Kronberg (hmz) – Jahrzehnte lang war Horst Neugebauer das „Gesicht der Stadt“ und für viele ist er das immer noch. Seine Präsenz in der Öffentlichkeit hat er zwar reduziert, aber sie ist immer noch willkommen: auf den Märkten, bei den Vereinen und bei seinen „Guldis“. Mit den Menschen in der Weinbaugemeinde Guldental verbindet ihn nach wie vor eine herzliche Freundschaft und sie machten ihn zum Ehrenbürger ihrer Stadt. Jetzt feiert der „Vater der Märkte“ seinen 85. Geburtstag. Und wenn der Mann der vielen Worte auch etwas leiser geworden ist, so hat sein Wort doch immer noch Gewicht und es gibt weiterhin viel zu sagen. Zum Beispiel zu seiner Dankbarkeit darüber, „auch weiterhin so fit und geistig aktiv sein zu können und dafür, ein so schönes, spannendes und glückliches Leben führen zu dürfen“, wie er sagt. Das mit Blick auf seine Familie, die ihn immer unterstützt und die Leidenschaft für „seine“ Stadt“ nicht gebremst hat. Wenn die Zukunft langsam schwindet, wird die Beschäftigung mit der Vergangenheit umso lohnenswerter und meistens beginnt an dieser Stelle eine intensive Lebensrückschau. Bei Horst Neugebauer ist sie humorvoll, witzig, unterhaltsam und liebenswert. Er, der Menschenfreund, teilt nicht nur seine Erinnerungen, Anekdoten und Geschichten mit – er drückt mit ihnen und durch sie seine Lebensfreude aus. Das Alter nimmt er an als das, was es ist. Entscheidend ist seine Einstellung dazu. Er hat die große Gabe, „Glück“ als solches auch so zu empfinden.
Stets ein kleines Schwätzchen
Horst Neugebauer hat sich seine Aufgeschlossenheit gegenüber allem Neuen bewahrt und nimmt aktiv am Geschehen um sich herum teil. So verwundert es nicht, dass er es, wenn er unterwegs ist, ohne ein Schwätzchen zwischendurch nicht nach Hause schafft. Wo beginnen, wenn es um die Liste seines facettenreichen Wirkens in der Burgstadt geht, die ihn mit offenen Armen empfangen hat? Am 12. April 1940 in Hattersheim geboren, begann seine berufliche Karriere zunächst unter ganz anderen Vorzeichen. Er wurde im Jahr 1960 in Kronberg als Fahrer für Philipp Landgraf von Hessen eingestellt, den er auf vielen Reisen begleitete. Dann lernte er sein „Klärchen“ kennte, heiratete sie und mit den Kindern Petra und Andrea war die Familie komplett. Im Jahr 1973 schließlich bewarb er sich als Sachbearbeiter für Fremdenverkehrs- und Kulturfragen bei der Stadt Kronberg, war zuvor aber schon zwei Jahre lang Geschäftsführer des Verkehrsvereins Kronberg (später TiK, der inzwischen aufgelöst wurde.)
Dann der erste Kronberger Flohmarkt – die „Geburtsstunde“ als „Vater der Märkte“. Danach die Begründung des Bilder-, Kunst- und Weinmarkts, heute Kunst- und Weinmarkt, mit Beteiligung von Winzern aus der befreundeten Weinbaugemeinde Guldental. Es folgten die Weihnachts- und Wochenmärkte in Kronberg und Schönberg, und bis heute steht er dafür als „Marktmeister“. Ideen und Konzepte von Horst Neugebauer sind längst von den Nachbargemeinden kopiert worden, Erfolgsgeschichten sprechen sich eben sehr schnell herum. „Unsere Märkte sind als Stätten der Begegnung und Kommunikation von Bedeutung. Und hier im Besonderen in unserem schönen Kronberg mit seiner malerischen und anheimelnden Altstadt. Durch die Märkte werden Städte und Plätze erst lebendig, ja liebenswert.“
Thäler Bürgermeister
Er war auch der Organisator der Kerb auf dem Berliner Platz mit abschließendem Höhenfeuerwerk. Von 1974 bis 2001 war er Geschäftsführer des Verkehrsvereins Kronberg im Taunus e.V. und organisierte im Jahr 1974 die Ausstellung zum 100-jährigen Bestehen der Kronberger Eisenbahn (im Jahr 1874 als Linie Kronberg – Rödelheim in Betrieb genommen). Von 1974 bis 1991 war er Geschäftsführer des Kronberger Kulturkreises. In diese Zeit fielen die Weihnachtsausstellungen Kronberger Künstler im Rathaus und in der Stadthalle. Er war Gründer und Vorsitzender des Vereinsrings Kronberg (1991 bis 2000) und schließlich „Thäler Bürgermeister“, seine „Miss Bembel“ war Reni Temmen. Mit der Kerb fühlt er sich immer noch eng verbunden. In den Jahren von 1980 bis 2003 war er Vorstandsmitglied des Fremdenverkehrsverbandes TaunusTouristik und Vorstandsmitglied der Fremdenverkehrsrunde im Hochtaunuskreis.
Vereinen verbunden
Er war Beisitzer im Vorstand des Partnerschaftsvereins Kronberg – Le Lavandou, förderte auch die Partnerschaft mit Porto Recanati (1988 bis 2001) und war Mitorganisator der traditionellen Partnerschaftsabende am Vorabend des Kronberger Weihnachtsmarktes, den er bis ins Jahr 2013 als Weihnachtsmann eröffnete. Vielen wird Horst Neugebauer noch als Moderator der Seniorennachmittage bei der Thäler Kerb in Erinnerung sein, als Organisator zahlreicher Seniorenfahrten, unter anderem fünf Mal nach Guldental sowie nach Würzburg, Limburg und Michelstadt im Odenwald. Er initiierte Kurkonzerte, veranstaltet vom Verkehrsverein, am Kaiser-Friedrich-Denkmal im Victoriapark, im Kronthal und auf der Rathausterrasse, Freiluftkonzerte „In den Fichten“ im Stadtteil Oberhöchstadt und den Countrytag (ab 1994) auf dem Berliner Platz zusammen mit der Carnevalsgesellschaft Kronberg. Er übernahm zwischenzeitlich die Betreuung und Organisation der Kronberger Kunstschule in der Receptur, versteigerte regelmäßig Fundsachen, zuerst im Rathaus und später im Rahmen des Herbstmarktes auf dem Berliner Platz.
Als Stadtführer aktiv
Nach wie vor ist Horst Neugebauer Stadtführer und das mit Leib und Seele. Er sieht sich selbst als „Perlenverkäufer“, womit er die kunsthistorischen Perlen seiner Stadt meint. So ein Rundgang kann durchaus mehrere Stunden dauern, sein Enthusiasmus ebbt dabei nicht ab. Er trägt sein Herz auf der Zunge und eigentlich erfüllt er das Anforderungsprofil eines Marketingmenschen: Kreativität und Vorstellungskraft, Überzeugungsfähigkeit, soziale Kompetenz, Redegewandtheit und die Freude an den Menschen.
Auszeichnungen
Für seine vielen Verdienste wurde Horst Neugebauer im Jahr 2007 die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen und im Jahr 2020 die Ehrenplakette der Stadt Kronberg im Taunus. In zahlreichen Bereichen seines Lebens hat Horst Neugebauer seinen Königsweg gefunden: als ein Mann des Wortes, des Ausgleichs, als geduldiger Schlichter und als charmanter Plauderer. So soll es auch bleiben. Den vielen Gratulanten und Glückwünschen schließt sich der Kronberger Bote gerne an.