Städtische Ehrenplakette für den „Vater der Märkte“

Horst Neugebauer (rechts) ist gerührt. Erst wurde ihm von Bürgermeister Klaus Temmen (Mitte) und Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche (links) die städtische Ehrenplakette verliehen, gleich danach ernannte ihn die Guldentaler Bürgermeisterin Elke Demele noch zum Ehrenbürger von Guldental. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Bei seinem 80-jährigen Geburtstag im April hatte Horst Neugebauer sehr bedauert, nicht mit seiner Familie in großem Kreise feiern zu können – Corona hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Umso glücklicher dürfte es ihn gestimmt haben, dass es nun einen weiteren Anlass zu feiern gab und die gelockerten Corona-Regelungen dafür sogar den passenden Rahmen freigaben: Der Ältestenrat und der Magistrat der Stadt Kronberg hatten beschlossen, Horst Neugebauer, dem „Vater der Kronberger Märkte“, die Ehrenplakette der Stadt Kronberg zu verleihen. Vergangenen Samstag war es so weit: Genau 59 Menschen durften sich zu diesem feierlichen Anlass in der Stadthalle versammeln. Wie Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche in seiner Begrüßungsrede verriet, wird diese Plakette an Personen verliehen, die sich auf kommunalpolitischem, wirtschaftlichem, kulturellem und sozialem Gebiet um die Stadt in hervorragendem Maße verdient gemacht haben. „Lieber Horst, das hast Du über viele Jahrzehnte und in eindrucksvoller Weise getan“, bestätigte Knoche in seiner sehr persönlichen Ansprache an Horst Neugebauer. „Und es freut uns sehr, dass Du immer noch mit großer Begeisterung und voller Leidenschaft in mannigfaltiger Art und Weise in unserer Stadt aktiv bist.“ Knoche sagte seinem „Lieblingsstadtführer“ herzlichen Glückwunsch für diese „besondere Auszeichnung“, bevor er das Wort für die Laudatio an Bürgermeister Klaus Temmen weitergab. Dass seine Rede lang werden sollte („Ich hoffe, Sie haben viel Zeit mitgebracht...“) und der Urkundentext für die städtische Ehrenplakette, der bei der anschließenden Verleihung verlesen wurde, ebenfalls, wunderte die geladenen Gäste – unter ihnen die Guldentaler Ortsbürgermeisterin Elke Demele – allerdings nicht. Denn die meisten unter ihnen wussten, in welcher Weise sich Horst Neugebauer, ein ausgesprochener Menschenfreund, um das Gemeinwohl der Stadt Kronberg seit 1971 verdient gemacht hat.

Bürgernähe

Temmen erinnerte zunächst an die Anfänge Neugebauers, der 1974 die Leitung des damaligen städtischen Verkehrs- und Kulturamtes übernahm. Mit dem Amt habe er ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft und Flexibilität übernommen sowie den Willen, sich außerhalb der regulären Dienstzeiten zu engagieren. Neugebauer habe sich über die Jahrzehnte mit herausragendem Engagement, Kreativität und Leidenschaft, insbesondere in den Bereichen Kultur, Tourismus, Marktwesen und Vereinsleben, für Kronberg verdient gemacht. „Der Begriff Bürgernähe personifizierte sich bei Horst Neugebauer im wahrsten Sinne des Wortes“, stellte Temmen fest. von 1974 bis 2000 war Neugebauer zudem Geschäftsführer des Verkehrsvereins Kronberg und bis 1991 Geschäftsführer des Kronberger Kulturkreises und damit für die Organisation der Weihnachtsausstellung der Kronberger Künstler zuständig.

Initiator und neu: Ehrenbürger

Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehörte auch die Zusammenarbeit mit den Partnerschaftsvereinen. „Seit jeher lag und liegt Dir die Freundschaft zu den Menschen in unseren Partnerstädten am Herzen“, befand Temmen und erinnerte daran, dass Neugebauer zu den Initiatoren der Freundschaft Kronbergs mit der Weinbaugemeinde Guldental gehört, die seit 1973 besteht. „Du bist immer noch das Gesicht Kronbergs in Guldental!“, sagte er. Das konnte die Ortsbürgermeisterin Guldentals, Elke Demele, nur bestätigen, der es gelang, den ohnehin schon gerührten Horst Neugebauer dann doch noch aus der Fassung zu bringen, als sie verkündete, dass die Guldentaler sich entschieden haben, den „guten Freund des Weindorfes“ zum Ehrenbürger zu ernennen. So ging es nach der feierlichen Verleihung der städtische Ehrenplakette sogleich mit der Ernennung zum Ehrenbürger von Guldental – Guldentaler Wein durfte dabei als Geschenk nicht fehlen – weiter. Doch zunächst ließ Bürgermeister Klaus Temmen Revue passieren, wodurch sich Horst Neugebauer noch bleibende Verdienste erworben hat:

Seele der Kronberger Märkte

Er erinnerte an den ersten Kronberger Flohmarkt und den Kunst- und Weinmarkt, den Neugebauer ins Leben rief und der unter der Beteiligung der Guldentaler Winzer bis heute einer der kulturellen und kulinarischen Höhepunkte der Stadt sei. „Du bist nicht nur Hauptinitiator der beliebten Märkte, sondern auch die Seele“, sagte er zu ihm gewandt, der noch heute als Marktmeister für den Kronberger und Schönberger Wochenmarkt tätig ist, bekannt als zuverlässiger und immer erreichbarer Ansprechpartner.

