Trauer um Gertraude Hülsmann – kfd-Frauen erinnern sich

Getraude Hülsmann hinterlässt eine große Lücke in der kfd Foto: privat

Kronberg. – Ein selbstbestimmtes, aktives, reiches Frauenleben mit unterschiedlichen Lebensabschnitten an wechselnden Orten, begonnen und abgeschlossen in Kronberg, ist zu Ende gegangen. Die katholische Frauengemeinschaft Kronberg und Schönberg trauert um ihre Mitstreiterin Gertraude Hülsmann (geb. Gutjahr), deren Lebensweg sich durch innere und äußere Bewegung, Anpassungsfähigkeit und Entwicklung in der Kontinuität ihres katholischen Glaubens auszeichnete. Zu allen Zeiten erkannte sie Aufgaben, nahm sie an und erfüllte sie mit der ihr eigenen Überzeugung, Konsequenz und Energie. „Ihre Ausbildungs- und Lebensstationen lassen diesen Weg erkennen“, so schreiben die katholischen Frauen über sie. 1971 bis 1980 machte sie eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau, angestellt im elterlichen Betrieb in Kronberg, parallel dazu nahm sie an einem Grund- und Aufbaukurs Theologie im Fernkurs der Domschule Würzburg teil.

1988 bis 1992 war sie Abgeordnete im Bund Deutscher katholischer Jugend (BDKJ). Eine Freundin erinnert sich an folgende Begebenheit, die Gertraudes Lebensfreude und -kraft charakterisieren: „In einer der Sitzungen des BDKJ hatte Gertraude ihr Baby dabei und stillte es während der Sitzung vor den Augen des Bischofs, ohne eine Entrüstung auszulösen.“ (G.M, 78 Jahre) Parallel zu Ausbildungen und dem Engagement in der Kirche fiel die Familiengründung: „Zwei Lebensstränge, die jeder für sich den ganzen Menschen beanspruchen. Für Gertraude Berufung, das eine wie das andere, Familie und Arbeit“, erinnern sich die katholischen Frauen zurück.

1991 bis 1996 musste sie als alleinerziehende, katholische Mutter in der Kirche ihren Weg finden. Sie absolvierte von 1994 bis 1996 einen weiteren Fernkurs, wieder zusätzlich zu Familie und Arbeit für die Kirchengemeinde. „Eine Aufgabe, die sie gelöst und bewältigt hat, und die sie zu einer bemerkenswerten Frau macht“, so die katholischen Frauen.

„Ich erinnere mich auch gerne an unsere erste Begegnung mit unseren kleinen Kindern, das ist auch schon über 30 Jahre her“, erzählt eine andere Freundin aus dieser Zeit. „An Taunuswanderungen im Winter, mit anderen Familien, von Seelenberg zum Treisberg und zurück. An Bastelnachmittage und Eierfärbeaktionen bei uns zu Hause. Weiter an gemeinsame Familien-Bibelwerkwochen in Nothgottes/Rheingau. Ihr Sohn und unsere Tochter gingen 1992 gemeinsam zur Erstkommunion, die Vorbereitungsnachmittage erfolgten bei uns.“ (A., 70 Jahre)

Erinnerungen aus der kfd

„Wenn es jemanden gibt, der für mich das ,Ja, hier bin ich‘ der biblischen Texte gelebt hat, dann war es Gertraude. Ich kannte Gertraude als Kollegin, als Küsterin und Hausmeisterin während meiner Kinderphase hier, also schon lange. Sie war Mitbegründerin der Gruppierung ,Zwei Stunden Zeit für mich‘ in den 90er-Jahren im Rahmen der kfd. Dann haben wir alle wieder angefangen zu arbeiten oder mehr zu arbeiten. Gertraude war stets kreativ, voller Ideen und überaus hilfsbereit“, erinnerte sich die 62-Jährige G.

1996 bis 2011 lebte Hülsmann mit all ihrer Kraft für ihre Aufgaben und Ziele. „Eine Frau, die ihrer Berufung gefolgt ist, die alle Hürden, die ihr die Organisation Kirche in unserer Zeit aufgestellt hat, angenommen und die Kirche zu ihrer Kirche gemacht hat“, erklären die kathlolischen Frauen. Damals war sie zunächst in den Gemeinden Ellar und Griesheim tätig. Ab 2009 lebte sie aus gesundheitlichen Gründen bei ihrer Familie in Kronberg. „Von diesem Moment an war Gertraude in der kfd Kronberg und Schönberg präsent, lagen ihr die Gemeinde und die Frauen in der kfd am Herzen. Trotz Krankheit und langer Behandlungszeiten gelang es ihr, ihren Platz im Team einzunehmen, Verantwortung zu übernehmen und unauffällig für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen“, erzählt Monika Kahl. Die jährliche Vorbereitung und Durchführung des Weltgebetstages der Frauen habe ihr besonders am Herzen gelegen, Solidarität mit Frauen anderer Kulturen und der Austausch über deren Lebensbedingungen waren für sie ein wesentlicher Bestandteil ihrer Überzeugung.

