Leserbrief

Unser Leser Gerd-Toni Wagner, Am Weißen Berg, Kronberg-Schönberg, schreibt zum Thema „gendergerechte Sprache“ und auf den Leserbrief von Maria Bechtel im Kronberger Boten Folgendes:
Frau Maria Bechtel beklagt in
ihrem Leserbrief den kometenhaften Aufstieg des Gendersternchens im „Kronberger Boten“. Und erbittet von der Redaktion den Mut, nicht jedem – je nach Perspektive – herrlichen oder dämlichen Zeitgeist nachzugeben. Das ist viel verlangt, der Konformitätsdruck von oben ist groß. Wen stört es da schon, dass 56 Prozent der Menschen in unserem Land überhaupt nichts von dieser Sternchenguckerei hält und nur ein Drittel ganz oder eher dafür ist (Umfrage Infratest DIMAP im Auftrag der WELT AM SONNTAG). Na ja, dass der Kronberger Bote es bisweilen auch nicht so genau nimmt, wenn es um geschlechtergerechte Berichterstattung geht, davon kann sich der Leser nur 11 Zeilen über dem Leserbrief von Frau Bechtel überzeugen: Im Bericht über einen versuchten Einbruch in eine Boutique fällt die Sternchenvariante komplett unter den Tisch! Da flüchtete „der Täter“ unerkannt. Unerkannt? Aber auf jeden Fall Täter? Nie und nimmer Täter*In? Täter immer männlich? Sogar bei Boutiquen?

Lieber Bote, haltet euch nicht an die linkspopulistische TAZ, auch nicht an den spiegelpopulistischen SPIEGEL, nehmt euch ein Beispiel an seriösen Medien, wie wäre es mit der FAZ oder der WELT? Oder gerne mit der Deutschen Presse Agentur, die sich bemüht, den „Spielraum für Gendergerechtigkeit zu nutzen, die uns die Sprache auch ohne solche besonderen Schreibweisen schon jetzt lässt.“ Das schafft ihr auch! Sonst droht ein Abdriften in gefährliches Fahrwasser: wie etwa an der Uni Kassel, die es ihren Lehrkräften nahelegt, einen Punkteabzug gegen nicht gegenderte Arbeiten von widerspenstigen „Studierenden“ in Stellung zu bringen - und damit Karrieren gefährdet. Nicht auszudenken, wenn mein ungegenderter Leserbrief einen Punkteabzug hinzunehmen hätte oder gar im digitalen Papierkorb endete.

Dieser Trend lässt sich nicht mehr unter „lebendige Sprache“ abheften, das endet in purem Zwang und Unfreiheit. Das zu erkennen braucht es nicht die Kenntnis Orwellscher Visionen, es reicht die Rückbesinnung auf schreckliche Sprachverhunzungen unseliger Zeiten deutscher Geschichte. Also, lieber Bote: Überlasse Sondersprachen den Knackis, den Oberlehrern in den Behörden und den akademischen „Eliten“ in den Sozial- und Orchideenfächern – der mündige Leser braucht keine Sprachkrücken, um zu wissen, wer oder was gemeint ist. Und zum Abschluss bitte ich die geneigte Leserschaft, mit mir gemeinsam Schillers „Die Räuber“ durchzugendern. Ich beginne mit „Die Raubenden“. Oder besser „Die Räuber*innen“…



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