Neugebauer, von 1980 bis 2003 Vorstandsmitglied im Fremdenverkehrsverband Taunus-Touristik, von 1991 bis 2000 Vorsitzender des Kronberger Vereinsrings, dessen Mitbegründer er auch war, war lange Zeit für die Betreuung der Kunstschule in der Receptur zuständig, schuf gemeinsam mit der Carnevalsgesellschaft 1886 Kronberg den Country Tag auf dem Berliner Platz, hat viele Jahre die Seniorennachmittage auf der Thäler Kerb moderiert, den Faschingsumzug in Oberhöchstadt (von 1974 bis 2003!) sowie Seniorenfahrten und Freiluftkonzerte organisiert.

Wer kennt sie nicht, Neugebauers wortreiche und stimmungsvolle Vorträge, bis heute „ist er bekannt als gefragter, eloquenter und sachkundiger Stadtführer“, freute sich Temmen und erinnerte daran, dass Neugebauer bereits 2008 die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen worden ist.

Ungebremste Erzählfreude

Der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Kronberg-Le Lavandou, Alfred Helm, der stellvertretend für die vier Partnerschaftsvereine ein Grußwort sprach, schilderte zur Freude aller Gäste eine Begebenheit in Le Lavandou mit „dem Geburtshelfer aller vier Partnerschaften“, die Neugebauers ungebremste Erzählfreude dokumentierte. Damals stand dieser dem ersten Vorsitzenden spontan zur Seite. „In rudimentärem Französisch hat Horst beim Kronberger Abend die französischen Gäste, redegewandt wie er ist, eine halbe Stunde lang so gut unterhalten, dass alle dachten, das gehört mit zum Programm“, erzählte er lachend und bedankte sich rückblickend bei ihm dafür. In Wirklichkeit hatte man in der Küche, abgelenkt von dem einen oder anderen Aperitif unter Freunden, vergessen, die Kartoffeln für die Grüne Soße rechtzeitig aufzustellen. Während Neugebauer redete, wurde das nachgeholt.

Die erste Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Kronberg-Ballenstadt, Dr. Ursula Philippi, würdigte Neugebauer mit den Worten: „Ich kenne kaum einen Menschen, bei dem der Beruf zur Berufung geworden ist“ und wünschte ihm, „noch viele Jahre auf der Kronberger Bühne aktiv zu sein!“ Vereinsringsvorsitzender Hans-Willi Schmidt griff Horst Neugebauers Lieblingssatz auf: „Ich brauche die Menschen...“ und ergänzte ihn zum Dank für dessen Engagement um den Satz: „...und wir brauchen Dich!“

Gerührt angesichts der vielen Worte und der Musik, die die Pianistin Malin Goslar für die Ehrenperson ausgewählt hatte und beeindruckend souverän und gefühlvoll darbot, sollte Horst Neugebauers Dankesrede fast ein bisschen kurz ausfallen. Jedenfalls erinnerte ihn seine Ehefrau, sein „geliebtes Klärchen“, in der ersten Reihe nicht, wie schon häufiger geschehen, daran, doch zum Ende seiner Rede zu kommen, sondern daran, dass er noch etwas vergessen hätte, nämlich ein Gedicht, das von seiner „Allzeit-Erreichbarkeit“ als „Ansprechpartner für alle Fälle“ in seiner Zeit als Verkehrsamtsleiter erzählte.

Aus Liebe zur Stadt

„Die vielen lieben Worte aller und die Musik haben mir sehr ins Herz gegriffen“, sagte er. „Ja, mir war die Bürgernähe immer wichtig und was ich gemacht habe und mache, das habe ich mit großer Freude und voll und ganz für meine Stadt gemacht.“ So sei es doch zu schade, dass heute zu der Feierstunde nicht noch viel mehr Menschen hätten kommen dürfen, befand er. Umso mehr freute er sich über die Delegation aus Guldental mit „Elke, meinem Goldschatz“ an der Spitze und verkündete vor Marlin Goslars musikalischem Abschluss am Klavier mit einer Romanze von Clara Schuhmann: „Der Horst ist sehr gerührt!“

Zum Sekt aus den Partnerstädten an Stehtischen konnten anschließend, mit gebührendem Abstand, die vielen schönen Erinnerungen vertieft werden.



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