Trauer um Hermann zur Strassen

Hermann zur Strassen Foto: S. Puck

Kronberg (pu) – Die Stadt Kronberg im Taunus trauert um Hermann zur Strassen, der am 30. Mai im Alter von 91 Jahren verstorben ist.

Der am 14. November 1927 als zweites von vier Kindern in Frankfurt geborene und ab 1936 in Kronberg Aufgewachsene war ein bekannter und angesehener Bürger, der sich sowohl als Künstler einen Namen weit über die Burgstadt hinaus gemacht hat als auch als langjähriger Verwalter des 1984 eröffneten Fritz-Best-Museums in der Talstraße 41.

Im einstigen Anwesen Fritz Bests lebte er bis 2016 und kümmerte sich liebevoll um die Kunstwerke des im Jahr 1980 verstorbenen Kronberger Malers und Bildhauers. „Es war Hermann zur Strassen ein ganz persönliches Anliegen, das künstlerische Erbe von Fritz Best nicht nur zu verwahren, sondern es auch in ansprechender Form der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und es damit dauerhaft ins Bewusstsein der Kronberger Bevölkerung zu rücken“, blickt Bürgermeister Klaus Temmen zurück.

Wer sich mit der Biografie von Hermann zur Strassen befasst, spürt sofort, wie sehr ihm die Kunst am Herzen lag. Dabei wurde ihm das Bildhauerhandwerk praktisch in die Wiege gelegt, entstammt er doch einer Familie von Bildhauern und Biologen. Melchior zur Strassen, sein Großvater, war als Bildhauer noch Schüler von Christian Daniel Rauch gewesen, dem großen Bildhauer des Klassizismus. Sein Vater, der Zoologe Otto zur Strassen, hat 1909 bis 1934 als Direktor des Senckenbergmuseums dessen Entwicklung mit geprägt. Einer seiner Söhne trat in seine Fußstapfen.

Geprägt von diesen Persönlichkeiten besuchte Hermann zur Strassen die Kronthal Schule und orientierte sich zunächst in Richtung Architektur, bis er im Zweiten Weltkrieg als Soldat in die Pflicht genommen wurde und 1943 bis 1945 in Gefangenschaft geriet. Zurückgekehrt setzte Hermann zur Strassen die Familientradition fort, erhielt seine künstlerische Ausbildung an der Städelschule in Frankfurt, der Staatlichen Hochschule in Lima/Peru und bei vielen Studienaufenthalten im In- und Ausland. Dabei sammelte er nicht nur Lebenserfahrung, sondern erweiterte insbesondere auch seinen künstlerischen Horizont, was sich in seinen Werken ausdrückt. Darüber hinaus lernte er in Peru an der dortigen Kunstakademie seine spätere Ehefrau Carmen, die Theaterwissenschaft studierte, kennen und lieben.

Als freischaffender Künstler stellte er ab 1960 den Menschen in den Mittelpunkt seiner Arbeit, wobei er nicht das exakte Abbild, sondern das Wesen und den beabsichtigten Inhalt ausdrückte.„Die Basis dazu legte eine gründliche Ausbildung und wer Hermann zur Strassen bei der Arbeit zusah und sich seine Werke betrachtet, erkennt schnell, dass er sein Handwerk bestens beherrschte“, so Bürgermeister Temmen.

An vielen Stellen in Kronberg im Taunus zeugen Arbeiten vom künstlerischen Schaffen des Verstorbenen, so zum Beispiel die Bronzetafel am Frankfurter Tor am südlichen Ende der Altstadt oder der „Zehntbringer“ auf dem Platz vor der historischen Zehntscheune. In Frankfurt am Main befinden sich die Plastiken „Jünglinge“ von Hermann zur Strassen auf dem Giebel der Alten Oper und an der Helene-Lange-Schule in Höchst.

Im November 2012 erhielt er anlässlich seines 85. Geburtstages die Ehrenurkunde der Stadt Kronberg im Taunus als Zeichen des Dankes für sein herausragendes ehrenamtliches Engagement.

Temmen: „Hermann zur Strassen hat sich nicht nur als Künstlerpersönlichkeit in Kronberg im Taunus, sondern auch als jahrzehntelanger Verwalter der Fritz-Best-Museums große Verdienste erworben. Die Stadt Kronberg im Taunus ist Hermann zur Strassen für sein langjähriges kulturelles Engagement zu großem Dank verpflichtet. Unsere Gedanken sind in diesen Tagen und Stunden bei den Angehörigen, denen unser tiefes Mitgefühl gilt. Wir werden Hermann zur Strassen ein ehrendes Andenken bewahren!“

Für die Familie zeichnet Tochter Carina, auch im Namen ihres Bruder Demian, ein liebevolles Bild des verstorbenen Vaters: „Die künstlerische Leidenschaft zog sich durch sein ganzes Leben, er war sehr humorvoll, jedoch zweifelsohne auch ein kritischer Zeitgeist und, was viele nicht wissen, sportlich. Er ist noch mit 85 Ski gefahren.“ Seinen Lebensabend im Ernst-Winterberg-Haus und zuletzt im DRK-Alten- und Pflegeheim Kaiserin-Friedrich-Haus habe er mit Humor verbracht. „Ich habe ihn nie stagnierend oder gelangweilt gesehen, er ist noch einen Tag vor seinem Tod nach Frankfurt gefahren.“

Alle, die Hermann zur Strassen auf seinem letzten Weg begleiten wollen: Die Trauerfeier findet am Freitag, 7. Juni um 10 Uhr auf dem Friedhof Frankfurter Straße statt.



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