Ortsgerichtsvorsteher und vier Ortsgerichtsschöffen bestellt. Der Einblick in menschliche Schicksale ist dabei vorprogrammiert
. Neben eher schnell zu bewältigenden Unterschriftsbeglaubigungen sind durchaus auch etliche recht komplexe zeit- und arbeitsintensive Fälle dabei.

In diesem Wissen sprach Bürgermeister Klaus Temmen Kahl seinen Dank für dessen „ehrenamtliche
s
Engag
e
ment, viele Stunden verantwortungsvoller Arbeit für unsere Stadt und den Verzicht auf viele Stunden Freizeit“
aus. Der Christdemokrat steht als Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt sowie Stadtverordneter politisch ebenso regelmäßig im Rampenlicht wie durch seinen Aufbau kirchlicher und sozialer Strukturen im ostafrikanischen Land Tansania. Von seiner Arbeit als Schöffe und stellvertretendem Ortsgerichtsvorsteher ist dagegen bisher wenig bekannt.

Daher skizzierte Rathauschef Temmen Kahls Weg, der 1993 als Nachfolger der legendären Stadtbaumeisterin und Malerin Liselotte Wolf als Schöffe vereidigt und seitdem nach Ablauf der zehnjährigen Amtszeit jeweils wiedergewählt wurde. Zuletzt im April letzten Jahres, allerdings nur noch für fünf Jahre bis 5. Juli 2023 wegen des Erreichens der Altersgrenze. Nicht zu vergessen seine Tätigkeit als Hauptschöffe einer großen Strafkammer am Landgericht Frankfurt.

Gesamtkunstwerk

Aufgrund dieser vielfältigen Aktivitäten bezeichnete ihn der Bürgermeister als „Gesamtkunstwerk Max-Werner Kahl“, der ferner mehr als 15 Jahre im Verwaltungsrat der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul Kronberg sitzend 2001 federführend für die Bauarbeiten der jüngsten Renovierung der Kirche, einem neugotischen Bauwerk aus dem Jahre 1877, im Vorfeld der 125-Jahrfeier verantwortlich zeichnete. Des Weiteren unterstützte er den Verwaltungsrat der katholischen Nachbargemeinde St. Alban Schönberg bei der Sanierung und Renovierung der barocken Pfarrkirche in der Schönberger Ortsmitte, die aus den Jahren 1763 bis 1776 stammt. An den damaligen feierlichen Gottesdienst zur Wiedereinweihung erinnerte der Bürgermeister mit einem Schmunzeln: „Damals schoss regelrecht eine Stichflamme aus dem Altar und kurz darauf flüchteten die auf der Empore Stehenden wegen des sich ausbreitenden Rauchs und Rußes.“

In Absprache mit den afrikanischen Heilig-Geist-Schwestern erstellte Max-Werner Kahl umfangreiche Entwürfe für eine Kirche, eine Begegnungsstätte, eine Schule und eine Krankenstation im ostafrikanischen Tansania. Bei allen diesen Gebäuden übernahm Max-Werner Kahl die architektonische und technische Leitung sowie die Bauaufsicht vor Ort. Gleichzeitig warb er um umfangreiche Geld- und Sachspenden, unter anderem durch zahlreiche Benefizkonzerte in Kronberg. Zunächst wurde im Jahre 2004 die Magnificat-Kirche eröffnet, die auf eine Anregung von Rektor Bernhard Bendel zurückgeht, Pfarrer und Gründer des Heilig-Geist-Werkes. In den Jahren 2007/2008 folgte die Paul-Albert Simon-Schule, benannt nach dem langjährigen Kronberger katholischen Pfarrer, der ein maßgeblicher Förderer dieses Projektes war. Auch die notwendige Erweiterung der Schule wurde von Max-Werner Kahl geplant und begleitet. Insgesamt 250 Kinder werden mittlerweile in dieser Einrichtung unterrichtet und bekommen dort auch ein warmes Mittagessen. Am Tag der Einweihung der Magnificat-Kirche wurde die Idee geboren, in der Nähe eine Begegnungsstätte zu schaffen – das Amani-Haus, eine deutsch-afrikanische Gemeinschaftseinrichtung, erbaut nach Plänen von Max-Werner Kahl durch einheimische Handwerker und ausgeschmückt von afrikanischen Künstlern wie Holzschnitzern und Malern. Dieses Zentrum wurde im Oktober 2010 eingeweiht. Auch in den Folgejahren erreichten die Kronberger regelmäßig Berichte realisierter Neuheiten aus Afrika, der Schaffensdrang Kahls scheint schier unerschöpflich.

Verdienstkreuz am Bande

Für seine umfangreichen und vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten um das Gemeinwohl erhielt er bereits 2013 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Die stellvertretende Direktorin des Amtsgerichts Königstein, Dr. Nicole Demme, zeigte sich „sehr beeindruckt, was ein Mensch so alles schaffen kann in Zeiten, wo man häufig hört, die Menschen haben keine Zeit“, als sie dem zu Ehrenden die Urkunde übergab. Für Kahls Partnerin gab es an diesem Tag einen bunten Strauß Blumen, weil sie ihrem Mann stets den Rücken für all seine Aktivitäten freihält.

Nachwuchs gesucht

Im Verlauf ihrer kurzen Rede machte Dr. Demme Werbung für die Ortsgerichte und deren vereidigte Ehrenbeamte, die Verantwortung übernehmen und Sachverstand mitbringen. Dennoch sei so manchem in der Bevölkerung weder dieser Service bekannt noch die Bereitschaft jüngerer Menschen groß, sich auf diese Weise für das Gemeinwohl einzubringen. „Dabei handelt es sich um eine spannende Angelegenheit. Viele eignen sich neben fachlichem auch juristisches Wissen an und man ist sehr stark mit der Stadt verbunden.“

Diesen Ball nahm Max-Werner Kahl in seiner Dankesrede auf und verband dies mit einem Aufruf: „Meldet und engagiert Euch! Die positiven Rückkopplungen aus der Bevölkerung und die vielen Erfahrungen, die man im eigenen Ort macht, wiegen die vielen freiwilligen Zeitaufwendungen mehrfach auf!“ Soziales Engagement sei immer wichtig für die Gestaltung einer Gesellschaft. „Sozialengagement macht glücklich und Hessen ist mit seinen Ortsgerichten einmalig!“ Informationssuchende, ob jung oder alt, ob benachteiligt oder finanziell schwach, seien dort an der richtigen Adresse.

Detaillierte Sprechzeiten, Informationen und Ansprechpartner finden Interessierte unter www.kronberg.de.



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