Stadtbücherei-Leiterin Daniela Barbu: Bibliotheken fungieren als „dritter wichtiger Ort“

Die neue Leiterin Daniela Barbu (Zweite von rechts) bereitet mit ihrem Team gerade das nächste Woche beginnende Lesefestival vor. Von links: Renate Steyer, Dorothe Starke, Daniela Barbu und Renate Göhler-Michel. Noch im Urlaub und daher nicht auf dem Foto: Kolja Giershausen. Foto: S. Puck

Kronberg (pu) – Nachdem sich Barbara Neubert, langjährige Leiterin der Kronberger Stadtbücherei Kronberg, zum 1. November letzten Jahres in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet hat und ihre Nachfolgerin Monika Wystrach ihre Tätigkeit zum 31. Juli beendete, ist die bisherige Stellvertreterin, Daniela Barbu, am 1. August an die Spitze des fünfköpfigen Teams gerückt. Anlass genug, die „Neue“, ihren Werdegang und ihre Ideen vorzustellen.

Regelmäßige Besucher der seinerzeit von Kaiserin Friedrich als Volksbücherei gegründeten städtischen Einrichtung kennen sie als vertrautes Gesicht, denn Daniela Barbu lernte die Stadtbücherei Kronberg und das Team schon im Jahr 2005 durch ein dreimonatiges Praktikum kennen. Danach sammelte sie für ein Jahr als Vertretung der damaligen Stellvertreterin der Büchereileitung Erfahrungen, die sie in zwei anderen Büchereien vertiefte. 2009 kehrte sie in die Burgstadt zurück und übernahm direkt die Stelle der stellvertretenden Leitung.

Die Faszination für Bücher packte die gebürtige Rumänin schon in der Kindheit. „Am Anfang waren es Kurzgeschichten/Erzählungen und Märchen, die mich in ihren Bann gezogen haben. Durch meinen älteren Bruder entdeckte ich ziemlich früh die Klassiker der französischen und russischen Literatur, die ich mit viel Begeisterung gelesen habe“, erzählt sie. Ihre Eltern lasen ebenfalls viel, vor allem ihre Mutter hat sie als passionierte Leserin in Erinnerung. „Bei uns zu Hause gab es eine gute Auswahl an Büchern.“

Nach dem Abitur erreichte sie 1996 in Bukarest den universitären Abschluss mit dem Schwerpunkt Bibliothekswesen und Informationswissenschaften. In der Folge war sie als Bibliothekarin in Rumänien beschäftigt, bis es sie 2001 nach Deutschland zog. Inzwischen kann sie auf insgesamt 18 Jahre in ihrem geliebten Beruf zurückblicken, elf Jahre davon als stellvertretende Leiterin in der Stadtbücherei Kronberg.

Herausfordernd und spannend

An ihre neue Funktion geht sie mit Respekt und Freude heran. „Die Leitung der Stadtbücherei zu übernehmen ist eine herausfordernde und spannende Aufgabe. Unter der Leitung von Barbara Neubert und mit der Unterstützung eines motivierten und erfahrenen Teams ist die Stadtbücherei Kronberg zu einem attraktiven und zukunftsfähigen Ort geworden“, hebt Daniela Barbu heraus.

Daran anknüpfend setzt sie auch zukünftig auf die Schwerpunkte Leseförderung, Kooperationen mit Kindergärten und Schulen, Vernetzung im städtischen Kulturleben, Digitalisierung, interkulturelle Bibliotheksarbeit und Veranstaltungen.

„Ich habe an meiner Seite ein starkes, engagiertes und eingespieltes Team, dessen Vertrauen ich seit elf Jahren genieße und schätze“, unterstreicht Barbu dankbar. Ohne Dorothe Starke, Kolja Giershausen, Renate Göhler-Michel und Renate Steyer wäre aus ihrer Sicht Vieles nicht möglich. „Und natürlich kann ich jederzeit auf die Unterstützung des Freundeskreises der Stadtbücherei zählen. Ich freue mich auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und kann mich nur glücklich schätzen, dass der Freundeskreis mit so viel Engagement und Hingabe unsere Arbeit begleitet.“

Auf die Frage, was ihr wichtig ist zu vermitteln in der heutigen Zeit in Konkurrenz zum Internet und Computerspiele und Co, antwortet Daniela Barbu: „Die Bibliotheken lösen sich immer mehr von einem Ort, an dem nur Medien aufbewahrt, präsentiert und ausgeliehen werden. Stattdessen fungieren sie neben dem Zuhause und dem Arbeitsplatz als wichtiger ‚dritter Ort‘. Sie sind zu einem kulturellen, konsumfreien, generationsübergreifenden Ort der Begegnung und Kommunikation geworden.“

Dies vor Augen sollen die Nutzerinnen und Nutzer der Stadtbücherei nach ihren Vorstellungen einen Ort vorfinden, an dem sie sich wohlfühlen. Barbu weiter: „Durch die Vielfalt der analog- und digitalen Medien und durch die professionelle Unterstützung der Büchereimitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden Fragen individuell beantwortet, Bedürfnisse und Wünsche erfüllt. Wir sind Ansprechpartner und Berater für unsere Leser und können Hilfe bei der Orientierung durch die Medienflut leisten. Außerdem bietet die Bücherei viele attraktive Rückzugsmöglichkeiten, sei es zum Lernen, Freunde treffen oder Stöbern nach dem neuesten spannenden Buch.“

Begleitung auf Lesereise

Aufgrund der Vielfältigkeit der Aufgaben betrachtet Daniela Barbu den Beruf der Bibliothekarin als sehr abwechslungsreich. Durch die Leseförderung kommt sie in Kontakt mit anderen Bildungseinrichtungen. „Ich erlebe die Kinder und Jugendlichen während der Klassenführungen, an der Information oder an der Ausleihe. Es macht Spaß, sie auf ihrer Lesereise über Jahre hinweg zu begleiten. Zugleich bekomme ich mit, wie schnell sie groß werden und wie sich ihr Leseinteresse Jahr für Jahr verändert und entwickelt. Bei der täglichen Arbeit empfinde ich den direkten Austausch mit unseren Nutzerinnen und Nutzern als große Bereicherung. Es ergibt sich immer ein nettes und interessantes Gespräch, von dem wir beide, Leser und Bibliothekarin, profitieren können.“ Und welche Rolle spielen dabei die digitalen Medien? „Die digitale Medienwelt liegt mir besonders am Herzen. Dieser Bereich wird kontinuierlich ausgebaut. Zukünftig werden wir die digitalen Medien bei den Klassenführungen (in unserer Bibliotheksarbeit) auch verstärkt nutzen. Die Vermittlung von Medienkompetenz hilft den Kindern und Jugendlichen, einen bewussten Umgang mit den neuen Medien zu entwickeln. Das klassische Buch – in Papierform – wird den Stellenwert dabei nicht verlieren“, ist die Stadtbücherei-Leiterin überzeugt.



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