Erinnerungen aus dem Treffpunkt

„Gertraude hinterlässt eine große Lücke, zuallererst bei ihren Kindern und in ihrer Familie, aber auch bei uns im Treffpunkt und in der Gemeinde. Sie hat immer die positiven Seiten gesehen, sich nie von ihrer Krankheit bestimmen lassen und sich mit all ihrer Kraft überall dort eingebracht, wo sie gebraucht wurde.“ (R., 70 J.) Gertraude steht für den Teil der Kirche, der in der Gegenwart lebt und in die Zukunft führt.

„Die Teilung von Macht und das Aufbrechen männlicher Hierarchien bleiben für uns zentrale Fragen. Es reicht nicht mehr, sich zu treffen und nur zu reden. Es muss sich wirklich etwas verändern! „Und selbstverständlich müssen endlich die katholischen Frauen mit ihren vielfältigen Lebens- und Glaubenserfahrungen gehört werden“, so die Überzeugung der stellvertretenden kfd-Bundesvorsitzenden Prof. Agnes Wuckelt. Größe und Macht sind nicht notwendigerweise miteinander verbunden: „Das zeigen uns Christinnen wie Gertraude Hülsmann“, so die Kfd-Frauen. Die Veranstaltungen zum Synodalen Weg, zu Maria 2.0, zum Frauenforum in Limburg hat sie mit Aufmerksamkeit verfolgt und besucht. So hatte sie vor, mit zwei jüngeren Frauen aus dem Vorstand der kfd Kronberg und Schönberg aktiv an einer Veranstaltung der kfd in Limburg teilzunehmen. Mit ihnen hat sich Gertraude sofort zusammengeschlossen und so folgende letzte Erinnerungen hinterlassen: „Zum Frauenforum in Limburg wollten wir zusammen fahren: Sie hatte sich riesig auf dieses Forum gefreut. Leider wurde wegen der Corona-Pandemie in der Woche vor dem Forum alles abgesagt und wir haben uns seither nicht mehr gesehen. Ich bin sehr erschüttert über ihr plötzliches Ableben; auch wenn sie mit ihrer Gesundheit zu kämpfen hatte, kam diese Nachricht doch völlig unverhofft und stimmt mich sehr traurig. Die Gemeinde und die kfd verlieren ein sehr wertvolles Mitglied und wir alle einen ganz lieben Mitmenschen.“ (R. 35 J.) „Ich weiß noch genau, wie wir uns beim Herbstmarkt 2018 in Kronberg kennengelernt haben. An dem Ökumenischen Kirchenstand haben wir gemeinsam einen Standdienst geführt. Zu diesem Zeitpunkt bin ich neu in Kronberg gewesen. Sie erzählte mir über Kronberg und dass sie sich in der Gemeinde aktiv engagiert. Wir kamen sofort ins Gespräch, dadurch fühlte ich mich nicht mehr so fremd in Kronberg. Sie strahlte eine positive Lebensfreude aus. Ein schöner Standdienst ging zu Ende. Zu einem überraschenden Wiedersehen kam es am 10. Februar bei der Jahreshauptversammlung der kfd Kronberg. An diesem Abend stellte ich mich als neues Mitglied vor und sie erinnerte sich an unseren gemeinsamen Standdienst. Es war schön zu sehen, dass sie sich an mich erinnern konnte. Wie das Schicksal es so wollte, wurden wir beide in den Vorstand der kfd gewählt. Gertraude hatte immer ein offenes Ohr, so dass man mit jedem Problem zu ihr kommen konnte. Sie hinterlässt eine große Lücke in der kfd. Unsere gemeinsamen Wege waren kurz, sie wird immer einen Platz in meinem Herzen haben.“ (D.35 J.)

Abschiedsworte

„Es war schön, mit ihr auf der Terrasse zu sitzen und in ihren Blumenkasten zu schauen. In der Wespenzeit musste man schon echt cool sein. Man sprach über Gott und die Welt. Sie hatte so viel Wissen über die Zusammenhänge in der Kirche, die Bibel, die Psalmen. Sie fehlt mir jetzt sehr. Ihre Seele ist bestimmt wie eine Feder davongeschwebt. Frei von allem!“ E. (72 J.)

„Ich habe an Gertraude ihre stille Kraft und Klarheit geschätzt. Sie war immer ‚da‘, ohne sich in den Mittelpunkt zu spielen. So hat sie viel bewegt und bewirkt und wurde respektiert.“ J. (75 J.)

„Wir werden sie vermissen. Der Abschied fällt uns schwer“, so die kfd-Frauen Kronberg und Schönberg. „Leider konnten wir als kfd unsere Erinnerungen und Abschiedsworte nicht im Gottesdienst oder am Grab sprechen, daher haben wir sie hier teilweise wiedergegeben und freuen uns nun, wenn Sie als Leserin oder Leser weitere Erinnerungen aus gemeinsamen Zeiten mit Gertraude an die Mailadresse kfd-kron-schoenbergatgmx.de senden. Gesammelt werden die Texte zum Gedenken, für künftige Gottesdienste und Feiern. (mw)



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