Kronberg (hmz) – Es wird nicht wenige geben, die mit Carl und Erika Neubronner sehr persönliche Erinnerungen verbinden. Sie waren zwei Persönlichkeiten, die jede auf ihre Art in und für Kronberg gewirkt haben und ihr bedeutsames Engagement mit ihrer gleichnamigen Stiftung posthum immer noch erfüllen.
Diese feiert ihr 25-jähriges Bestehen, und dieser Anlass ist für den Stiftungsvorsitzenden Horst Eckstein und die Kuratoriumsmitglieder Ulrich Fehring, Peter Neubronner, Bürgermeister Christoph König sowie der Schriftführerin Angelika Hartmann der Grund, ein überaus positives Resümee zu ziehen. Stiftungsvorsitzender Horst Eckstein, ein sehr enger Freund und Vertrauter der Familie, der zum Vorstand auf Lebenszeit berufen wurde und das Ehepaar Neubronner seit dem Jahr 1968 in allen Finanzfragen beraten hat, verwaltet das Stiftungsvermögen sorgsam. Dies vor dem Hintergrund der Finanzkrise im Jahr 2008, der Corona-Pandemie und der Negativzinsphase. „In der Zeit von 2005 bis heute haben wir rund 30 Institutionen und Einzelpersonen mit einer Gesamtausschüttung von rund 410.000 Euro erfreuen können.“ Darunter unter anderem das Kaiserin-Friedrich-Haus, die Ökumenische Diakoniestation sowie Förderprogramme in verschiedenen Schulen, das DRK Kronberg, der Burgverein, die Alzheimer-Stiftung, der Reitclub, die Kronberg Academy einschließlich des Emanuel-Feuermann-Konservatoriums, der Kronberger Kulturkreis, die Museumsgesellschaft und die Kunstschule. Der Stiftung obliegt auch die Pflege der Grabstätte des Ehepaars Neubronner auf dem Friedhof Frankfurter Straße.
Der Stiftung wurde im Jahr 2021 für das Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie der Bürgerpreis der Stadt Kronberg verliehen. Es war das Jahr der 125. Wiederkehr des Geburtstages von Ehrenbürger Carl Neubronner (1896 bis 1997). Als Sohn des Apothekers Dr. Julius Neubronner und dessen Frau Charlotte, geb. Stiebel, einer Enkelin von Jacques Reiß, wuchs er in Kronberg auf. Nach seiner Ausbildung zum Ingenieur trat er in die von seinem Vater in Kronberg gegründete „Fabrik feucht- und trockenklebender Papiere Dr. J. Neubronner“ ein, die im Jahr 1934 nach Oberursel verlegt wurde.
Soziale Projekte gefördert
In seiner Heimatstadt Kronberg unterstützte Carl Neubronner bereits zu seinen Lebzeiten zahlreiche soziale und kulturelle Zwecke. Anlässlich seines 90. Geburtstags gründete er die Carl-Neubronner-Sport-Stiftung, aus der besondere Leistungen im sportlichen Bereich finanziell anerkannt oder Investitionen gefördert werden können. Im Jahr 1997 gründete er mit seiner zweiten Frau Erika (1923 bis 2005) die Carl-und-Erika-Neubronner-Stiftung, die gemeinnützigen Zwecken gewidmet war und aus der noch heute kulturelle und soziale Projekte gefördert werden.
„Im Jahr 1995 wurde ein Stiftungskonto eingerichtet und zunächst jeweils ein bescheidener Betrag eingezahlt. Erst am 12. Mai 1998 erhielten wir die Stiftungsurkunde des Regierungspräsidiums Darmstadt. Zu einer Stiftung in der heutigen Größenordnung wurden wir erst ab dem Jahr 2005 nach dem Ableben von Erika Neubronner, die eine testamentarische Verfügung, die den Willen von Carl Neubronner einschloss, hinterließ“, erinnert sich Horst Eckstein. Carl Neubronner, der in der NS-Zeit wegen seiner Abstammung unter Zwangsmaßnahmen zu leiden hatte, regte die Errichtung eines Mahnmals für die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgungen an, das im Jahr 1983 unterhalb des Kronberger Rathauses verwirklicht wurde. Zu seinen Verdiensten zählen auch Erhalt und Publikation der von seinem Vater Julius um die vorvorige Jahrhundertwende in Kronberg gedrehten Filme, die er dem Deutschen Filmmuseum Frankfurt übergab.
Als Grundstock für ein künftiges Stadtmuseum stiftete er eine Vitrine mit Exponaten zur Geschichte seiner Familien. Am 11. Oktober 1984 beschloss die Stadtverordnetenversammlung, Carl Neubronner in Würdigung seiner Verdienste um Kronberg die Ehrenbürgerwürde der Stadt Kronberg im Taunus zu verleihen. Carl Neubronner starb am 19. November 1997 im Alter von 101 Jahren.
Stiftungen haben eine lange Tradition und sind seit Jahrhunderten Ausdruck bürgerschaftlichen Engagements. Der Wille des Stifters oder der Stiftergemeinschaft ist dabei die oberste Richtschnur. Für das Grundstockvermögen gilt der Grundsatz der Werterhaltung, denn nur so kann eine wie auch immer geartete Unterstützung dauerhaft finanziert werden. Das setzt eine sehr gewissenhafte Geschäftsführung voraus, und als profilierter Finanzfachmann hat Horst Eckstein auf eine „sehr ruhige Hand“ geachtet. Aber auch diese Stiftung wird auf künftige negative Entwicklungen wie die hohe Staatsverschuldung, die Inflation, die Einflüsse auf das Wirtschaftswachstum und die Krisen weltweit reagieren müssen. Horst Eckstein, der auf eine lange Bankkarriere zurückblickt und Filialleiter der Effektenbank Warburg in Kronberg war meint: „Die Hoffnung auf die Fähigkeit des Menschen, auf alle Herausforderungen der Zukunft eine Antwort zu haben, stirbt zuletzt. Auch unsere Stiftung wird auf alles immer wieder eine passende Antwort finden müssen.“
Carl Neubronner im Alter von 99 Jahren
Carl und Erika Neubronner Fotos: privat