Geschichten rund um den Turm
Aktuell
In diesem Jahr feiert der Kirchort St. Vitus in Oberhöchstadt die Einweihung ihrer barocken Kirche vor 300 Jahren. Die Vorgängerkirche auf dem Stuhlberg (heutige Kirchgasse) musste wegen diverser Brandschatzungen und Baufälligkeit im Jahre 1720 geschlossen werden. Der damalige rührige Pfarrer Dr. Johannes Kesmann erreichte beim Landesherrn Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn relativ schnell die Genehmigung zur Errichtung einer neuen Kirche außerhalb des Dorfes, deren Bau bereits 1722 begonnen wurde. Zu dieser Zeit lebten in Oberhöchstadt 350 Menschen. Im Zuge der Erweiterung der Kirche 1960 bis 1962 wurde das Kirchenschiff zum Chorraum und der bisherige Chorraum zur Sakristei mit einem Raum darüber umgestaltet. Im Laufe der Zeit wurde der Raum über der Sakristei zu einem Abstellraum und „Rumpelkammer“ degradiert.
Seit vielen Jahren bemühte sich der Verwaltungsrat vergeblich beim bischöflichen Ordinariat in Limburg um einen Zuschuss zur Renovierung. Um diesem Zustand ein Ende zu bereiten, ergriffen auf Vorschlag des damaligen Verwaltungsrates am 1. Februar 2000 rüstige Rentner die Initiative zur Renovierung dieses Raumes. Unter der Leitung des Architekten Dipl. Ing. F.J. Mühlenhoff und der fachlichen Beratung der Malerwerkstätte Hans Hembus machten sich ans Werk: Wenzel Eckert, Ferdinand Engel, Rolf Haub, Walter Hildmann, Bruno Hofmann, Diakon Hubert Käfer, Dieter Kunkel, Gerhard Lill und Schreinermeister Adam Bettenbühl. Einige Frauen sorgten täglich für ein kräftiges Frühstück der „Arbeiter“. Alle arbeiteten natürlich für „Gottes Lohn“. Wegen der Höhe des Raumes von etwa fünf Metern musste zunächst ein tragbares Gerüst aufgestellt werden. Die Zwischenwand zum Kirchenraum wurde schallschutzgedämmt, mit einem runden Fenster (Darstellung des hl. Vitus) aus der alten Kirche eingepasst und sodann direkt an den Kirchenraum geschoben. Vorher war hier Platz für eine Empore von ca. 1,5 m.
In das harte Mauerwerk wurden Schlitze für elektrische Leitungen geklopft und entsprechende Kabel verlegt. Ein Großteil des Verputzes wurde abgeklopft und anschließend erneuert, die Treppe musste grundlegend saniert werden, die Eisentreppe zum Glockenturm wurde mit Holz verschalt, neue Fußbodenplatten verlegt und verfugt. Letztendlich wurden der Raum und die Wand zur Kirche gestrichen.
So wurde in über 1000 unentgeltlichen Arbeitsstunden aller Beteiligten ein kleines Schmuckstück, eine kleine „Kapelle“ geschaffen, die als Andachts- und Meditationsraum, als Gruppen- und Probenraum genutzt werden kann. Der ehemalige Chorraum der alten Barockkirche strahlt wieder im alten Glanz, vor allem, wenn durch die beiden hohen Fenster das Sonnenlicht hereinbricht und in der Dunkelheit, wenn die neuen Lampen eine heimelige Atmosphäre schaffen.
Zu dieser Zeit wurde auch der Wappenstein des damaligen Regenten Lothar Franz von Schönborn (1695 bis 1729) grundlegend restauriert und auf einer neuen Stele vom Pfarrhof in den Chorraum versetzt, um ihn vor Verwitterung und Verfall zu schützen.
Im Gottesdienst am 12. Juni 2000 wurde der neu gestaltete Gemeinderaum, der jetzt den Namen „Schönborn-Raum“ erhielt, und der Wappenstein feierlich eingeweiht.
Finanziell unterstützt wurde dieses Vorhaben von vielen kleinen und großen Spendern der Gemeinde, sowie den Körperschaften der Stadt Kronberg, des Landkreises Hochtaunus sowie der Taunussparkasse.
Bruno Hofmann bei Mörtel-Arbeiten
Wenzel Eckert beim Verputzen Fotos: privat