Die “Freunde der Waldsiedlung” fühlen sich seit vierzig Jahren zusammengehörig

Oberhöchstadt (hmz) – Die „Waldsiedlung“ ist das Tor nach Kronberg – wenigstens für diejenigen, die aus Richtung Oberursel kommen. Und augenzwinkernd hält sie mancher für den „vierten Stadtteil“, weil sie eine eigene Geschichte hat. Die hängt auch mit Heinz Haimerl, dem letzten Bürgermeister von Oberhöchstadt zusammen. Nach ihm und seiner Frau Marianne wurde kürzlich ein Platz benannt. Haimerl begegnete dem knappen Wohnraum ganz pragmatisch: Bei seinem Amtsantritt legte er eine Liste mit ungewöhnlich vielen Bauprojekten und Bebauungsplänen vor. Vorrangig war allerdings eine verbesserte Infrastruktur, ohne die sein Zuzugsmodell unattraktiv geblieben wäre. In diesem Zuge ist auch die „Waldsiedlung“ entstanden, die zur neuen Heimat für viele Heimatvertriebe und Wohnungssuchende aus der gesamten Umgebung wurde. Der „Sudetenring“ und die „Egerländer Straße“ erinnern noch heute an die ersten Bewohner. Das Areal gehörte ursprünglich zur Steinbacher Gemarkung und wurde „rausgetauscht“, bevor die Oberurseler Wohnungsgenossenschaft im Auftrag der Stadt eine Wohnsiedlung errichten konnte. Hans-Georg Kaufmann, Vorsitzender des Oberhöchstädter Vereinsrings und des Vereins „Freunde der Waldsiedlung“, erinnert sich zusammen mit Hannelore Müller an die Anfänge, als sich ein kleiner Kreis im „Kiosk Stühling“ zum Karten- oder Würfelspiel getroffen hat. Eben Heinz Haimerl, Manfred Hamers, Hans Kaufmann, Paul Nitzpon und Peter Voss. „Meine Eltern, Hans und Irene Kaufmann, haben hier im Jahr 1968 ein Reihenhaus gekauft. Alle, die hierher zogen, waren sich fremd. Bis sie anfingen, sich gegenseitig zu helfen und so ist auch eine gute Nachbarschaft entstanden“, so Kaufmann. Was lag da näher, als ein gemeinsames Fest zu organisieren? Die ersten Garagen wurden im Jahr 1974 ausgeräumt und schon ein Jahr später das erste „Waldfest“ gefeiert. Das Zelt „war ein Provisorium, eine Art Pergola, mit einer Bauplane abgedeckt, die bei Regen sehr ungünstig nachgegeben hat. Alles wurde von einem geschweißten Zeltgestänge gehalten. Der Clou war dann noch ein Tanzboden, der Stück für Stück transportiert und verlegt wurde. Wir haben eine Woche lang aufgebaut“, so Kaufmann. Das Feierabendbier und die Verköstigung durch die Frauen war dann wohlverdient. Dieses „Zelt“ war bis ins Jahr 2008 in Betrieb und es gab immer das gleiche Procedere beim Aufbau. Von amtlicher Seite dann ein Stopp. Ein professionelles Zelt musste es sein unter Einhaltung aller Bau- und Sicherheitsvorschriften. Zuständig dafür war nicht etwas die Stadt Kronberg, sondern Oberursel, weil es an der Grenze zum Steinbacher Wald stand. Die Zeltmeisterin „hat uns penibel auf die Finger geschaut. Erdnägel mussten 80 Zentimeter tief eingeschlagen werden, einen haben wir vergessen, genau unter einer Ecke der Tanzfläche. Es half nichts, es musste alles perfekt sein.“ Auch die Anzahl der Notausgänge sei nicht verhandelbar gewesen und über viele Jahre lang war die Nachbarstadt in Sachen Zeltbau der Ansprechpartner. Waren die „Freunde der Waldsiedlung“ in den Jahren von 1975 bis 1983 noch eine lose Gemeinschaft, war die Vereinsgründung nur noch eine Frage der Zeit. Im Jahr 1983, also vor vierzig Jahren, war es dann soweit, die Gründungssatzung wurde erstellt. Für 500 Mark spendierte die Stadt, damals war noch Rudolf Möller Bürgermeister, dem Verein einen Toilettenwagen, der noch bis vor drei Jahren gehalten hat. „Inzwischen haben wir hinter den Hochhäusern Vereinsgaragen und eine Toilettenanlage. Damit haben wir bei Festen, wie dem Vatertag nach Pfingsten und dem Waldfest im September keine Probleme mehr.“ Zu den festen Einrichtungen gehört die Adventsfeier für Kinder im Alter von einem bis zehn Jahre. „Im Schnitt sind es 55 Kinder, die eine Tüte in Empfang nehmen“, erzählt Hannelore Müller.

Viele Jahre lang haben Werner Maschke, Günter Jung und Hans Kaufmann Busfahrten organisiert, die für viele unvergessen bleiben dürften.

Weil einige nicht mehr dabei sein können, wird vorerst keine mehr geplant „Unsere Dauerfahrgäste sind eben nicht mehr so mobil.“ Den „Freunden der Waldsiedlung“ und ihren Vorsitzenden Erwin Nowack (1983 bis 1993), Manfred Harms (1993 bis 2008) und Hans-Georg Kaufmann (seit 2008) war und ist es wichtig, ihre Neubürger- und -bürgerinnen in „ihrer“ Siedlung freundlich aufzunehmen und aus „diesem Grund feiern auch viele mit uns, die aus anderen Herkunftsländern stammen. Wenn wir feiern, dann richten wir uns auch nach deren Wünschen“, so Kaufmann. Der „vierte Ortsteil“ zeigt, wie es auch gehen kann.

In diesem Jahr wird es bei den „Freunden der Waldsiedlung“ wieder ein Waldfest geben Fotos: Privat

Ein sehr rühriges Mitglied war Erwin Nowack, der viel Handwerkliches erledigt hat

Die Waldsiedlung in der Bauphase

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