Im Gespräch: Klara Flohr, Schülerin der Altkönigschule und Cello-Studierende, und Hayoung Choi, Cellistin aus Südkorea, die vor Kurzem bei der Kronberg Academy ihren Masterabschluss absolvierte, unterhalten sich über Lieblingskomponisten und Freizeitaktivitäten – die Musikschüler der Oberstufe hören aufmerksam zu.
Foto: Wittkopf
Kronberg (aks) – Auch ohne Schilder findet der Besucher am Dienstagnachmittag zum Raum 148 der Altkönigschule, dank sehr aufmerksamer Schüler, die hilfsbereit die Tür aufhalten und gerne den Weg weisen. So viel gutes Benehmen macht gute Laune! In dem Klassenraum mit den vielen Stühlen macht sich Lampenfieber breit: Hayoung Choi, Master-Absolventin der Kronberg Academy, konzentriert sich auf ein besonderes Vorspiel hier in der Altkönigschule, wo Raimund Trenkler, Gründer und Vorsitzender des Vorstands der Kronberg Academy, selbst vor 30 Jahren – pardon, er korrigiert sich selbst („ich war noch nie gut in Rechnen“), vor 35 Jahren, „gute und schlechte Zeiten“ erlebt habe. Zu den guten Stunden gehörte der Musikunterricht, in dem er seine Liebe fürs Cello entdeckte.
Viele Musikschüler der Oberstufe strömen in den Raum, kaum vorstellbar, dass hier gleich Ruhe einkehren wird. Die 20-jährige Cellistin mit südkoreanischen Wurzeln, die seit vier Jahren in Kronberg lebt und die bei Frans Helmerson und seit 2017 bei Wolfgang Emanuel Schmidt studiert, legt sofort los mit einer Cello-Suite von Cassado. Souverän und temperamentvoll beherrscht sie ihr Instrument – und es ist auf einmal mucksmäuschenstill. Sogar Schulleiter Martin Peppler und Carsten Giegler, der die Musikfachschaft leitet, sind beeindruckt. Sie freuen sich sichtlich über das Projekt mit der Kronberg Academy, mit dem die Begeisterung für klassische Musik bei den Jugendlichen geweckt werden soll. Trenkler betont in seiner lockeren Ansprache an die Schüler, dass die jungen Absolventen gerne „ein bisschen was zeigen“ möchten. Am 25. Januar finden zwei große Konzerte der Kronberg Academy mit Gidon Kremer, der Kremerata Baltica und jungen Solisten in der Altkönigschule statt – sogar ein Clown ist dabei. Trenkler lädt die Schüler besonders herzlich zur Generalprobe um 10.30 Uhr ein, damit die Künstler nicht vor leeren „Rängen“ spielen müssten: Eine leidenschaftliche Aufforderung, mal neugierig zu sein und „diese Welt mal kennenzulernen“.
Mit einer Ligeti Sonate, die sie nicht von Noten auf Papier, sondern von ihrem iPad abliest, fasziniert die junge Cellistin mit ihrem furiosen Spiel alle im Raum. Der Funke springt über, der Applaus ist spontan und begeistert.
Klara Flohr, die selbst Schülerin der AKS ist und hoch talentiert Cello spielt (an den Wochenenden wird sie in Köln unterrichtet) hat sich viele Fragen aufgeschrieben, die sie der eher schüchternen Hayoung Choi stellt. Der Dialog in bestem Englisch zeichnet ein lebendiges Bild von einem jungen Künstlerleben. Die „competition“ sei Choi ganz wichtig, vor Konzerten viel üben sei klar (bis zu sechs Stunden täglich!), aber es darf auch mal lockerer zugehen und dann sei auch ein Rockkonzert inspirierend, ach ja - und Horrorfilme. Choi liebe es mit anderen zu kochen und Jam Sessions unter Künstlern in freier Improvisation zu gestalten. Sie spielt Cello seitdem sie sechs Jahre alt ist, außerdem Piano, Gitarre, Pauke und Harfe – sie lacht als sie das alles aufzählt. Schwer war es für sie, mit 16 Jahren ihre Familie und ihre Heimat zu verlassen. Zwei Schwestern leben inzwischen als Geigerinnen in London, gelegentlich spielen sie auch gemeinsam. „Why Kronberg?“ Hayoung Chois Antwort ist deutlich: „It is a hotspot in the world!“. Oder wie Trenkler es nennt: „Ein Sehnsuchtsort“ - eine Heimat für herausragende Talente, wo es nur um Musik gehe, nicht um den Musikmarkt: „As a family there is a deep understanding.“ Ein wenig spürt man die Verbundenheit der jungen Cellistin mit Mareile Zürcher von der Kronberg Academy, die ihr Sicherheit gibt, während die vielen Fragen der Schüler auf sie einprasseln, übrigens in fehlerfreiem und sogar akzentfreiem Englisch. Die Direktorin für Veranstaltungen der Kronberg Academy lädt alle Schüler herzlich ein, doch einfach mal in der Freizeit vorbeizukommen, die Türen seien immer offen für sie. An ihrer Seite Leoni Leitz, ehemalige AKS-Schülerin, die ein Freiwilliges Soziales Jahr im Bereich Kultur macht, und die frei von der Leber weg und sehr gut verständlich, die Komponisten Ligeti und Cassado kurz erklärt, beide Komponisten des 20. Jahrhunderts. Auf inständiges Bitten gibt Hayoung Choi noch eine Zugabe, eine Bach Suite, die sie auswendig kann und entlässt damit ihr junges Publikum mit dem besonderen Zauber der Klassik in ihren Schulalltag.
Das Konzert in der Altkönigschule findet, Freitag, 25. Januar um 19 Uhr und 21 Uhr statt. Mit dabei: Gidon Kremer und junge Solisten mit der Kremerata Baltica.
Generalprobe um 10.30 Uhr.
19 Uhr: Gidon Kremer und junge Solisten mit der Kremerata Baltica (K1), Mairéad Hickey, Violine, Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847): Violinkonzert d-Moll, Hayoung Choi, Violoncello, Joseph Haydn (1732-1809): Cellokonzert C-Dur, Gidon Kremer, Violine,
Ivan Karizna, Violoncello, Andrei Pushkarev, Vibraphon, Arturs Maskats (*1957): „Midnight in Riga“, 20.15 Uhr: Empfang der Freunde und Förderer der Kronberg Academy
21 Uhr: „Am Anfang war das Geräusch!” (K2) oder „Was Sie schon immer über Musik wissen wollten, sich aber nicht zu fragen trauten“: Eine Konzert-Show für Menschen von 7 bis 97. Der große Zirkusfan Gidon Kremer hatte die Idee, eine Art kammermusikalische Version des Zirkus zu schaffen: In der Manege agieren ein Kammerorchester, ein Clown – und er selbst. Gemeinsam schicken sie das Publikum auf eine ausgeklügelte Reise zwischen Sketchen und Musik, die uns zeigt, wie viel Musik und Humor seit jeher gemeinsam haben. Gidon Kremer, Violine, Robert Wicke (Circus Roncalli), Kremerata Baltica, Musik von Mieczysław Weinberg (1919-1996)