Beziehungswirrwar nimm deinen Lauf – „Die Fichtegickel“ brillieren mit spritziger Komödie

Oberhöchstadt (hmz) – Schon nach wenigen Minuten ist der Funke auf das Publikum übergesprungen. Nach dem Eingangssong „Theater, Theater“ von Katja Ebstein brillierten die „Fichtegickel“ mit einer wortwitzig-spritzigen Komödie aus den 80er Jahren, einer Zeit also, als „Parship““ und „tindern“ noch unvorstellbar waren. Mit ihrem Stück „Die Balkonszene“ von John Chapman und Anthony Marriott haben sie auf zwei bewährte Autoren gesetzt und den Inhalt auf die Spielfähigkeiten der „Fichtegickel“ zugeschnitten. Und sie haben dabei das Kunststück fertiggebracht, den mitunter bissigen englischen Humor hochleben zu lassen.

Im Mittelpunkt steht die renommierte Hochzeitvermittlungs-Agentur von Miss Constance Beecham (Birgit Kühn), die, stets um die Seriosität des Hauses bemüht, mehr und mehr um ihren guten Ruf fürchten muss und deren „britische“ Contenance arg auf die Probe gestellt wird: Es entspinnt sich mit und durch ihren langjährigen, schwierigen und versponnenen Kunden Jeremy Grover (Steffen Schmidt). Als schwer vermittelbarer Fall bringt er alles durcheinander. Er ist fest davon überzeugt, in den genormten Computerbriefen des Instituts versteckte Liebeserklärungen der Chefin entdeckt zu haben. Daraus entwickelt sich ein herrliches Beziehungswirrwarr, in dem die Missverständnisse, wenn auch absehbar, doch die eine oder andere überraschende Wendung nehmen.

Als Constance nämlich erkennt, dass sie fast kein Mittel mehr hat, um Jeremy von sich zu weisen, kommt sie auf Anregung ihrer Sekretärin Diana (Ulli Klein) auf die vermeintlich rettende Idee, zu behaupten, sie sei bereits verheiratet. Und als Godfrey Earl of Harpenden (Andreas Risse) erscheint, wird er prompt zu ihrem Ehemann erklärt, was seiner Frau Sybil (Steffi Mauder) selbstredend äußerst missfällt. Die Zweideutigkeiten und Anspielungen sorgen natürlich für Lacher, weil alle Mitwirkenden ihre Rollen derart überzeugend und mit so großer Leidenschaft spielen, dass sie ihr Publikum in jeder Szene packen. Jeremy „benutzt“ nun den Balkon als Druckmittel, um seine Liebe zu Constance zu beweisen, weil er mit seiner Poesie das ersehnte Ziel nicht erreicht. In diesem Tohuwabohu tauchen noch mehr Klienten auf, die einen Partner suchen: Kanonikus Fitch (Christoph Müller) und Mrs. Meadows (Melanie Rogwalder). Die Situation im Büro wird immer verworrener und droht zu eskalieren, als dann auch noch Sergeant Hill (Jörg Kouth) auftaucht und glaubt, in ein gewerblich genutztes „Liebesnest“ geraten zu sein. Ein weiteres Highlight setzt Anna (Sophia Kulik), die mit ihrem spanischen Akzent so manchen Zungenbrecher bewältigen musste und ihre Rolle ebenfalls mit viel Komik spielte. Die Zuschauer dürfen gespannt sein, wie sich der gordische Knoten löst, und so viel sei verraten: Es gibt ein Happy End!

Seit den Sommermonaten wurde geprobt, das Bühnenbild gebaut und alle administrativen Vorbereitungen wurden getroffen. „Wir haben dieses Stück im Frühjahr ausgesucht, weil die Besetzung und das Alter der Protagonisten perfekt zu unseren Laien-Darstellern passen“, erklären die beiden Regisseure Yvonne Schmidt und Jörg Kuschel. Genauso wichtig wie die Darstellenden auf der Bühne sind die helfenden Hände hinter der Bühne: Gerhard Patterer hat das Bühnenbild entworfen, für die reibungslose Technik waren Marcel Falland und Miriam Makosch verantwortlich, und Barbara Falland hat als Souffleuse kleine Texthänger sofort abgefangen.

Die Fans der „Fichtegickel“ sind seit jeher von deren Spielfreude und Können verwöhnt worden, und das hat auch einen Grund: Passend zum Eingangslied dann auch eine Textzeile aus dem „Theater“-Song: „Ihr schenkt uns Applaus, wir geben alles für euch und lachen und weinen für euch. Ja, wir geben alles für euch.“

Die nächsten Spieltermine sind am Samstag, 28. Oktober, um 20 Uhr, am Sonntag, 29. Oktober um 17 Uhr und am Samstag, 4. November, um 20 Uhr. Karten-Vorbestellung ist unter E-Mail: kartenbestellung[at]kv02[dot]de möglich. Die vorbestellten Karten werden an der Abendkasse im Haus Altkönig hinterlegt.

Die „Fichtegickel“ liefern ein darstellerisches Feuerwerk auf der Bühne.

Fotos: Muth-Ziebe

Birgit Kühn und Andreas Risse im Dialog

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